Die Parkplätze sind voll, die Schlange vor der Skivermietung lang. «Solche Verhältnisse hatten wir früher jeweils an Wochenenden mit guten Schneeverhältnissen und Sonne», freut sich Hans Peter Wellig-Frei. Er betreibt in San Bernardino ein Hotel.
Lange bot San Bernardino jedoch ein anderes Bild. Während zwölf Jahren standen die Bergbahnen still. Und das, obwohl das Dorf vor seinem Dornröschenschlaf bei Gästen aus dem Tessin und aus Norditalien beliebt war.
Dass nun die Gäste wieder vermehrt nach San Bernardino kommen, hat mit einer Person zu tun: dem Tessiner Investor Stefano Artioli. Er will bis zu 300 Millionen Franken in das Dorf investieren.
Herzstück ist ein Hotelresort mit einem Wellnessbereich. Die Stimmbevölkerung hat dem Verkauf des entsprechenden Grundstücks im Juni deutlich zugestimmt. Zudem geplant sind weitere Hotels und die Wiederbelebung des Skigebietes.
Dass einige der Skilifte jetzt schon laufen, hat den Präsidenten Mattia Ciocco der Gemeinde Misox/Mesocco (zu der San Bernardino gehört) überrascht. Ciocco sagt: «Wir hatten mit Herrn Atioli abgemacht, dass die Bahnen bis spätestens im Winter 2024/2025 wieder laufen. Er hat es geschafft, die Bahnen dieses Jahr schon zu öffnen.»
Es war ein Exploit, die Bahn und das Restaurant in nur sechs Monaten bereitzumachen.
Innerhalb von sechs Monaten wurden die Bahn und das Bergrestaurant renoviert und für den Betrieb hergerichtet. Auch Investor Stefano Artioli stand schon auf der Piste: «Es war ein Exploit, die Bahn und das Restaurant in nur sechs Monaten bereitzumachen. Ich bin sehr zufrieden.»
Stefano Artioli hat schon mehrere historische Häuser und Hotels im Dorf San Bernardino gekauft. Ein grosses Plakat am Dorfeingang und verschiedene Baustellen weisen darauf hin, was noch kommen soll.
Kritik gibt es bisher keine
Die Stimmung im Dorf ist positiv. Der Skiverleiher freut sich über die vielen Kundinnen und Kunden. Und der Tourismusdirektor Christian Vigne sieht in der Eröffnung der Bahnen und im Ansturm über Neujahr vor allem eine Bestätigung, dass es Investor Stefano Artioli ernst meint: «Für mich war es eine schöne Überraschung und eine Bestätigung.»
Kritik an den grossen Plänen wurde bis jetzt keine laut. Das Abstimmungsresultat im Juni mit über 78 Prozent Zustimmung lässt ebenfalls darauf schliessen, dass die Grundstimmung sehr positiv ist.
Dass es so schnell geht, hat keiner erwartet.
Dass die Bergbahnen bereits offen sind, sorgt für zusätzliche Freude. Zum Beispiel bei Hotelier Hans Peter Wellig-Frei, der plant, auch sein Hotel auszubauen. Er sagt: «Vor einem Jahr haben alle gehofft, dass jetzt etwas passiert. Aber dass es so schnell geht, hat keiner erwartet.»