Seit 1924 spielt der FC Aarau im Brügglifeld. Das Stadion ist alt und klein. 8000 Fans haben Platz, vor allem stehend. «Das Besondere ist, dass es so eng ist. Du spürst die Leute, wenn du auf dem Feld bist», schwärmt Fussballer Bastien Conus. Geschäftsführer Sandro Burki allerdings weist auf die Tücken des legendären Stadions hin.
Es steht mitten in einem Wohnquartier. Aktuell spiele der FC Aarau zwar in der Challenge League, da seien die Probleme nicht so gravierend. «Aber wenn 1000 Zürcher oder Basler Fans kommen und durchs Quartier ziehen, hat man schon mehr Aufwand», betont Burki. Erst kürzlich kam es am Rande des Derbys zwischen Aarau und Baden zu Ausschreitungen.
Die Polizei musste Fangruppen auseinanderhalten, setzte Gummischrot ein. Nicht gerade das, was man sich in unter einer ruhigen Wohngegend
vorstellt. Zudem nervt sich die Nachbarschaft über Fans, die in den Gärten Bierdosen entsorgen oder urinieren.
Auch das neue Stadion sorgt für Widerstand
Der FC Aarau sucht seit Jahrzehnten nach einer Alternative. Seit rund 20 Jahren ist ein neues Fussballstadion in einem ehemaligen Industriequartier nahe den Bahngleisen in Planung. Aktuell liegt ein riesiges Gebiet brach und ist eingezäunt.
Ein erstes Projekt sah an diesem Ort ein Stadion mit Einkaufszentrum vor. Es wurde über Jahre verzögert, landete mehrfach vor Bundesgericht. Dann entschied die Bauherrin HRS, dass sie eine andere Finanzierung brauche. Seit 2017 sind deshalb neben dem Stadion hohe Wohntürme geplant. Auch dieses Projekt wurde bis vor Bundesgericht bekämpft.
Im nächsten Jahr könnte ein konkretes Baugesuch aufliegen, erwartet der Aarauer Stadtbaumeister Jan Hlavica. Er rechnet mit Einsprachen: «Wir sind hier an einer exponierten Lage, entsprechend bringen sich mehr Leute ein. Wäre es irgendwo am Stadtrand, wäre es wohl einfacher.»
Stadion-Projekt Aarau: Die Chronologie
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Das geplante Fussballstadion beschäftigt Aarau schon lange. Ebenso der Widerstand dagegen. Das erste Projekt im Gebiet Torfeld Süd geht auf das Jahr 2007 zurück.
Zuerst war geplant, dass ein Einkaufszentrum im Stadion (Mantelnutzung) das Stadion querfinanziert. Weil sich das Einkaufverhalten mittlerweile aber verändert hat, wurde das Projekt neu aufgegleist.
Neu geplant sind vier Hochhäuser mit 600 Wohnungen. Sie sind zwischen 57 und 75 Meter hoch. Ohne Hochhäuser, die das Stadion querfinanzieren, gibt es kein neues Stadion, sagt die Bauherrin HRS.
Gegen alle bisherigen und das aktuelle Projekt gibt es Einsprachen von Anwohnerinnen und Anwohnern.
Das Aarauer Stadtparlament hat das aktuelle Projekt und die Beteiligung der Stadt im August 2019 genehmigt.
Ende November 2019 hat das Aarauer Stimmvolk Ja zur neuen Bau- und Nutzungsordnung und zum Baukredit gesagt.
Im November 2022 hat das Bundesgericht erneut Beschwerden gegen die Bau- und Nutzungsordnung abgewiesen.
Im Juni 2023 wird bekannt, dass der Gestaltungsplan noch einmal neu aufgelegt wird. Es wurden Bestimmungen zu Lärmemissionen überarbeitet und an die aktuelle Gesetzgebung angepasst.
Anwohnerinnen und Anwohner bestätigen dies gegenüber SRF. «Es gibt Leute, die Angst haben, vor allem wegen der Wohntürme», sagt einer. «Was uns persönlich stört, ist nicht das Stadion, sondern die Wohntürme», sagt eine andere.
Der Fall scheint klar: Wie das Brügglifeld liegt auch das neue Fussballstadion nahe an bewohntem Gebiet und sorgt für Widerstand. Stadtbaumeister Jan Hlavica rechnet damit, dass es bis zum Baustart noch mehrere Jahre dauert.
Hardturm Zürich: Auch hier wehrt sich die Nachbarschaft
Eine ganz ähnliche Situation erlebt die Stadt Zürich. Das geplante Hardturm-Stadion ist seit Jahren juristisch blockiert. Anwohnerinnen und Anwohner wehren sich, obwohl das Stimmvolk dem Projekt schon mehrfach seinen Segen gegeben hat.
Im besten Fall könnte die Baubewilligung in den nächsten ein bis zwei Jahren vorliegen, gibt sich die Bauherrin HRS optimistisch. Natürlich sind aber auch hier weitere Einsprachen möglich.
Nora Eichkorn vom städtischen Hochbaudepartement sieht ähnliche Schwierigkeiten wie in Aarau. «Es ist ein historischer Standort, es hat viel Nachbarschaft, die direkt betroffen ist.» Unter solchen Umständen löse ein Grossprojekt immer Widerstand aus.
In Zürich weiss man auch, dass es einfacher gehen kann: Das neue Eishockey-Stadion der ZSC Lions wurde in relativ kurzer Zeit geplant und gebaut. Es steht aber am Stadtrand, in einem Industriequartier in Altstetten.
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