Zum Inhalt springen

Bundesrat verschärft Klimaziel «Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren»

  • Der Bundesrat verschärft das Klimaziel: Bis 2050 soll die Schweiz den CO2-Ausstoss stärker senken, als ursprünglich geplant.
  • Die Schweiz soll bis in 30 Jahren klimaneutral sein und unter dem Strich keine Treibhausgas-Emissionen mehr ausstossen.
  • Damit entspricht die Schweiz dem international vereinbarten Ziel, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1.5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg reist mit dem Segelboot an den Klimagipfel von New York. Die Schweizer Delegation dürfte eine weniger abenteuerliche Anreise bevorzugen. Doch auch sie will Ende September ein Ausrufezeichen setzen: Bis 2050 soll das Land klimaneutral sein.

Gerade die Schweiz als verletzliches Alpenland hat ein ureigenes Interesse daran, den Klimawandel zu begrenzen.
Autor: Simonetta Sommaruga Umweltministerin

Die Schweiz hat sich im Rahmen des Pariser Klimaübereinkommens verpflichtet, bis 2030 ihren Treibhausgasausstoss gegenüber dem Stand von 1990 zu halbieren. Aufgrund neuester Erkenntnisse des Weltklimarates hat der Bundesrat nun aber entschieden, dieses Ziel zu verschärfen.

«Der Weltklimarat hat aufgezeigt, welch gravierende Folgen eine globale Erwärmung von zwei Grad haben kann», so Simonetta Sommaruga vor den Medien in Bern. Die bisherigen Anstrengungen reichten nicht, so die Umweltministerin: «Wir dürfen keine Zeit verlieren.»

Netto-Null-Emissionen bis 2050

Gerade die Schweiz als verletzliches Alpenland habe ein ureigenes Interesse daran, den Klimawandel zu begrenzen. Der aktuelle Sommer habe gezeigt, dass dieser Realität sei: Rekordhitze, starke Niederschläge, Wassermangel und Hochwasser belegten den Klimawandel und würden in Zukunft vermehrt auftreten.

Das neue Ziel des Bundesrats: Die Schweiz soll bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Das neue Klimaziel stelle sicher, so Sommaruga, dass die Schweiz ihren Beitrag zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung auf unter 1.5 Grad leiste.

Alarmierende Erkenntnisse des Weltklimarats

Box aufklappen Box zuklappen

Das aktuelle Emissionsziel der Schweiz basierte auf Erkenntnissen des Weltklimarates (IPCC), wonach die Klimaerwärmung bis zum Jahr 2100 auf unter 2 Grad zu begrenzen ist, um gravierende Folgen für Mensch und Artenvielfalt zu verhindern.

2018 hat der IPCC aufgezeigt, dass bereits ab einer globalen Erwärmung um 1.5 Grad mit gravierenden Veränderungen der Ökosysteme gerechnet werden muss und eine ausgeglichene Emissionsbilanz von Netto-Null bereits wesentlich früher erreicht werden muss.

Die Schweiz reiht sich damit in eine Vielzahl von Ländern ein, die Netto-Null-Ziele für 2050 anstreben. Die Schweiz ist laut dem Bundesrat vom Klimawandel besonders betroffen, da die Temperaturen hierzulande doppelt so stark steigen wie im weltweiten Durchschnitt.

Deswegen sollten Bevölkerung und Wirtschaft motiviert werden, möglichst rasch in klimafreundliche Lösungen zu investieren, sagte Sommaruga. Insofern seien die verschärften Klimaziele auch eine Chance, eine Visitenkarte der Innovationskraft der Schweiz abzugeben.

So soll die Klimaneutralität gelingen

Box aufklappen Box zuklappen

Die Umweltministerin zeigte sich überzeugt, dass es in der Schweiz noch Potenzial gibt. Sie erinnerte daran, dass beispielsweise immer noch neue Ölheizungen eingebaut werden. Mit den heute bekannten Technologien und dem Einsatz erneuerbarer Energien könnten die CO2-Emissionen in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie um bis zu 95 Prozent gesenkt werden, schreibt das Uvek. Auch in der Landwirtschaft gebe es Verminderungspotenzial.

Zum Ausgleich der verbleibenden Emissionen sollen künftig neben den natürlichen CO2-Speichern wie Wäldern und Böden auch Technologien zum Einsatz kommen, die der Atmosphäre Treibhausgase entziehen und diese speichern. Die Schweizer Industrie und Forschung spielten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung solcher Emissionstechnologien, betont das Uvek. (sda)

Die Bundesrätin schloss: «Dreissig Jahre sind keine lange Zeit, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Energiewirtschaft anzupassen.» Deswegen sei es wichtig, dass die Vorgaben klar benennt würden.

Meistgelesene Artikel