Der Medianlohn einer vollzeitbeschäftigten Person in der Schweiz hat sich zwischen 2022 und 2024 von 6788 auf 7024 Franken brutto erhöht. Das ist ein Plus von 3.5 Prozent.
Jede zehnte arbeitnehmende Person bezog einen Tieflohn, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt.
Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern nahmen weiter ab.
Der Durchschnittslohn ist der Lohn, den man erhält, wenn man alle Löhne zusammenrechnet und durch die Anzahl der Beschäftigten teilt. Er kann durch sehr hohe oder sehr niedrige Einkommen stark beeinflusst werden und dadurch ein verzerrtes Bild vermitteln.
Der Medianlohn hingegen ist der Lohn, der genau in der Mitte liegt, wenn man alle Einkommen der Grösse nach sortiert. Die eine Hälfte der Menschen verdient mehr, die andere weniger. Dadurch ist der Medianlohn weniger anfällig für Ausreisser und zeigt oft besser, was eine «typische» Person verdient.
Die 10 Prozent der Arbeitnehmenden mit den tiefsten Löhnen verdienten weniger als 4635 Franken pro Monat (Tieflohn), während die am besten bezahlten 10 Prozent der Arbeitnehmenden einen Lohn von über 12'526 Franken erhielten.
So wurde der Monatslohn berechnet
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Zur besseren Vergleichbarkeit hat das BFS alle Löhne auf einen standardisierten Monatslohn umgerechnet. Das bedeutet: Egal ob jemand Teilzeit oder Vollzeit arbeitet, die Angaben beziehen sich immer auf eine einheitliche Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche.
In den Bruttolohn fliessen der Lohn des Monats Oktober, Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer, Naturalleistungen, regelmässige Prämien sowie Umsatz- oder Provisionsanteile ein. Dazu kommen Entschädigungen für Schicht-, Nacht- und Sonntagsarbeit sowie anteilig der 13. Monatslohn und jährliche Sonderzahlungen wie Boni. Familien- und Kinderzulagen zählen nicht dazu.
Knapp ein Drittel der Arbeitnehmenden (32.6 Prozent) erhielt 2024 Boni mit einem Jahreswert von durchschnittlich 11'967 Franken.
Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männer gehen zurück
In der Gesamtwirtschaft verringert sich das Lohngefälle (Median) zwischen Frauen und Männern stetig. 2024 lag es bei 8.4 Prozent, gegenüber 9.5 Prozent im Jahr 2022, 10.8 Prozent im Jahr 2020 und 11.5 Prozent im Jahr 2018.
Die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede nehmen zwar stetig ab, sind jedoch umso ausgeprägter, je höher die Hierarchiestufe ist, schreibt das BFS. So verdienten im Jahr 2024 Frauen in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 10'077 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 11'715 Franken erhielten, was einer Differenz von 14 Prozent entspricht.
Grosse Lohnunterschiede je nach Branche
Je nach Wirtschaftszweig waren 2024 grosse Lohnunterschiede zu beobachten. Deutlich über dem Medianlohn (7024 Franken brutto pro Monat) lagen die Löhne in Branchen mit hoher Wertschöpfung wie der Forschung und Entwicklung (9139 Franken), der Pharmaindustrie (10'159 Franken), den Banken (10'723 Franken) oder der Tabakindustrie (14'304 Franken).
Legende:
Der Medianlohn in der Schweiz liegt 2024 bei 7024 Franken brutto.
Keystone/ Salvatore Di Nolfi
In der Mitte der Skala waren Branchen wie Metallerzeugung und -bearbeitung (6279 Franken), Baugewerbe (6616 Franken), Luftfahrt (7134 Franken), Grosshandel (7478 Franken) und Maschinenindustrie (7632 Franken) zu finden. Zuunterst in der Lohnpyramide waren der Detailhandel (5214 Franken), die Beherbergung (4715 Franken), die Gastronomie (4744 Franken) und die persönlichen Dienstleistungen (4496 Franken) angesiedelt.
Die Lohnhierarchie wird weitgehend vom Ausbildungsniveau bestimmt. Mit einem universitären Abschluss erhielten Arbeitnehmende für eine Vollzeitstelle einen Bruttomonatslohn von 10'533 Franken, mit einem Fachhochschulabschluss 9288 Franken und mit einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) 6390 Franken.
Zürich an der Spitze, Tessin als Schlusslicht
Die Schweizer Monatslöhne variieren zwischen den Regionen immer noch deutlich. Während der Bruttomedianlohn 2024 schweizweit 7024 Franken betrug, belief er sich in der Region Zürich auf 7502 Franken und im Tessin auf 5708 Franken.
Die 10 Prozent der bestbezahlten Personen verdienten in der Region Zürich über 13'970 Franken brutto pro Monat, in der Genferseeregion 12'636 Franken, in der Ostschweiz 11'030 Franken und im Tessin 10'012 Franken.
Freude bei Arbeitgeberverband – Kritik vom Gewerkschafter
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Der Medianlohn ist gemäss dem BFS 3.5 Prozent gestiegen und liegt erstmals über 70’000 Franken brutto im Monat für eine Vollzeitstelle. Das sei ein gutes Ergebnis, betont Roland A. Müller, der Direktor des Arbeitgeberverbandes: «Wir kommen aus der Corona-Zeit, dazu gibt es Kriege und Unsicherheit. Angesichts dessen zeigt die Lohnstatistik ein erfreuliches Bild.»
Deutlich skeptischer ist der Arbeitnehmervertreter, Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund: «Abzüglich der Teuerung sind die Löhne in den letzten Jahren nicht vom Fleck gekommen. Aufgrund der steigenden Krankenkassenprämien haben die Leute sogar weniger Geld zum Leben.»
Auf stagnierende oder gar sinkende Reallöhne in den letzten Jahren entgegnet Müller: «Es kommt immer darauf an, welche Zeitperiode man heranzieht.» Der Befund stimme zwar für die letzten Krisenjahre und der damit verbundenen Teuerung. «Man darf aber nicht erwarten, dass diese unmittelbar ausgeglichen werden kann.»
Diese regionalen Lohnunterschiede sind im Laufe der Zeit relativ beständig, schreibt das BFS. Gründe für die Lohnunterschiede seien die räumliche Konzentration von Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung und die strukturelle Besonderheiten der regionalen Arbeitsmärkte.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer bewerten Lohnstatistik verschieden
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Für Roland Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, ist der erstmals über 7000 Franken gestiegene Medianlohn sehr erfreulich angesichts der unsicheren Zeiten und der damit verbundenen Schwierigkeiten für Arbeitgeber. Die Löhne seien überall gestiegen. «Das zeugt von einem stabilen Arbeitsmarkt»: Dieser habe zu tun mit gut ausgebildeten Menschen, aber auch mit einer funktionierenden Sozialpartnerschaft. Auch wenn zuweilen hart verhandelt werde, komme man am Schluss zu einer Lösung. Die Schweiz gehört laut Müller zu den Ländern mit der höchsten sozialen Mobilität. «Wer sich laufend aus- und weiterbildet, kann sich nach oben arbeiten.»
«Das sind schlechte Nachrichten»
«Das sind schlechte Nachrichten», kommentierte dagegen Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, die BFS-Zahlen. In Zeitraum 2020 bis 2025 hätten die Reallöhne – also die Einkommen nach Abzug der Teuerung – abgenommen, und das trotz gestiegener Produktivität und trotz Fachkräftemangels. «Das ist historisch einzigartig in der Nachkriegszeit», stellte Lampart fest. Früher hätten Arbeitgeber mindestens die Teuerung ausgeglichen, wenn sie höhere Preise verrechnet hätten. Doch heute schlügen Arbeitgeber in den Lohnverhandlungen zuweilen sehr harte Töne an. Auch nach Gewinnen wollten sie die Löhne nicht erhöhen. Für Lampart sind die Zahlen «ein Hinweis, dass es nun auch in der Schweiz mehr Konflikte und ein härteres gewerkschaftliches Vorgehen braucht, damit es bei den Löhnen endlich aufwärts geht.»