Wie immer, wenn es um die Wahl eines neuen Mitglieds in den Bundesrat geht, stehen die offiziellen Kandidaten der Partei den anderen Fraktionen im Bundeshaus Red und Antwort.
Heute gaben sich Jon Pult und Beat Jans, die beiden von der SP-Fraktion für die Nachfolge von Alain Berset vorgeschlagenen Kandidaten, bei ihren Kolleginnen und Kollegen der anderen Parteien die Klinke in die Hand.
Beide hatten Termine bei der SVP, der FDP, den Grünen und der GLP. Die Mitte wird beide SP-Kandidaten erst am 12. Dezember, am Tag vor der Wahl, anhören.
Schwierige Aufgabe bei der SVP
Für Pult begann der Hearing-Marathon mit der vielleicht schwierigsten Aufgabe: Er trat bei der SVP-Fraktion an. Am Wochenende hatte SVP-Doyen Christoph Blocher ihn und seinen Konkurrenten Jans als linke Ideologen bezeichnet.
Sichtlich angespannt, in Anzug und Krawatte, begab sich der 39-jährige SP-Bundesratskandidat an allen Mikrofonen vorbei Richtung SVP-Sitzungszimmer. Ein Wort zu seinem Befinden? Fehlanzeige.
Nach 45 Minuten gabs einen kurzen Applaus hinter verschlossenen Türen. Dann kam Pult heraus – wieder kein Kommentar.
Derweil stand bereits Jans bereit für seinen Auftritt bei der SVP. Er wirkte etwas lockerer, doch verschwiegen gab auch er sich.
SVP hält sich bedeckt
Bekennt sich die SVP nun doch zu einem der beiden Kandidaten? Oder ermuntert sie Sprengkandidaten wie den verschmähten Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch? Nichts von alledem: Die SVP lässt verlauten, sie habe ihre Vorentscheide verschoben.
«Die Diskussion wird nächste Woche geführt – der Antrag des Fraktionspräsidiums wurde angenommen», erklärte Lorenzo Quadri, Tessiner Lega-Nationalrat, der zur SVP-Fraktion gehört.
Schriftlich bekräftigte die SVP lediglich, dass sie den Anspruch der SP auf einen zweiten Sitz unterstütze – eine Absage an mögliche Spielchen rund um den SP-Sitz.
Parteien legen sich nicht fest
Für Jans und Pult gings derweil weiter zu den anderen Parteien – zu den Grünen, den Grünliberalen und zur FDP. Überall gingen die zwei SP-Bundesratskandidaten praktisch wortlos rein und raus. Oft wirkte Jans dabei etwas lockerer.
Die Grünliberalen legten sich nach den Hearings nicht fest – die Grünen teilten mit, dass für sie beide «wählbar» seien. Dabei bekannte sich Vizepräsidentin Sibel Arslan allerdings klar zum Basler Regierungspräsidenten Beat Jans: «Als Baslerin bin ich da allerdings nicht sehr objektiv.»
Nur ein Hearing für Sprengkandidat Andrey
Und da wäre noch der grüne Sprengkandidat: Gerhard Andrey. Der Freiburger will ja der FDP einen Sitz streitig machen. FDP und Mitte wollen ihn gar nicht anhören, die SVP-Spitze traf sich am Vormittag mit ihm zu einem Kaffee.
Ein eigentliches Hearing hatte er nur mit den Grünliberalen. «Es war ein angenehmes und sehr konstruktives Gespräch», sagte Andrey danach. Ob die Grünliberalen Andrey und somit den grünen Angriff auf die FDP auch unterstützen, lässt die Partei offen.
Und auch sonst bleibt noch ziemlich viel offen im Bundesratsrennen, das am 13. Dezember entschieden wird.