Camping ist im Trend. Alleine und flexibel reisen – das überzeugte während der Corona-Pandemie auch jüngere und urbane Menschen. Heiden (AR) stellt deshalb als eine der ersten Gemeinden in der Schweiz Wohnmobil-Plätze an bester, zentraler Lage zur Verfügung. Ab sofort.
Stellplätze für Camperinnen liegen oft naturnah, abgelegen oder an Seen. Aber vermehrt brauchen «Büssli» auch Stellplätze und Infrastruktur in zentralen Lagen. Das erkannte auch Rolf Järmann. Der ehemalige Radrennprofi und Wohnmobil-Blogger aus Arbon (TG) schrieb auf der Suche nach attraktiven, neuen Stellplätzen über 2000 E-Mails an Gemeinden in der ganzen Schweiz.
Der Rücklauf war spärlich. Von den meisten habe er eine negative oder keine Antwort erhalten, sagt Järmann, der zudem Präsident des Vereins Wohnmobilland Schweiz ist. «Viele Tourismusregionen glauben immer noch, Wohnmobilisten können sich keine Hotels leisten. Die Regionen müssen sich bewusst werden, dass Camper im Ort viel Geld liegen lassen. Zum Beispiel für ein Abendessen.»
Klein anfangen, Entwicklung abwarten
Die positive Antwort von Heiden ist die Ausnahme. Dort können jetzt bis zu neun Wohnmobile oder Camper mitten im Dorf abgestellt werden. Zwei kleinere Plätze gibt es bei der Kirche, zwei grössere beim zentralen Park und fünf beim Bahnhof Schwendi.
Der Aufwand für die Gemeinde hält sich in Grenzen. Öffentliche Toiletten gibt es bereits, der Kurverein schaut nach dem Rechten. Die Plätze sind – noch – schlichte Parkplätze. Je nach Bedarf könne das aber angepasst werden, sagt der zuständige Gemeinderat Stefan Züst: «Wir fangen klein an und schauen, wie es sich entwickelt. Je mehr Wohnmobilisten kommen, desto mehr Infrastruktur werden wir zur Verfügung stellen.»
Reservation nicht möglich
Die Gemeinde Heiden hofft, dass die Camperinnen und Camper im Zentrum auch etwas Geld liegenlassen. Mit Problemen mit Anwohnern rechnet Stefan Züst indes nicht: «Das wird sich zeigen. Ich glaube aber, dass Wohnmobilisten gesittete Leute sind und wissen, wie man sich in einem Dorf verhält.»
Reserviert werden können die neun Stellplätze nicht. Das Prinzip lautet: «Dä Schneller isch dä Gschwinder.» Ein Camping-«Büssli» darf zudem nur maximal drei Nächte auf einem Platz bleiben, für 12 Franken plus Kurtaxe pro Nacht.