Löhne wachsen weniger schnell: Die Löhne in der Schweiz werden 2026 voraussichtlich deutlich langsamer steigen als im Vorjahr. Eine geringere Inflation, Konjunktursorgen und US-Zölle bremsen das Wachstum. Im Schnitt dürften die Löhne nominal um 1 Prozent zulegen, nach 1.4 Prozent im Vorjahr, wie die am Mittwoch veröffentlichte UBS-Lohnumfrage zeigt. Damit wäre der Anstieg so gering wie seit fünf Jahren nicht mehr. Rund 400 Unternehmen aus 22 Branchen, die etwa 85 Prozent der Beschäftigten abdecken, nahmen an der Umfrage teil.
Exportbranche betroffen: Exportorientierte Branchen leiden teils direkt unter den US-Strafzöllen. Besonders trifft es die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) sowie die Uhren-, Chemie- und Pharmaindustrie (Medizinaltechnik). Auffällig: Die Chemie- und Pharmabranche, einst bekannt für überdurchschnittliche Lohnerhöhungen, plant für 2025 und 2026 nur noch Anpassungen auf Durchschnittsniveau. Mehr als ein Viertel der exportorientierten Unternehmen erwartet im nächsten Jahr sogar eine Rezession, während lediglich 10 Prozent mit einem Aufschwung rechnen.
Binnenwirtschaft als Stütze: In den binnenorientierten Branchen erwarten nur 10 Prozent der Unternehmen eine Rezession, während 30 Prozent mit einem Aufschwung rechnen. Vor allem Firmen aus dem Autogewerbe und der IT-Branche gehen im Vergleich zu anderen Branchen von einem stärkeren Lohnwachstum aus. Die IT-Branche profitiert weiterhin von einer guten Geschäftslage, angetrieben durch die Digitalisierung und die hohe Nachfrage nach Lösungen gegen Cyberangriffe (siehe Grafik).
Weniger Konsum: Der aussenwirtschaftliche Druck macht den inländischen Konsum umso wichtiger. Die UBS rechnet für kommendes Jahr mit einem Reallohnwachstum von 0.5 Prozent, nach 1.2 Prozent im Vorjahr. Das erhöht die Kaufkraft von Herr und Frau Schweizer jedoch nur minim. Denn: Höhere Krankenkassenprämien (+4.4 Prozent für 2026) belasten das Haushaltsbudgets. Das Ergebnis: weniger Geld im Portemonnaie. Daher dürfte der Konsum im nächsten Jahr zurückgehen – ein Dämpfer für die Binnenwirtschaft.
Trübe Aussichten: Der Wirtschaftsausblick der Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vorjahr eingetrübt und liegt unter dem langjährigen Durchschnitt. Laut der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) 2026 nur noch um 0.9 Prozent wachsen. Im Sommer hatte die KOF noch 1.5 Prozent prognostiziert. Die Mehrheit der Unternehmen rechnet daher im kommenden Jahr mit einer stagnierenden Wirtschaft. Doppelt so viele wie im Vorjahr (15 Prozent) erwarten sogar eine Rezession. Dennoch überwiegt weiterhin die Zahl der Firmen, die mit einem Aufschwung statt mit einer Rezession rechnen.
Die Verhandlungen mit den USA: US-Präsident Donald Trump hat nach eigenen Angaben hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Schweiz getroffen. Dabei dürfte es sich um Akteure aus der Wirtschaft handeln. Es seien vor allem Handelsfragen besprochen worden, schrieb Trump am Dienstag auf seiner Plattform Truth Social. Trumps positive Äusserungen könnten auf eine Deeskalation in dem Konflikt hindeuten. Die offizielle Schweiz hat dieses Treffen nicht näher kommentiert. Der US-Präsident hatte im August einen Zoll von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz verhängt.