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Bundesrat gegen Callcenter Spam-Filter sollen lästige Werbeanrufe blockieren

Über nichts anderes ärgern sich Schweizer Konsumenten so sehr wie über unerwünschte Werbeanrufe. Jetzt will der Bundesrat die Telekomfirmen verpflichten, lästige Werbeanrufe mit Filtern zu unterbinden. Doch wie wirksam sind Filter?

Wie gross ist das Problem mit unerwünschten Werbeanrufen von Callcentern? Der Bundesrat sieht gemäss seiner heute verabschiedeten Botschaft grossen Handlungsbedarf. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat für den Zeitraum von April 2012 bis Dezember 2015 45’803 Beschwerden wegen unerwünschten Werbeanrufen erhalten. Und gemäss Swisscom gehen 20 Prozent der Anrufe im Schweizer Festnetz auf das Konto von solchen Anrufen.

Wie will der Bundesrat gegen die ärgerlichen Telefonanrufe vorgehen ? Telekomfirmen wie Swisscom, Sunrise oder Salt werden verpflichtet, unerbetene Werbeanrufe auf Netzebene zu filtern. «Das funktioniert ähnlich wie ein Spamfilter bei E-Mails», sagt Matthias Hürlimann, Leiter der Sektion Telekomrecht beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Diese Filter funktionierten dynamisch. Wenn beispielsweise über eine bestimmte Nummer innert kurzer Zeit ungewöhnlich viele Anrufe erfolgen und weitere Unregelmässigkeiten auftreten, wird der Filter aktiv und sperrt sie, erklärt Hürlimann.

Gibt es bereits solche Filter? Ja, die Swisscom hat bereits im letzten Jahr einen sogenannten Callfilter fürs Festnetz lanciert. Kunden können den Filter aktivieren, der dann Werbeanrufe sowie anonyme und nicht identifizierbare Telefonanrufe blockiert. Seit der Lancierung Ende November 2016 bis Ende Mai hat der Dienst gemäss Swisscom 5,8 Millionen unseriöse Werbeanrufe unterbunden. Swisscom plant zudem einen Filter für die mobile Kommunikation. Sunrise ist gemäss Mediensprecherin Therese Wenger daran, mögliche Lösungen zu evaluieren. Wann der Filter komme, hänge auch noch vom Parlament und den Vollzugsvorschriften der Vorlage ab. Ganz ähnlich äussert sich Salt.

Was bringen Filter gegen unerwünschte Werbeanrufe? Callcenter operieren häufig im Ausland, verfügen aber über Schweizer Nummern. Diese haben sie beim Bakom oder bei Zwischenhändlern erworben. Callcenter können aber auch die Nummer eines unbeteiligten Dritten als Telefonnummer angeben. So können sie ihre Identität verschleiern (sogenanntes «Spoofing»). Es ist deshalb technisch nicht einfach, sämtliche unerwünschte Werbeanrufe zu blockieren. Telekom-Spezialist Oliver Zadori vom Vergleichsdienst Dschungelkompass verweist auf den E-Mail-Bereich, in dem es ebenfalls diverse Blocker gebe: «Trotzdem kommt gewisser Spam durch.» Und Matthias Hürlimann vom Bakom ergänzt: «Die Wirksamkeit hängt vom Stand der Technik ab». Konsumentinnen und Konsumenten müssen also wohl auch in Zukunft mit lästigen Werbeanrufen rechnen.

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