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Legende: SRF

Chat zum Mühleberg-Shutdown Fragen und Antworten zur AKW-Abschaltung

Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben Ihre Fragen zur Abschaltung des AKW Mühleberg beantwortet.

Experten im AKW-Chat

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Ulrich Bielert
Leiter Stab Kernkraftwerk Mühleberg
BKW AG

Frank Rutschmann
Leiter Sektion Erneuerbare Energien
Bundesamt für Energie BFE

Christian Schaffner
Executive Director
Energy Science Center ETH Zürich

Andreas Schmidt
Projektleiter Kommunikation
BKW AG

Christoph Schreyer
Leiter Sektion Energieeffizienter Verkehr
Bundesamt für Energie BFE

Ralf Straub
Fachspezialist Internationale Kernenergie
Bundesamt für Energie BFE

Patrick Studer
Leiter Medienstelle
Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra

Christoph Trösch
Mediensprecher
Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI

Chat-Protokoll

Karina Muster, Bern: Weshalb wird Mühleberg abgeschaltet?

BKW: Das Kernkraftwerk Mühleberg wird aus wirtschaftlichen Gründen endgültig ausser Betrieb genommen und zurückgebaut.

Ernst Koch, Baden AG: Wie geht überhaupt eine Totalabschaltung vor sich? Werden zuerst jene Brennstäbe aus dem Reaktorteil hoch gehobe, die für die dauernde Kettenreaktion verantwortlich waren? Und: wie lange dauert eine Abschaltung der ganzen Anlage?

BKW: Die endgültige Einstellung des Leistungsbetriebs läuft genau so ab wie eine Abstellung zur Jahresrevision. Die Kettenreaktion im Reaktor wird durch das Einfahren der Steuerstäbe unterbrochen. Danach kann der Druck abgebaut und der Reaktor abgekühlt werden. Wenn die Temperatur im Reaktor tief genug ist, kann der Reaktordruckbehälter geöffnet werden und die Brennelemente können in das Brennelementlagerbecken gebracht werden, wo sie weiter abkühlen. Dieser Vorgang dauert bei einer Jahresrevision etwa 1 Tag. Jetzt haben wir aber etwas mehr Zeit dafür.

Timothée Mollet, Lyss: Wie gefährlich ist hochradioaktiver Abfall in etwa 300 Jahren wenn kaum mehr Spaltprodukte vorhanden sind? Wie lange kann zu diesem Zeitpunkt ein Mensch direkt auf dem Abfall stehen, ohne eine tödliche Dosis aufzunehmen?

Patrick Studer: Nach 300 Jahren sind viele Spaltprodukte weg ( etwa Cäsium137 mit 30 Jahren Halbwertszeit) oder strahlen nur noch viel schwächer. Trotzdem empfiehlt es sich nicht, nach 300 Jahren auf hochaktivem Abfall zu stehen. Heute würde man in einigen Minuten eine tödliche Dosis aufnehmen, in 300 Jahren eher in Stunden oder Tagen. Für exakte Angaben müssten wir rechnen.

Werner Bechtel, Bülach: Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, EMPA, Elcom, Axpo, PSI, und die SVP, sowie 3 Energievereine sehen große Gefahr von Strommangellage. ETH und BFE hat keine neue Speicherstudie. Bundesrat und Kantone sind in der Verantwortung der Versorgungssicherheit. Warum geschieht nichts?

Christian Schaffner: Wir sind an der ETH Zürich nah an dieser Thematik dran: Unsere Studien zeigen, dass wir in Bezug auf Energiemenge in den nächsten Jahren eine gute Ausgangslage haben. Dies insbesondere, da die Schweiz in Europa netztechnisch sehr gut eingebunden ist. Ab ungefähr 2030 kann es aber europaweit durchaus grosse Herausforderungen geben, insbesondere wenn die Elektrifizierung im Gebäude- und Mobilitätsbereich voranschreitet. Zudem gibt es aber auch Herausforderungen im Netzbetrieb, wo Swissgrid zuständig ist. Die hat unser System im Griff, aber muss auch immer wieder Engpässen im Netz entgegenwirken. Wichtig zu sehen: Versorgungssicherheit ist ein europäisches Thema: Wenn es europaweit zu wenig Strom gibt, haben wir auch ein Problem. Falls es in der Schweiz zu wenig hat, dann gibt es wohl auch ein gesamteuropäisches Problem. Aber: Wir müssen unsere Netze für die Zukunft fit halten! Und in Zukunft werden wir wohl mehr Speicher brauchen, auch saisonale. Da haben wir aber noch einige Jahre Zeit. Wir bleiben dran!

Christina Hagen, Weiningen: Keine AKW mehr! Wer bringt die Energie für die hochgelobten E-Autos?

Christoph Schreyer: Ende 2018 waren ca. 20"000 E-Fahrzeuge in der Schweiz in Betrieb (Details hier: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/mobilitaet-verkehr/verkehrsinfrastruktur-fahrzeuge/fahrzeuge/strassenfahrzeuge-bestand-motorisierungsgrad.assetdetail.7226846.html ). Die Erneuerung des gesamten Fahrzeugparks geht langsam vor sich. Der Strom für E-Fahrzeuge kann durch Effizienzsteigerungen in anderen Sektoren und vor allem den Zubau erneuerbarer Energien sichergestellt werden. Dort spielen E-Fahrzeuge eine wichtige Rolle, auch als flexible Zwischenspeicher z.B. von Solarstrom.

Werner Aeschlimann, Utzigen: Darf ich den Knopf drücken?

Chat-Admin: Der Job ist schon vergeben. ;-)

Albin Schmutz, Winterthur: Ich bin mir der Gefahr der Nuklear Kraftwerke bewusst, finde die Abschaltung, resp. kein Neubau einen grossen Fehler. Das Volk und die Industrie werden schwer dafür büssen, d.h. bezahlen. Während die Grossmächte weiterhin, weil notwendig, auf Atomkraftwerke setzen, stehen wir dann da wie die Dummen. Auch einige unserer Nachbarländer setzen weiterhin auf Atomstrom. Bei der gegenwärtigen Erderwärmung das einzig Richtige!!!

Ralf Straub: Aktuell werden über 400 kommerzielle Kernkraftwerke global betrieben. China baut aktiv ihre Kernenergie aus und wird in naher Zukunft das Land sein, mit der grössten Anzahl von Kernkraftwerken. Dabei spielt die IAEA, also die Internationale Atomenergieagentur in Wien, eine entscheidende Rolle für den sicheren Betrieb von kommerziellen Kernkraftwerken. Die Schweiz ist als Mitgliedsstaat der IAEA ein aktiver Akteur damit die nukleare Sicherheit global stetig erhöht wird.

Erwin Späni, Wangen: Wie lange dauert der Rückbau?

BKW: Wir rechnen damit, dass die Stilllegung rund 15 Jahre dauern wird. Dies entspricht in etwa den Erfahrungswerten aus Deutschland.

Fritz Voser, Neuenhof: Es ist mir unverständlich, weshalb wir in der heutigen Zeit ein AKW vollständig rückbauen. Der Reaktor wäre doch zu ersetzten durch eine Heizanlage (Biomasse) und der Rest "Betriebsgebäude, Maschinenhaus" könnte noch viele Jahre der Stromproduktion dienen. Das wäre eine umweltgerechte, zukunftsweisende Investition.

BKW: Der Reaktor ist durch den Betrieb aktiviert worden, d.h. das Material des Reaktordruckbehälters ist radioaktiv. Das Reaktorgebäude und das Maschinenhaus des Kernkraftwerks Mühleberg gehören zur Kontrollierten Zone. In diesem Bereich muss mit einer radioaktiven Kontamination von Komponenten und Oberflächen gerechnet werden. Daher ist der Rückbau einer Kernkraftwerks so aufwendig. Vor diesem Hintergrund lohnt sich eine Weiternutzung der bestehenden Anlagen in einer konventionellen Technologie nicht.

Fabio Hellinger, Wetzikon: Was passiert mit dem ganzen Atomabfall?

Patrick Studer: Der radioaktive Abfall wird sortiert, verpackt und kommt dann ins Zwischenlager in Würenlingen. Später kommen die Abfälle ins geologische Tiefenlager. Schwach radioaktive Abfälle können teilweise in ein Abklinglager gebracht werden und nach maximal 30 Jahren grösstenteils wiederverwendet werden.

Benedikt Jorns, Bremgarten BE: Die neuste Energiestatistik des Bundesamts für Energie sagt aus, dass Photovoltaik in der Schweiz 2,7% unseres Strombedarfs deckt. Gemäss meinen Informationen bringt Photovoltaik bei uns im Sommerhalbjahr ca. das Dreifache verglichen mit dem Winterquartal. Also deckt PV im kritischen Winterquartal zurzeit 1,35%. Bundesrätin Sommaruga verkündet, PV werde in der Schweiz doppelt soviel Strom produzieren wie heute die Kernenergie. Ist das realistisch? Lässt sie sich da nicht fragwürdig beeinflussen?

Christian Schaffner: Es ist richtig, dass Photovoltaik (PV) im Sommer viel mehr produziert, als im Winter. Dies ist übrigens auch bei der Wasserkraft so. Heute werden PV-Anlagen optimiert auf möglichst viel Produktion über"s Jahr gesehen. Die Anlagen könnten auch auf Winterstrom optimiert werden, indem sie anders ausgerichtet werden (z.B. steiler) oder aber auch vermehrt im alpinen Raum gebaut werden (mehr Sonne im Winter, Abstrahlung des Schnees hilft zusätzlich...). PV hat ein hohes Potential in der Schweiz (je nach Studien deutlich über 20 TWh pro Jahr) ist beträchtlich, aber die Problematik Winter-Sommer bleibt. Dazu gibt es zwei Dinge zu sagen: Erstens sind wir im europäischen Austausch, der Strom kann sehr gut über weite Distanzen transportiert werden und wir können von Winterproduktion in anderen Gebieten in Europa profitieren. Zweitens wird es wohl auf die lange Sicht (nach 2030) auch verstärkt saisonale Speicher brauchen. Da braucht es z.B. im Bereich Wasserstoff-Speicherung sicher weiter Forschung.

Nadja Müller, Bern: Welche Gefahren muss man bei der Abschaltung eines KKWs beachten?

Christoph Trösch: Während der Abschaltung entsteht keine zusätzliche Gefahr. Wie bei einem konventionellen Rückbau eines Gebäudes muss bei der Stilllegung auf den Arbeitsschutz geachtet werden. Bei einer nuklearen Stilllegung eines Kernkraftwerks kommt ein starker Fokus auf den Strahlenschutz des Personals, der Bevölkerung und der Umwelt dazu. Die BKW ist aus Sicht der Aufsichtsbehörde ENSI gut auf die Stilllegung vorbereitet.

Nico Roos, Küsnacht: Die NAGRA rechnet mit der Inbetriebnahme eines Endlagers in der Schweiz für den radioaktiven Abfall (auch vom KKM) ab 2050. Gibt es auch die Option oder Pläne die Schweizer radioaktiven Abfälle in Endlagern in Schweden oder Finnland zu entsorgen? Im Gegensatz zur Schweiz würden diese Länder gegen ein entsprechende Entgelt den KKM-Abfall wohl sicher gerne bei sich entsorgen lassen. Vielen Dank für Ihre Antwort.

Patrick Studer: Das Kernenergiegesetz verlangt, dass die Schweizer Abfälle in der Schweiz in geologischen Tiefenlagern entsorgt werden. Deshalb ist das keine Option.

Willi Wittwer, Meggen: Guten Tag, von meinem Stromlieferanten (CKW) werden mir 3 folgende Stromprodukte angeboten: Atomstrom, Wasserstrom, Alternativstrom. Physikalisch ist eine spezifische Lieferung nicht möglich. Diese Produkte sind reine kaufmännische, je nach Preis Subventionsprodukte. Wieso wird dem Strombezüger nicht klar kommuniziert, dass der Strom im Netz heut schon aus 16% sog. nicht definiertem. Importstrom besteht? Dieser Importstrom besteht vorwiegend aus billigem Kohlestrom! Wie sieht die Zukunft aus?

Christian Schaffner: Es ist zwischen der physischen Lieferung an der Steckdose und der vertraglichen Lieferung zu unterscheiden, das ist richtig. Sie zahlen für den Strom, den sie bestellt haben. Bzgl. der Kommunikation: dafür gibt es die Stromkennzeichnung: https://www.stromkennzeichnung.ch/de/suche.html Dort wird das sehr transparent dargestellt.

Matthias Engel, Bütschwil: Die Atomzeit geht zu Ende... Wie stellen wir sicher, dass bis zur abschaltung des letzten AKWs der Schweiz genügend Fachleute da sind, die die Kraftwerke sicher betreiben? Ich meine: Wer interessiert sich den noch für dieses aussterbende Gewerbe arbeiten zu wollen wenn doch alle AKWs abgeschaltet werden?

BKW: Der Know-How Erhalt ist in der Tat sehr wichtig, um weiterhin Kernkraftwerke in der Schweiz betreiben zu können. Ein Weg junge Ingenieure und Wissenschaftler für die Kernkraft zu interessieren besteht in einem interessanten Forschungsprogramm. In der Schweiz wird z.B. am Paul Scherrer Institut zu aktuellen Fragen der Kernenergie geforscht. Eine weitere Quelle für gut ausgebildete Fachleute ist das benachbarte Ausland.

Sandra Schenkel, Stadel: Guten Tag, weshalb wurde der Abschalttermin auf Anfang Winter festgelegt? Wäre es nicht ökonomisch sinnvoll und ökologisch vertretbar gewesen, dass Werk Ende Winter 2019/20 abzuschalten?

BKW: Der Betrieb des KKM ist bis 2019 befristet. Der Abschalttermin im Dezember ist also der spätest mögliche Termin.

P. Christen, Ennetbürgen: Reicht das Geld im Rückbau Fonds wirklich aus, damit alle KKWs ohne Einschüsse der öffentlichen Hand durchgeführt werden können?

Ralf Straub: Die Kostenstudie 2016 von STENFO (Stilllegungs- und Entsorgungsfonds) ist aktuell die Basis für die Schätzung aller Kosten in diesem Bereich. Diese Kostenstudie bildet den momentanen Stand der Erkenntnisse ab. Mit vorgesehenen ca. 24 Mrd. CHF werden beide Fonds relativ gut gefüllt sein. Im internationalen Vergleich wird die Schweiz als ein Vorbild für die Berechnung der Kosten wahrgenommen.

Nico Roos, Küsnacht: Wie viel Kapazität in Prozent wird der Entsorgungsabfall vom KKM in den jeweiligen 3 Lagerhallen im ZWILAG Zwischenlager Würenlingen beanspruchen? Und wie hoch wird die totale Restkapazität in Prozent in den jeweiligen 3 Lagerhallen im ZWILAG nach dem kompletten Rückbau des KKM sein? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Patrick Studer: Jedes Kraftwerk hat pro Lagerhalle ein gewisses Kontingent. Das Zwischenlager wurde so ausgelegt, dass es genug Platz bietet für alle Abfälle, die nicht schon bei den Werken gelagert werden. Mühleberg beansprucht schätzungsweise zwischen 10 und 25 Prozent pro Lagerhalle. Wenn Sie die genauen Zahlen haben möchten, können Sie uns gerne eine Mail an info@nagra.ch senden, dann suchen wir die im Detail heraus.

Martin Pfister, 8857 Vorderthal: Wie hoch wird der Strompreis denn noch getrieben? Warum werden nicht einfach mal für eine Woche alle AKWs vom Netz genommen und alle Auslandbezüge eingestellt in dieser Zeit? Würden dann alle merken wie wichtig die AKWs sind? Auch GRÜNE???

Christian Schaffner: Der Strompreis setzt sich aus verschiednen Komponenten zusammen (siehe z.B. https://www.strom.ch/de/energiewissen/produktion-und-handel/strompreise ): Die Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen sowohl für die gelieferte elektrische Energie (Energietarif) als auch für den Stromtransport vom Kraftwerk bis ins Haus (Netznutzungstarif). Den dritten Anteil am Strompreis bilden Abgaben ans Gemeinwesen sowie eine Abgabe zur Förderung der erneuerbaren Energien – und zum Schutz der Gewässer und Fische (politische Abgaben). Der Netzteil ist mehr oder weniger fix, der Energieteil hängt vom Produktionsmix des Lieferanten (und somit auch vom europäischen Strommarkt) ab. Wenn wir heute alle Kernkraftwerke vom Netz werden würden ohne Gegenmassnahmen, dann hätten wir sicher als erstes ein Stabilitätsproblem. Daher wird dies auch nicht auf einmal gemacht, sondern Schrittweise.

Rolf Bürgler, Lauerz: Die Brennstäbe müssen nach dem Abschalten noch jahrelang gekühlt werden. Warum ist es eigentlich nicht möglich, diese Wärmeenergie weiterhin zur Stromproduktion zu nutzen?

BKW: Im Leistungsbetrieb produziert das KKM über 1000 MW thermische Leistung. Wenige Monate nach der Abschaltung beträgt die Nachzerfallswärme der Brennelemente nur noch wenige hundert kW. Diese Wärmeenergie reicht nicht einmal die Gebäude des Kraftwerks im Winter zu heizen.

Peter Stöckli, Dübendorf: Warum wird das AKW Mühleberg im Winter abgeschaltet und nicht erst im Frühling? Durch den Winter hindurch brauchen wir doch mehr Strom, muss dieser nun importiert werden?

BKW: Der Betrieb des KKM ist bis 2019 befristet. Der Abschalttermin im Dezember ist also der spätest mögliche Termin.

Heinz Meier, Mettmenstetten: Lässt sich abschätzen, wie viel Strom künftig für E-Mobilität benötigt wird? Sind wir dafür gewappnet?

Christoph Schreyer: Falls sämtliche Personenwagen in der Schweiz (aktuell 4.6 Mio. PW) elektrisch betrieben werden, wird je nach Annahmen zwischen 11 und 14 TWh Strom benötigt, das sind ca. 15-20% unserer jährlichen Inlandsproduktion. der Zusatzbedarf für eine Elektrifizierung der Lieferwagen und Lastwagen beträgt ca. 5-6 TWh. Die Erneuerung des Fahrzeugparks benötigt Zeit, das schafft Chancen für den Zubau erneuerbarer Energien und Einsparungen in anderen Sektoren (es gibt z.B. immer noch viele ineffiziente Elektroheizungen).

Marc Cuony, Walchwil: Ich habe diesen Betrag in der Zeit.de Gelesen. Frage warum baut man das AKW Mühleberg nicht auf die neuste Generation von Kernreaktoren um anstatt für teures Geld es rückzubauen. "Wer Klimaschutz will, sollte auf eine neue Generation von Kernreaktoren setzen. Sie würden nicht nur CO₂-arm Strom liefern, sondern könnten sogar den Atommüll selbst verbrennen. Ein Gastbeitrag von Rainer Klute"

BKW: Ein "Umbau" eines bestehenden Kernkraftwerks auf eine "neuere Generation" ist nicht wirtschaftlich. Der Neubau eines Kernkraftwerks der neuesten Generation ist nicht möglich.

Peter Sager, Aeugst am Albis: Sind alle AKW Mühleberg und auch Beznau 100% sicher bei einem Terrorangriff mit einem A380 oder Frachtflugzeug an-225 mit einer Turbine Gewicht 91 Tonnen oder 2 Panzer mit je 45 Tonnen drin? Immer in der Annahme, dass die Terroristen auf 2 Meter genau einen beliebigen Punkt treffen können. Die Flugabwehr hätte keine Chance da eine Flugänderung erst gut 3 bis 5 Minuten vor dem möglichem Aufprall auffallen würde. Daher meine Frage sind alle CH- Werke vor so einem Angriff sicher?

Ralf Straub: In 2018 hat die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) alle Kernkraftwerke der Schweiz in Bezug auf die Nukleare Sicherung umfassend untersucht. Bei der Nuklearen Sicherung geht es unteranderem um den Schutz vor Terroranschlägen jeglicher Art, Cyberangriffe, etc. Die Schweiz hat bei dieser Untersuchung hat nach international anerkannten Kriterien der IAEA gut abgeschnitten und die Sicherungssysteme bieten einen umfangreichen Schutz.

Patrick Hauser, Reinach BL: ...und woher kommt nun der Strom der dieses AKW produziert hat?

Christian Schaffner: Die zuverlässige Stromversorgung basiert auf einem hochkomplexen System: Kraftwerke produzieren europaweit immer genau so viel Strom, wie auch verbraucht wird. Die Stromnetze sorgen dann dafür, dass der Strom dorthin gelangt, wo er benötigt wird. Dies funktioniert sehr dynamisch im Sekundenrythmus. Dabei verlassen sich die Zusammengeschlossenen Länder jeweils auf alle anderen. Also: erst mal kommt der Strom von allen anderen Kraftwerken in Europa. Die Strommenge von Mühleberg ist im Vergleich zur Produktion in Europa eher gering. Aber: Ja, in Zukunft müssen wir die Produktion von wegfallenden Kraftwerken (KKW, Kohlekraftwerke) nach und nach ersetzen. Und dies mit möglichst geringen CO2-Emissionen. Dies ist herausfordernd, aber machbar.

Frank Bader, Bern: Werden die Brennstäbe entsorgt oder können die noch in einem anderen AKW verwendet werden? Sie sind ja sicher noch nicht ausgebrannt?

Patrick Studer: Noch nicht ausgebrannte Brennelemente werden in der Regel nicht zwischen Kernkraftwerken untereinander ausgetauscht. Abgebrannte Brennelemente könnten theoretisch nach einer entsprechenden Wiederaufbereitung "rezykliert" werden. In der Schweiz ist die Wiederaufbereitung jedoch verboten.

Eva Suter, Malters: Und woher beziehen wir in der Zukunft den Strom? Wird der zum Schluss für den Endverbraucher teurer?

Christian Schaffner: Die zuverlässige Stromversorgung basiert auf einem hochkomplexen System: Kraftwerke produzieren europaweit immer genau so viel Strom, wie auch verbraucht wird. Die Stromnetze sorgen dann dafür, dass der Strom dorthin gelangt, wo er benötigt wird. Dies funktioniert sehr dynamisch im Sekundenrhythmus. Dabei verlassen sich die Zusammengeschlossenen Länder jeweils auf alle anderen. Also: erst mal kommt der Strom von allen anderen Kraftwerken in Europa. Die Strommenge von Mühleberg ist im Vergleich zur Produktion in Europa eher gering. Aber: Ja, in Zukunft müssen wir die Produktion von wegfallenden Kraftwerken (KKW, Kohlekraftwerke) nach und nach ersetzen. Und dies mit möglichst geringen CO2-Emissionen. Dies ist herausfordernd, aber machbar. Unsere Untersuchungen an der ETH zeigen, dass der Strompreis in Zukunft auch mit verstärkt erneuerbaren Quellen nicht massiv teurer werden wird.

Ferdy Schärli, Luzern: Um wieviel muss die Stromproduktion gesteigert werden, um die Leistung zu erzeugen, die notwendig ist, um in Zukunft alle fossilen Energieträger zu kompensieren, die in der Schweiz für Heizungen, Autos und E-Velos verbraucht werden?

Christoph Schreyer: Falls der gesamte Fahrzeugpark von aktuell über 4.6 Mio. Personenwagen in der Schweiz mit Strom betrieben wird, beträgt der Strombedarf je nach Annahmen zum künftigen Verbrauch der Fahrzeuge zwischen 11 und 14 TWh, das entspricht ca. 15-20% unserer heutigen Inlandsproduktion. Der Zusatzbedarf für E-Velos wird dagegen kaum von Bedeutung sein. Schätzungen für einen Ersatz der fossilen Heizungen gehen in eine ähnliche Grössenordnung (15 TWh), Informationen dazu finden Sie in dieser Präsentation von Prof. Patt von der ETH Zürich: https://ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/mavt/energy-science-center-dam/events/Energy%20Day%202019/04_Patt.pdf

Priska Häller, Eich: Wie sichert man im Winter die Energie?

Ralf Straub: Es werden alle vorhandenen Ressourcen, also Wasserkraft, verbleibende Kernkraft und zum kleinen Teil fossile Energieträger genutzt um die Stromversorgung sicherzustellen. Sollte dies nicht ausreichend sein, kann aus dem nahen Ausland zusätzlich Strom bezogen worden.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Wie lange dauert es bis man die Brennstäbe von Mühleberg ins Endlager bringen kann?

Patrick Studer: Das geologische Tiefenlager geht nicht vor 2060 in Betrieb. Vorher müssen die Brennelemente mehrere Jahrzehnte an der Erdoberfläche im Zwischenlager abklingen.

Martin Alven, 7050 Arosa: Suche Uebersicht: Wieviele M3 und kg hoch/mittel/ wenig/gar nciht radioaktiv versuchtes Material werden wann wohin gebracht werden? Genügen 15 Jahre zum Abbau? Was wird danach auf der Brache gemacht?

BKW: Die Gesamtmasse des KKM beträgt rund 200 000 Tonnen. Etwa acht Prozent davon sind radioaktiv verunreinigt – der grösste Teil aber nur gering. Diese Materialien lassen sich nach einer speziellen Reinigung als normaler Bauschutt deponieren oder wiederverwerten. Übrig bleiben knapp zwei Prozent radioaktive Abfälle, die speziell entsorgt werden müssen.Gemäss unserer Planung sind wir 2032 bereits fertig mit dem Rückbau. Wir nutzen das Gelände künftig entweder naturnah oder industriell.

Alex Aebi, 8604 Volketswil: Wie wird der Strom der jetzt wegfällt Kompensiert? Strom aus dem Ausland? Und wenn wie saubere ist der?

Christian Schaffner: Die zuverlässige Stromversorgung basiert auf einem hochkomplexen System: Kraftwerke produzieren europaweit immer genau so viel Strom, wie auch verbraucht wird. Die Stromnetze sorgen dann dafür, dass der Strom dorthin gelangt, wo er benötigt wird. Dies funktioniert sehr dynamisch im Sekundenrhythmus. Dabei verlassen sich die Zusammengeschlossenen Länder jeweils auf alle anderen. Also: erst mal kommt der Strom von allen anderen Kraftwerken in Europa. Die Strommenge von Mühleberg ist im Vergleich zur Produktion in Europa eher gering. Aber: Ja, in Zukunft müssen wir die Produktion von wegfallenden Kraftwerken (KKW, Kohlekraftwerke) nach und nach ersetzen. Und dies mit möglichst geringen CO2-Emissionen. Dies ist herausfordernd, aber machbar. Der importiere Strom ist so sauber, wie das entsprechende Kraftwerk, dass ihn produziert. Unsere Energieversorgung (und zwar nicht nur der Strom, auch die Wärmeversorgung, beim Verkehr) muss bis 2050 klimaneutral werden, daran führt nichts vorbei, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen. D.h. auch europaweit muss die Stromproduktion "sauber" werden.

Fabio Hellinger, Wetzikon: Wie viele Arbeitsstellen sind betroffen von der Abschaltung des AKWs?

BKW: Die BKW hat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Funktionsangebot 2020 gemacht, wie sie nach der Einstellung des Leistungsbetriebs im Kernkraftwerk Mühleberg weiterarbeiten können. Es gibt keine Entlassungen aufgrund der Abschaltung des KKM. Die Alterspyramide der Mitarbeitenden im KKM geht gut mit dem Personalbedarf für die Stilllegung einher.

Marcel Schwendener, Basel: Wer bezahlt die Leute, die das Tiefenlager bewachen und betreuen müssen? Konkret gefragt: z.B. Im Jahre 2850 n.Ch ??? Ich meine diese Frage ganz ernst, und um Chance auf eine Antwort von Ihnen zu erhöhen, frage ich nach dem Jahr 2850 und nicht nach dem Jahre....12850 n.Ch. oder 99850 n.Ch. oder.....

Patrick Studer: Ein Tiefenlager ist passiv sicher, das heisst, es ist auch ohne Überwachung und Wartung sicher. Künftige Generationen müssen das Lager nicht überwachen, wenn sie nicht wollen. In den gesamten Kosten für die Entsorgung sind 50 Jahre Überwachung einberechnet. So lange sind die Zugänge offen.

Luzius Juon, 7000 Chur: Wer übernimmt die Kosten des Rückbaues, sowie diejenigen für die definitive Entsorgung des vom AKW Mühleberg produzierten radioaktiven Abfalles?

Ralf Straub: Die Betreiber der Kernkraftwerke werden die Stilllegungs- und Entsorgungskosten übernehmen.

Jonas S, Olten: Im Artikel von 19.50 Uhr am 19.12.19 von Mirjam Spreiter wird geschrieben, dass "... Material von Lastwagen abtransportiert und in Recycling-Anlagen befördert wird, ..." Was sind das für Recycling-Anlagen und wo stehen sie? Wie findet ein solcher Recycling-Prozess statt? Und, unabhängig vom Artikel, was passiert mit radioaktivem Material, das nicht von Sandstrahlern gereinigt werden kann? Besten Dank für Ihre Antwort.

BKW: Da das KKM nicht über einen Bahnanschluss verfügt, muss alles Material per Lastwagen abtransportiert werden. Alles Material, das aus der Anlage ausgebaut wird, wird radiologisch kontrolliert. Falls es kontaminiert ist und nicht gereinigt werden kann, muss es als radioaktiver Abfall ins Zwischenlager Würenlingen gebracht werden. Falls das Material dekontaminiert werden kann oder gar nicht kontaminiert war unterliegt es keinen speziellen "nuklearen" Regelungen und kann wie anderes Recycling Material behandelt werden.

Peter Schneider, Spiez: Bitte bringen Sie Ihren Berichterstattern, Diskussionsleitern und sonst allen Beteiligten endlich einmal bei, dass die richtige Bezeichnung Kernkraftwerk und nicht Atomkraftwerk ist. In einer solchen Anlage werden Kerne gespalten und nicht Atome!

Robert Meyer, 9403 Goldach: Als ehemaliger Grüner frage ich mich, ob der Wechsel von CO2 freier Stromproduktion aus Mühleberg hin zu mehrheitlich umweltschädigender Stromproduktion aus Kohlekraftwerken nicht einklagbar ist. Warum schauen wir nur auf Deutschland mit seiner utopischen "Energiewende" und nicht nach dem erfolgreichsten CO2 Reduzierer Schweden mit seinen 12 Kernkraftwerken? Es bleibt nicht mehr viel Zeit umzudenken und die seit fünfzig Jahren zuverlässigste Stromproduktion aus Kernkraft neu zu fördern.

Christoph Schreyer: Die Energiestrategie 2050 wurde vom Schweizer Volk 2017 angenommen, ein Bestandteil der Energiestrategie ist auch, keine neuen Kernkraftwerke mehr zu bauen und die bestehenden Kraftwerke so lange zu betreiben, als diese sicher sind ( https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/politik/energiestrategie-2050.html ). Zentral wir der Zubau erneuerbarer Energien sein, das Potenzial dazu ist gross, ebenso auch die Möglichkeiten, Strom zu sparen.

Beat Blaser, Luzern: Müssen wir nun mit mehr Störungen und Ausfällen im Stromnetz rechnen?

Frank Rutschmann: Nein, die Versorgungssicherheit ist dank einem vielfältigen Kraftwerkspark in der Schweiz und intensiver Import-/Exporttätigkeit weiterhin gewährleistet. Der Zubau der erneuerbaren Stromproduktion, insbesondere der Photovoltaik, findet im vorgesehen Tempo statt.

Simon Schick, Bern: Das Endlager-Problem ist noch nicht gelöst. Wie geht es weiter? Müsste nicht die jetzige generation das Problem anpacken, anstatt alles auf die lange Bank zu schieben? Wir haben den Abfall verursacht, wir müssen ihn Endlagern.

Patrick Studer: An der Lösung wird intensiv gearbeitet. Seit 2008 läuft der «Sachplan geologische Tiefenlager», die Führung liegt beim Bund. Die Standortsuche ist weit fortgeschritten. In rund drei Jahren schlägt die Nagra den Standort vor und reicht ca zwei Jahre später das Rahmenbewilligungsgesuch ein. Über das Gesuch entscheiden Bundesrat und Parlament, der Entscheid unterliegt dem fakultativen Referendum. Die Eröffnung der Tiefenlager ist für das Jahr 2050 (schwach- und mittelaktive Abfälle) und 2060 (hochaktive Abfälle) geplant.

Beat Reuteler, Bützberg: Der beobachtbare Ausbau von Energiegewinnung aus Fotovoltaik seit ca. 2010 wird übers Jahr gesehen dazu führen, dass ca. 2022 so viel PV-Strom in der Schweiz erzeugt wird wie das AKW Mühleberg üblicherweise erzeugt hat. Warum fördert die Schweiz diesen Ausbau nicht stärker, so dass wir bald genug Energie hätten um auch Beznau I stillegen zu können, oder mehr fossile Energieträger ersetzen könnten?

Frank Rutschmann: Der Ausbau der Photovoltaik läuft schneller als geplant, die Zubauziele für das Jahr 2020 werden voraussichtlich übertroffen. Die Photovoltaik wird auch in den nächsten Jahren vom Bund finanziell und kommunikativ gefördert, damit auch das Zubauziel von 2035 (11.4 TWh aus neuen Erneuerbaren) erreicht werden kann.

Egon Schmutz, HERISAU: Wieso wird das AKW nicht nach dem energieintensiven Winter abgeschaltet, z. B. Im April?

BKW: Der Betrieb des KKM ist bis 2019 befristet. Der Abschalttermin im Dezember ist also der spätest mögliche Termin.

Nico Roos, Küsnacht: Es ist immer wieder die Rede, dass die BKW dank den Zinsen auf die Rückstellungen über die verbleibende Jahre sämtliche Kosten des Projekts deken wird. Deshalb wollte ich wissen; mit welcher Verzinsung in Prozent und totalen Zinsgewinn in Mio CHF der Rückstellungen respektive des nationalen Rückstellungsfonds rechnet die BKW bis und mit Abschluss des gesamten Stillegungs-, Entsogungs- und Rückbauprojekts? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Ralf Straub: Das Kapital der Fonds wird in den nationalen und internationalen Finanzmärkten angelegt. Die Verzinsung orientiert sich an der Art der Investments, in die investiert wird. Das können Aktien, Anleihen, Obligationen, etc. sein.

Ferdy Schärli, Luzern: Um wieviel muss die Stromproduktion in der Schweiz erhöht werden, wenn in Zukunft alle fossilen Energieträger mit Strom kompensiert werden müssen, die für Heizungen, Autos etc. aufgewendet werden? Ist das mit ein paar Windrädern, die ab und zu laufen wenn Wind hat, zu bewerkstelligen?

Christoph Schreyer: Für die Elektromobilität werden je nach Annahmen ca. 11-14 TWh zusätzlich benötigt für Personenwagen, weitere 6 TWh für eine Elektrifizierung der Liefer- und Lastwagen, wobei hier auch andere Technologien zum Einsatz kommen können, beispielsweise Wasserstoff. Der Ersatz fossiler Heizungen durch Wärmepumpen benötigt ca. 15 TWh. Eine gute Übersicht bietet die Präsentation von Prof. Patt von der ETH Zürich: https://ethz.ch/content/dam/ethz/special-interest/mavt/energy-science-center-dam/events/Energy%20Day%202019/04_Patt.pdf

Toni Durrer, 3400 Burgdorf: Guten Tag, wie siehts aus mit einem Endlager für die radioaktiven Abfälle?

Patrick Studer: An der Lösung wird intensiv gearbeitet. Seit 2008 läuft der «Sachplan geologische Tiefenlager», die Führung liegt beim Bund. Die Standortsuche ist weit fortgeschritten. In rund drei Jahren schlägt die Nagra den Standort vor und reicht ca zwei Jahre später das Rahmenbewilligungsgesuch ein. Über das Gesuch entscheiden Bundesrat und Parlament, der Entscheid unterliegt dem fakultativen Referendum. Die Eröffnung der Tiefenlager ist für das Jahr 2050 (schwach- und mittelaktive Abfälle) und 2060 (hochaktive Abfälle) geplant.

Luka B., Zürich: Wie viell % der energy des AKW können heute schon mit erneuerbaren ersetzt werden?

Frank Rutschmann: Die neuen erneuerbaren Energien machen heute rund einen Viertel der AKW-Stromproduktion aus. Mehr als die Hälfte davon stammt aus Photovoltaik-Anlagen.

Hans Burri, Zürich: Gemäss Radio SRF werden Axpo, Alpiq und BKW in Zukunft nicht mehr Atomstrom aus Frankreich beziehen als bisher, sondern im Gegenteil weniger. Man will mehr unplanbaren Windstrom aus Deutschland importieren und weniger Atomstrom aus Frankreich. Wie soll dies möglich sein, wenn nach dem abschalten des letzten deutschen KKWs Deutschland mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst zum Stromimporteur werden dürfte ??

Christian Schaffner: Ich kann nicht für die Beschaffungsstrategie von Axpo, Alpiq, BKW usw. sprechen. Aber ein paar Kommentare: Windstrom ist unterdessen sehr gut plan- bzw. prognostizierbar, das können die Ingenieure und Meteorologen heute sehr gut! Zur Frage, wie das gehen soll: Unsere Modelle an der ETH zeigen, dass dies technisch gut funktionieren kann. Aber es brauch in Zukunft grosse Investitionen in neue Kraftwerkskapazitäten, das ist klar. Schlussendlich funktioniert aber unsere Stromversorgung nur daher so gut, da wir international super vernetzt sind und dank Swissgrid das System jederzeit stabil halten können.

Laura Heller-Luber, Rüti ZH: In der Sendung wurde berichtet, dass die radioaktiven Abfälle nur bis 2024 in Würenlingen zwischengelagert werden. Wo werden diese dann bis zur Endlagerung gelagert?

Patrick Studer: Das muss ein Missverständnis sein. Die Abfälle aus Würenlingen gehen nicht vor 2050 ins Tiefenlager und bleiben vorher in Würenlingen. Spätestens in 2024 werden die Brennelemente aus Mühleberg ins Zwischenlager transportiert - das könnte der Grund für das Missverständnis sein.

martin weiss, lenzburg: Wiviel Geld ligt bereit um den Rückbau zu finanzieren? Mich würde auch interessieren, wie vil Geld gesammthaft bereitliegt um die 5 Akawes abzubauen.

BKW: Für das KKW Mühleberg sieht es folgendermassen aus: Die Kosten für die Stilllegung und Entsorgung belaufen sich insgesamt auf 3 Mia. Franken. Rund 80 Prozent der Kosten sind bereits von der BKW gedeckt.

Markus Böni, Winterthur: Gestützt auf welchen anerkannten Satz der https://de.wikipedia.org/wiki/Thermodynamik gibt es «erneuerbare» Energie?

Frank Rutschmann: Definition aus Wikipedia: «Als erneuerbare Energien oder regenerative Energien werden Energieträger bezeichnet, die im Rahmen des menschlichen Zeithorizonts praktisch unerschöpflich zur Verfügung stehen oder sich verhältnismäßig schnell erneuern. Damit grenzen sie sich von fossilen Energiequellen ab, die endlich sind oder sich erst über den Zeitraum von Millionen Jahren regenerieren.»

Peter Wegmann, Winterthur: Wofür haben Kernkraftwerke - nebst dem Kühlturm - einen Kamin?

BKW: Nicht alle Kernkraftwerke haben einen Kühlturm. KKM wird z.B. mit Flusswasser gekühlt. Im Betrieb des Reaktors entstehende nichtkondensierbare Gase werden ebenso wie die Abluft aus der kontrollierten Zone über einen Kamin zentral abgegeben. So können die Abgaben radiologisch überwacht und die Einhaltung der Abgabe-Grenzwerten sichergestellt werden.

Severin Kämpfer, Bremgarten3047: Wäre das radioaktive Material aus dem Reaktor (Brennstäbe) recyclebar? Die Franzosen betreiben ja Wiederaufbereitungsanlagen, könnten die unser Material brauchen?

Patrick Studer: Abgebrannte Brennelemente könnten theoretisch nach einer entsprechenden Wiederaufbereitung "rezykliert" werden. In der Schweiz ist die Wiederaufbereitung jedoch verboten. Früher wurden abgebrannte Brennelemente unter anderem in Frankreich aufgearbeitet.

Andreas Suter, Zug: Welches KKW geht als nächstes vom Netz?

Christoph Trösch: Das ENSI beteiligt sich nicht an den Spekulationen über die Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Leibstadt. Diese erfüllen die gesetzlichen Vorgaben und können so lange betrieben werden, wie sie sicher sind.

Georges Bossert, Gipf-Oberfrick: Historisch mal zwei: Eine Stunde und 15 Minuten vor der Abschaltung des Reaktors haben wir nach 15 Monaten "Probebetrieb" der PV-Anlage die offizielle Beglaubigung des Netzbetreibers unterschrieben. Sind zwar nur 11 Module mit WR und Batterie, aber immerhin knapp vor dem Ende des Produktionsbetriebs.

Benito Perez, Bern: Guten Tag ein Kollege von mir, jahrelanger Ingenieur im AKW Mühleberg , sagte mir dass die Forschung mit neuen sicheren Reaktoren bereits vorhanden sind. Weshalb wird das in der Schweiz von den Medien nicht verfolgt? Importieren wir lieber braunen Strom oder von extrem unsicheren AKW s aus dem Ausland?

Ralf Straub: Die Schweiz durch das SBFI, verfolgt die Neuentwicklung von sogenannten Generation-IV Reaktoren sehr genau. Dabei werden 6 neue Reaktortypen erforscht. Durch die Beteiligung am sogenannten GenIV Forum bleibt die Schweiz urteilsfähig.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Mich interessiert die Frage, ob es teurer ist ein AKW neu zu bauen oder den endgültigen Rückbau zu finanzieren.

BKW: Der Bau des KKM hat etwa 250 Mio CHF gekostet. Seit dem wurde ein Vielfaches dieses Betrages in Nachrüstungen investiert. Die Kosten der Stilllegung des KKM sind mit rund 1 Mrd CHF veranschlagt. Ein neues Kernkraftwerk würde heute wohl ein Vielfaches davon kosten, wobei die Kosten für eine spätere Stilllegung dann aber nicht in gleichem Masse steigen würden.

Andreas Keller, 5722 Gränichen: Nach einer Führung durch das KKL Leibstadt verfügen die ausgedienten Brennstäbe noch über 90% ihrer Energie, welche aber, aus politischen Gründen, scheinbar nicht mehr benutzt werden darf. Inwiefern stimmt diese Aussage für die Brennstäbe in Mühleberg und warum wird diese Energie nicht mehr weiter verwendet?

Patrick Studer: Abgebrannte Brennelemente könnten theoretisch nach einer entsprechenden Wiederaufbereitung "rezykliert" werden, um die verbleibenden Materialien zu nutzen. Das gilt auch für die Brennelemente aus Mühleberg. In der Schweiz ist die Wiederaufbereitung jedoch verboten.

Michael Feldinger, Basel: Wie wahrscheinlich ist das Szenario, dass in ein paar Jahren auch die "grünsten" Kritiker von Atomstrom auf allen Vieren herkommen und ganz leise bedauern, dass man sauberen Atomstrom dermaßen verdammt hat.

Frank Rutschmann: Jede Form der Energieumwandlung hat ihre Chancen und Risiken, und auch ihre Zeit. 2017 hat die CH-Bevölkerung mit 58% Ja-Stimmen beschlossen, keine neuen Kernkraftwerke mehr zu bauen. Wie es weltweit weiter geht, ist schwierig zu sagen. Mit Erneuerbaren und vor allem mehr Energieeffizienz ist man jedoch sicher auf dem nachhaltigsten Pfad.

Susanne Balmer, 3292: Guten Tag weil wir im Gefahrenbereich des AKW wohnen sind wir im Besitz der Jodtabletten. Sind diese nach der Abschaltung nicht mehr nötig und könnten entsorgt werden?

Christoph Trösch: Für die Jodtabletten ist das Bundesamt für Gesundheit BAG zuständig. Gemäss dem BAG sind die Tabletten noch bis 2024 gültig. Danach können sie in die Apotheke zurückgebracht werden.

Hans Jörg Feller, Prêles: Alle Atomaussteiger und e-Unterstützer wollen den fehlenden Strom im Ausland einkaufen.Gilt auch für Deutschland, Italien, Oesterreich etc -> Meine Frage: wer ist beauftragt und hat auch die Durchsetzungs-Kompetenzen, den BKW-Ausfall von ca 3TWh/a im Kanton Bern bis wann und wie zu ersetzen?

Christian Schaffner: In der Schweiz sind verschiedene Akteure für die Stromversorgung zuständig: Erst mal ist das natürlich die Branche selbst, also die Stromversorger. Die müssen schauen, dass jederzeit genügend Strom beschaffen können, entweder aus eigener Produktion oder aber auf dem Markt. Solange es europaweit genügend Produktionskapazitäten gibt (und das gibt es derzeit), die Stromnetze funktionieren (wir sind netztechnisch sehr gut angebunden und die Swissgrid stellt das sicher) und wir mit Europa Handel betreiben können, dann funktioniert das auch. Aber: wir müssen sicherstellen, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. D.h. wir müssen in Kraftwerkskapazitäten investieren (sei dies in der CH oder auch im Ausland), wir müssen die Netze stabil und fit halten und wir müssen darum besorgt sein, mit den Nachbarländer weiterhin Handel betreiben zu können. Sollte es tatsächlich eng werden, so sind auch das Bundesamt für Energie (BFE) sowie die Elektrizitätskommission (ElCom) als Aufsichtsbehörde gefragt.

Berhard Graser, Nern: Mühleberg Abgeschaltet was nun Das CO2 Problem bleibt aber ungelöst. 80 % unseres Engergieverbrauchs ist Erdöl und dort geht nichts Nach wie vor dürfen die Autos 40 % der Energie verbrauchen 80 % davon geht in die Umwelt Wann wird das letzte Auto mit Verbrennungsmotor ausgeschaltet?

Christoph Schreyer: Insgesamt werden im Verkehr in der Schweiz knapp 40% der Energie verbraucht (inkl. internationaler Luftverkehr), Details hier: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/statistik-und-geodaten/energiestatistiken/gesamtenergiestatistik.html ). Im Verkehrsbereich setzen die CO2-Emissionsvorschriften für Personenwagen und ab 2020 auch für leichte Nutzfahrzeuge starke Anreize für effizientere Antriebstechnologien. Ein Verbot von Verbrennungsmotoren wäre ein politischer Entscheid, bisher gab es hierzu keinen politischen Mehrheiten im Parlament. Die Entwicklung bei der Elektromobilität verläiuft rasant, die Fahrzeuge werden laufend günstiger und leistungsfähiger und werden sich nach Ansicht vieler Branchenexperten durchsetzen.

Juerg Spiegelberg, 3014 Bern: Wieso werden die akws abgestellt? was macht die schweiz ohne akws? ich bin dafür das neue gebaut werden und wir nicht einmal vom ausland abhängig werden. wie werden sie denn sonst den e-strom finanzieren? vom ausland ist es dann fast unbezahlbar!!!!

Ralf Straub: Das Schweizer Stimmvolk hat im Mai 2017 entschieden aus der Kernenergie schrittweise auszusteigen. Der Ausgleich erfolgt durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien; wie Photovoltaik, Wind, Biogas und sowie weiteren nichtfossilen Energieträgern.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Beschreiben Sie die grösste technische Herausforderung, die man beim Rückbau des AKWs bewältigen muss.

BKW: Mit vielen Arbeiten, die während des Rückbaus durchzuführen sind, haben wir schon während des Betriebs Erfahrungen sammeln können. Eine technische Herausforderung ist sicherlich die Zerlegung und Verpackung der aktivierten Einbauten aus dem Reaktordruckbehälter und die Zerlegung des Reaktordruckbehälters selbst.

Elvira Frei, Ganterschwil: Welche Temperatur haben die Brennstäbe? Wie lange geht es bis sie auf die Temperatur gekommen sind, bis sie ins Endlager kommen? und welche Temperatur haben diese zu diesem Zeitpunkt?

Patrick Studer: Die Temperatur hängt von der Umgebung ab. Werden sie gekühlt, sind sie verpackt? Was sich sagen lässt: Ein Transportbehälter für Brennelemente (Castor) erreicht im Zwischenlager eine Oberflächentemperatur von bis zu 60 Grad. Im Zwischenlager lässt man die Brennelemente rund 40 Jahre abklingen respektive abkühlen auf einen Sechstel der Wärmeleistung, die sie bei der Anlieferung im Zwischenlager hatten.

Jan Hayoz, Rüfenacht, Bern: Werden die Brennelemente in der Schweiz entsorgt?

Patrick Studer: Ja. Das Gesetz verlangt, dass die radioaktiven Abfälle aus der Schweiz in der Schweiz entsorgt werden, und zwar in geologischen Tiefenlagern.

Beat Blaser, Luzern: Wird das Stromnetz jetzt durch verstärkte Importe aus dem Ausland stärker belastet?

Christian Schaffner: Stromimporte belasten nicht in jedem Fall das Stromnetz stärker. Die Schweiz transportiert viel Strom von Norden nach Süden (nach Italien). Geht dieser Transit zurück (z.B. wenn Italien immer mehr Sonnenstrom produziert), dann können wir auch mehr importieren. Aber im speziellen Fall von Mühleberg ist es tatsächlich so, dass auf Grund der Abschaltung speziell im Winter gewisse Leitungen (insbesondere die Leitung Bassecourt – Mühleberg) stärker belastet werden. Daher sollte die Kapazität dieser Leitung mit einer Spannungserhöhung erhöht werden. Siehe u.a.: https://www.swissgrid.ch/dam/swissgrid/projects/project-overview/bassecourt-muehleberg/technischer-bericht-de.pdf

Jan Hayoz, Rüfenacht, Bern: Würde man nicht an Kosten sparen, wenn man das KKW Mühleberg nicht abgeschalten hätte?

Frank Rutschmann: Nein, im Gegenteil, die Anlage wird aus ökonomischen Gründen abgeschaltet. Ein Weiterbetrieb lohnt sich nicht mehr, weil mit zunehmendem Alter immer mehr investiert werden müsste, um die Sicherheit gewährleisten zu können.

Franz Duttwiler, Rheinfelden: Ist das erreichen des Klimaziels 2050 auschliesslich eine Frage des politischen Willens oder gibt es absehbare technische Hindernisse?

Christoph Schreyer: Das Klimaziel 2050 ist ambitioniert, im Rahmen der laufenden Revision des CO2-Gesetzes werden nun Massnahmen beschlossen. Das Potenzial erneuerbarer Energien auch in der Schweiz ist riesig, da stellen sich technische Herausforderungen. Für diese ist die Schweiz mit ihren innovativen Unternehmen und Hochschulen gut gewappnet.

Fabio Sommaruga, Frauenkappelen: Vielen Dank an das KKW Mühleberg und allen seinen Mitarbeiter die täglich ihr bestes gegeben haben für eine zuverlässige Stromversorgung. Danke KKW / BKW für 47 Jahre Elektrizität und zuverlässigkeit!Tschüss KKW

Barbara Dürr, Basel: Guten Tag, vielen Dank für die interessante Berichten. Mir fällt auf, dass ich am Radio in technischen Interviews bislang nur Männer gehört habe. Sind Atomkraftwerke vorab etwas für Männer oder gibt es auch Frauen, die man (technisch, bezüglich Brennstäbe etc.) interviewen könnte? - Ausserdem: wie sieht der Netto-Gewinn aus im Jahr 2034? - Mit Erinnerungen an mein erstes besuchtes Atomkraftwerk im Jahr 1971 in USA (damals ungeheuer neu und spannend) grüsst, Barbara Dürr

Patrick Studer: Ich kann nur für die Nagra sprechen: Wir haben eine ForschungschefIN.

Uli Nusko, Bern: Unsere PV-Anlage produziert übers Jahr 2.5x soviel Strom wie wir brauchen. Gibt es schon Wasserstoff-Speicher (mit Elektrolyse-Technik) für Mehrfamilienhäuser? Denn auch trotz der Umwandlungsverluste hätten wir dann wohl immer noch mehr als genug Strom übers ganze Jahr und keine in vielerlei Hinsicht problematische Batterien.

Frank Rutschmann: Solche Systeme gibt es, sie sind aber energetisch ineffizienter und teurer als Batterien. Beispiel: Energieautarkes MFH in Brütten ZH: https://www.energie-experten.ch/de/wohnen/detail/ein-haus-ohne-stromanschluss.html .

Kurt Rey, 3250 Lyss: Wieso sagen alle immer die Stillegung vom KKM sei das 1. Mal wo in der Schweiz ein Kernkraftwerk stillgelegt wird? Am 21. Januar 1969 wurde nämlich nach einem Störfall das Versuchsatomkraftwerk Lucens. Orientieren Sie darüber vor allem alle Radiosprecher.

Christoph Trösch: Die Ausserbetriebnahme des KKW Mühleberg ist die erste Ausserbetriebnahme eines kommerziellen Kernkraftwerks in der Schweiz. Mit der Ausserbetriebnahme von Forschungsreaktoren und dem Versuchsatomkraftwerk Lucens verfügt die Schweiz aber über Erfahrungen. Mehr Informationen zu Lucens finden Sie hier: https://www.ensi.ch/de/themen/versuchsatomkraftwerk-lucens/

Marcel Wiching, seon AG: Grüezi mitnand, muss Ich mir Sorgen machen ? Ich habe meine Jodtabletten Heute früh extra mit zur arbeit genommen. Grüessli de Marcel

BKW: Iod-Tabletten helfen nur bei einem Störfall im Leistungsbetrieb gegen eine sogenannte Inkorporation von Iod 131. Mit der heutigen endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs ist dies nicht mehr möglich. Technischer Hintergrund: I-131 hat eine kurze Halbwertszeit von 8 Tagen, so dass es bereits wenige Wochen nach der Abschaltung zerfallen ist. D.h. eine Iod-Prophylaxe ist dann nicht mehr erforderlich!

Joel Herger, Stans: Können wir die Versorgungslücke, die das AKW Mühleberg hinterlässt, langfristig nachhaltig schliessen? Oder machen wir uns noch abhängiger vom Ausland?

Christian Schaffner: Hierzu mal erst ein paar grundsätzliche Bemerkungen: Erstens: Die Schweiz importiert heute rund 75% ihrer benötigten Energie aus dem Ausland. Es sind dies v.a. fossile Energieträger und Brennelemente. Einer Reduktion dieser verringert unsere Abhängigkeit. Zweitens: Schon heute importieren wir im Winterhalbjahr grosse Mengen Strom, wir sind in dieser Zeit vom Ausland abhängig. Im Sommer exportieren wir entsprechend, in der gleichen Grössenordnung. Somit sind wir netto übers Jahr in der Stromversorgung mehr oder weniger ausgeglichen. D.h. aber nicht, dass wir vom Ausland unabhängig sind. Die Versorgungssicherheit ist eben ein europäisches Thema: Wenn es europaweit zu wenig Strom gibt, haben wir auch ein Problem. Falls es in der Schweiz zu wenig hat, dann gibt es wohl auch ein gesamteuropäisches Problem. Aber: Wir müssen unsere Netze für die Zukunft fit halten! Und in Zukunft werden wir wohl mehr Speicher brauchen, auch saisonale. Und wir müssen in neue Kraftwerke investieren, sowohl in der CH als auch in Europa.

Gerhard Mersmann, Meikirch: Wäre es j e t z t nicht d r i n g e n d nötig, politische Massnahmen einzuleiten, die dazu führen, dass innerhalb der nächsten sieben Jahre der Standort für das seit Jahrzehnten geplante Endlager für radioaktive Abfälle d e f i n i t i v entschieden u n d gebaut werden kann und wird? - Gerhard Mersmann / 20.12.209

Ralf Straub: Es gibt ein Sachplanverfahren für die Erforschung von Geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle. Die Erforschung von Tiefenlagern muss wissenschaftlich genau sein, weil die Abfälle über einen sehr langen Zeitraum eingeschlossen bleiben müssen. Das Wissen muss sich erst erarbeitet werden. Deshalb ist das Verfahren weniger zeitkritisch. Die radioaktiven Abfälle, welche anfallen sind in den Zwischenlagern gut verwahrt.

Timo Fuchs, Brienz: Wie viel Strom wurde in der gesamten Lebenszeit des AKWs Produziert? Gibt es dazu Zahlen?

Christoph Schreyer: Ja, gibt es: https://www.bkw.ch/de/ueber-bkw/unsere-infrastruktur/kernkraftwerk-muehleberg/auf-einen-blick/ Es sind über 120 Mrd. kWh.

Luc Romain, Neuchâtel: Weshalb trieb man die erneurebaren Energie nicht soweit voran, dass man ohne Einführen von benachbarten Länder angewiesen ist, namentlich Kohle aus D. !?!

Frank Rutschmann: Wir streben in der Schweiz einen möglichst raschen Zubau der Erneuerbaren an. Allerdings werden wir hinsichtlich Elektrizität nie ganz autark sein, weil wir eng ins europäische Stromnetz eingebunden sind und ständige Im-/und Exporte zum Ausgleich Sinn machen.

Andreas Thumm, Igis: Wie bereitet man sich auf die heikle Aufgabe des Rückbaus vor und wann wurde die Projektplanung des Rückbaus in Angriff genommen.

BKW: Die BKW entschied bereits am 30. Oktober 2013, das KKW bis Ende 2019 zu betreiben und es anschliessend stillzulegen. Dank dieses frühzeitigen Entscheids konnte das grösste Projekt der BKW seit dem Bau des KKM gut vorbereitet und geplant werden. Das Vorhaben ist in jeder Hinsicht auf Kurs. Die rechtskräftige Stilllegungsverfügung des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation liegt vor, ebenso wie die Freigaben des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats für die Etablierung des technischen Nachbetriebs. Damit können die Arbeiten für den Rückbau am 6. Januar 2020 starten.

Lino Guzella, Zürich: Sind die ETH und das PSI an der Entwicklung neuer Reaktortechnologien beteiligt? Wäre die dafür benötigte Grundlagenforschung in der Schweiz nicht sinnvoll, zumindest als Puffer, falls die Energiewende nicht klappt?

Christian Schaffner: Die ETH Zürich, das PSI und insbesondere auch die EPF Lausanne betreiben weiterhin Forschung und Lehr im Bereich der Nukleartechnik. Insbesondere die Lehre liegt uns sehr am Herzen, da wir auch weiterhin Spezialistinnen und Spezialisten brauchen werden! Für Details: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/forschung-und-cleantech/forschung-und-cleantech.html

Celina Kalbermatten, Glis: Hat die Abschaltung des AKW eine auswirkung auf den Preis des Stroms

Frank Rutschmann: Nein, die Preis für Elektrizität (und auch für andere Energieträger) wird durch den internationalen Handel geprägt. Der Wegfall eine einzigen Kraftwerks wird beim Preis damit kaum spürbar sein.

Susaanne Meier, Zürich: Ist es nicht verrückt, dass der Rest der Welt (USA, Russland, Indien, China) neue AKWs baut/plant, während wir hier in Europa unsere bewährten abschalten und rückbauen?

Ralf Straub: In China, Indien sowie Russland und weiteren Ländern in fast allen Kontinenten wird die Kernenergie ausgebaut. Unter dem Eindruck des Fukushima-Unfalls hat sich die Schweiz entschieden aus der Kernenergie schrittweise auszusteigen.

Reto Lutz, Weinfelden: Hallo weshalb dauert es so lange bis die Brennstäbe abgekühlt sind? Ist diese Abkühlung thermisch oder auf die Strahlung bezoben oder beides?

Patrick Studer: Physikalische Gesetze bestimmen die Dauer des radioaktiven Zerfalls - und somit die Abkühlzeit. Weniger Strahlung bedeutet auch weniger Wärme.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Woher wissen die Betreiber des AKWs, wie man ein AKW abstellt, ohne die Belegschaft und die Umwelt zu gefährden? Wie kann der Rückbau gefahrlos durchgeführt werden? Auf welches Wissen kann man zurückgreifen, um das AKW ersatzlos zu entsorgen?

BKW: Die meisten Experten, die an der Stilllegung und am Rückbau des Kernkraftwerks Mühleberg mitarbeiten werden, sind Mitarbeitende, welche schon seit vielen Jahren im Betrieb der Anlage arbeiten. Ihr Fachwissen ist sehr wertvoll. Sie werden den Nachbetrieb wie auch den Rückbaubetrieb durchführen und einen Grossteil der Demontagearbeiten ausführen bzw. koordinieren, verfügen sie doch über ein grosses Know-how (beispielsweise im Strahlenschutz, bei Sicherheitsanalysen usw.) und kennen aufgrund jahrelanger Erfahrung die Anlage bestens, was von grosser Bedeutung ist. Darüber hinaus arbeiten im Projekt Stilllegung verschiedene Mitarbeitende, die bereits bei der Stilllegung von anderen Kernkraftwerken mitgearbeitet haben bzw. über Erfahrung in der Branche verfügen. Diese bringen dadurch ebenfalls sehr viel Know-how mit. Ausserdem hat die BKW mit dem Eintritt der Firma «Dienstleistungen für Nukleartechnik» ins Netzwerk das nötige Personal für den Strahlenschutz sichergestellt. Für hochspezialisierte Arbeiten und Spezialarbeiten wird die BKW auch mit externen Experten zusammenarbeiten, z.B. beim Zerschneiden von Grosskomponenten wie dem Reaktordruckbehälter. Für solche komplexen Arbeiten mit spezifischem Gerät lohnt es sich nicht, eigenes Know-how aufzubauen. Hier profitiert auch das lokale Gewerbe, wie beispielsweise das Hindelbanker Unternehmen Hebetec, das gemeinsam mit Uniper im Konsortium UniTec den Auftrag für die Demontage der Turbinen, der Generatoren und weiterer Anlageteile erhalten hat.

Max Müller, Biel: Können Teile von Mühleberg in anderen Atomkraftwerken verwendet werden?

BKW: Es gibt einige wenige Teile (vor allem Ersatzteile aus dem Lager), die in anderen Kraftwerken verwendet werden können. Generell ist aber zu beachten, dass es bei Bauteilen, die in der Anlage eingebaut waren, sehr aufwendig ist nachzuweisen, dass diese nicht kontaminiert sind. Daher ist eine Weitergabe von Ersatzteilen auf Sonderfälle beschränkt.

Timo Fuchs, Brienz: wird der Strom der BKW nun teurer da mehr im Ausland eingekauft werden muss?

Christoph Schreyer: Nein, die Preis für Elektrizität (und auch für andere Energieträger) wird durch den internationalen Handel geprägt. Der Wegfall eines einzigen Kraftwerks wird beim Preis damit kaum spürbar sein.

Benjamin Junker, Bern: Was ist der Unterschied zwischen einem KKW und einem AKW?

Frank Rutschmann: Wikipedia: «Ein Kernkraftwerk (KKW), auch Atomkraftwerk (AKW), ist ein Wärmekraftwerk zur Gewinnung elektrischer Energie aus Kernenergie durch kontrollierte Kernspaltung (Fission).» Die Begriffe bezeichnen also dieselbe Technologie.

Hans Ries, Solothurn: wie soll sichergestellt werden, dass das radioaktive Material nicht absichtlich verwendet wird um anderen zu schaden (schmutzige Bomben, Wiederaufbereitung). Kriegerische Auseinadersetzungen sind ja kaum über Zeiträume von 20 Jahren oder mehr vorhersehbar.

Patrick Studer: Unter anderem durch die geologische Tiefenlagerung. Das ist einer der wichtigen Gründe, warum die Abfälle auf lange Sicht im Untergrund sicherer sind als an der Erdoberfläche.

Benno Michel, Arlesheim: Was bringt dieses hin und her betrifft AKW? Die Grünen und co. verhindert im nachhinein sowiso alle andern Stromerzeugnisse, sie wollen keine Sonnenkolektoren, sie wollen keine Windräder, sie wollen keine Wasserkraft, was denn?? Sollen sie doch so leben wie anno 1750.

Ralf Straub: Es gibt die vom Volk verabschiedete Energiestrategie 2050, die klar vorgibt, wie die Energievorsorgung der Schweiz zukünftig aussehen wird.

Erwin Müller, 7134 Obersaxen: Ist das jetzige Stromnetz bereit und stabil genug um eine solche Abschaltung zu meistern. Wann ist ein erster Zusammenbruch mit Blackout zu erwarten?

Christian Schaffner: Ja. Das Schweizer Netz ist eines der stabilsten der Welt. (Siehe https://www.swissgrid.ch/de/home/operation/regulation/grid-stability.html ). Die Swissgrid, die für die Stabilität des Stromnetzes zuständig ist, weisst aber auch darauf hin, das die Herausforderungen in Zukunft eher zunehmen, auch auf Grund der Abschaltung von Mühleberg. Insbesondere die Leitung Bassecourt – Mühleberg sollte verstärkt werden (siehe: https://www.swissgrid.ch/dam/swissgrid/projects/project-overview/bassecourt-muehleberg/technischer-bericht-de.pdf ). Aber auch sonst muss das Netz in Zukunft fit gehalten werden und wir müssen sicherstellen, dass wir weiterhin möglichst effizient den Stromaustausch mit dem Ausland organisieren können.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Wohin gelangt das radioaktive Material, das beim Rückbau von Mühleberg anfällt? Wann kann man die Brennstäbe aus dem Reaktorkern entfernen?

BKW: Material, das nicht dekontaminiert werden kann, wird im Zwischenlager Würenlingen gelagert. Die Brennelemente werden im Frühjahr 2020 aus dem Reaktordruckbehälter entladen und dann im Brennelementlagerbecken gelagert.

Marcel Johann Bischof, Ursx: Was passiert mit der Energie der Brennstäbe wenn diese das Wasser nicht mehr erhitzen (weil der Wasserdampf die Turbinen nicht mehr antreibt)?

BKW: Die Brennelemente werden im Brennelementlagerbecken gelagert. Das Wasser in diesem Becken wird gekühlt, um die Nachzerfallswärme aus den Brennelementen abzuführen.

Roman Sonderegger, 3775 Lenk: Wie hoch schätzt man die Kosten für den vollständigen Rückbau des AKWs? Wieviel Geld haben die BKW zurückgestellt, um die Kosten für die Verschrottung des AKWs bezahlen zu können? Wer haftet im Falle eines Konkurses der Betreibergesellschaft, weil die Rückbaukosten das Budget der Betreiber sprengen?

BKW: Die Kosten für die Stilllegung und Entsorgung belaufen sich insgesamt auf 3 Mia. Franken. Davon hat die BKW bereits rund 0.8 Mia. CHF für die Entsorgung bezahlt. Rund 80 Prozent der Kosten sind bereits durch die BKW gedeckt.

Konrad Vögele, Riniken: Die Berichterstattung informiert nur über die Stillegung des Kraftwerkes bis 2034. Bis 2034 ist das Kraftwerk rückgebaut und die Mittel- und Hochradioaktiven Stoffe sind im Zwilag in Würenlingen eingelagert. Mühleberg ist ab 2034 nach 47 Jahren die Schadstoffe los, was aber nachher folgt ist wesentlich problematischer und müsste umfassend thematisiert werden, da dies unsere nachfolgenden Generationen sehr beschäftigen wird. Eine ganzheitliche Betrachtung der Atomkraft würde von der Erstellung dem Betrieb dem Rückbau bis die toxische Abfallstoffen auf ein unschädliches Mass abgebaut sind gehen, diese Betrachtungsweise dauert einige 100"000 Jahre. Bei Erstellen der Atomkraftwerke wurde die Entsorgung ausgeblendet. Nach der Lebensdauer von 47 Jahren ist die sichere Entsorgung der toxischen Abfälle weltweit noch nicht gelöst. Unserer Generatin müsste aufgezeigt werden, was wir unseren nachfolgenden Generationen an sehr problematischen Altlasten hinterlassen. Haben wir dies so gewollt oder wurden wir von der Profitgier und den Fachleuten geblendet? Die Hochradioaktiven Stoffe werden im Zwilag wenige Meter von Aareufer Zwischengelagert, das Zwischenlager liegt unmittelbar im Flugwarteraum des Flughafens Kloten in den 70 er Jahren ist im Würenlinger Wald unmittelbar beim Zwilag ein Flugzeug abgestürzt. Die NAGRA versichert dauernd, dass die Lagerung der Hochradioaktiven Stoffe am sichersten Ort gelagert werden müssen. Ist das Zwilag der sicherste Ort für die Zwischenlagerung? Es wird thematisiert, dass die Atomkraft CO2 freundlich ist. Die Atomkraft hinterlässt aber sehr toxische Stoffe die mehrere 100"000 Jahre gehütet werden müssen. Eine Generation von 47 Jahren hinterlässt mehreren nachfolgenden Generationen eine grosse Hypotek die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann? War das der Wille unserer Generation?

Ralf Straub: Deshalb hat die Schweiz die Energiestrategie 2050 entwickelt.

Judith Marti, Bern: Muss ich meine Jodtabletten noch 15 Jahre lang aufbewahren oder ab wann besteht keine atomare Gefahr mehr?

BKW: Iod-Tabletten helfen nur bei einem Störfall im Leistungsbetrieb gegen eine sogenannte Inkorporation von Iod 131. Mit der heutigen endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs ist dies nicht mehr möglich. Technischer Hintergrund: I-131 hat eine kurze Halbwertszeit von 8 Tagen, so dass es bereits wenige Wochen nach der Abschaltung zerfallen ist. D.h. eine Iod-Prophylaxe ist dann nicht mehr erforderlich!

Marcel Wiching, seon AG: Muss ich mir Sorgen machen ? Sollte ich meine Jod Tabletten bereit halten ?

BKW: Iod-Tabletten helfen nur bei einem Störfall im Leistungsbetrieb gegen eine sogenannte Inkorporation von Iod 131. Mit der heutigen endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs ist dies nicht mehr möglich. Technischer Hintergrund: I-131 hat eine kurze Halbwertszeit von 8 Tagen, so dass es bereits wenige Wochen nach der Abschaltung zerfallen ist. D.h. eine Iod-Prophylaxe ist dann nicht mehr erforderlich!

Ruth Müller, Heimisbach: Kann ich jetzt meine Jodtabletten entsorgen?

BKW: Iod-Tabletten helfen nur bei einem Störfall im Leistungsbetrieb gegen eine sogenannte Inkorporation von Iod 131. Mit der heutigen endgültigen Einstellung des Leistungsbetriebs ist dies nicht mehr möglich. Technischer Hintergrund: I-131 hat eine kurze Halbwertszeit von 8 Tagen, so dass es bereits wenige Wochen nach der Abschaltung zerfallen ist. D.h. eine Iod-Prophylaxe ist dann nicht mehr erforderlich!

Uli Nusko, Bern: In Deutschland glaubte man, in alten Salzbergwerken sei der radioaktive Abfall sicher bis in alle Ewigkeit vergraben und hat eine Rückholung nicht eingeplant. Nun zeigen sich erste Wassereinbrüche und mittelfristig Gefahren für das Grundwasser. Wird man das Tiefenendlager in der Schweiz aufgrund dieser Erfahrungen immer zugänglich halten? Auch die Behälter könnten ja undicht werden o.ä.

Patrick Studer: In Deutschland wurden die Abfälle in bestehende Bergwerke eingelagert. Das hat sich als Fehler herausgestellt. In der Schweiz plant man ein geologisches Tiefenlager in einem tonhaltigen Gestein, das spezifisch für radioaktive Abfälle auf lange Frist sicher ausgelegt wird. Die ersten 50 Jahre wird das Lager überwacht. Danach ist es geplant, das Lager zu verschliessen. Den endgültigen Entscheid, ob das Lager verschlossen werden soll, treffen nachfolgende Generationen: Sie können das Lager verschliessen, sie können es aber auch weiterhin überwachen, solange sie wollen.

Charlie Zimmermann, Bern: Das AKW Mühleberg hat ja jeweils die Aare leicht aufgewärmt. Werden jetzt negative Folgen für das Ökosystem in der Aare hinter dem AKW erwartet, da mit der Abschaltung jetzt die Umgebung ein paar Grad kühler wird?

BKW: Die bisherige Konzession beschränkt die Wärmeabgabe an die Aare, so dass in unmittelbarer Umgebung des Kühlwasserauslaufs die Grenzwerte für die Flusstemperatur eingehalten werden. Wenige Meter unterhalb hat sich die Temperatur ausgeglichen, so dass die Flusswassertemperatur gegenüber der Temperatur oberhalb des Kraftwerks nur unwesentlich höher ist. Nur dieser Effekt entfällt mit der Abschaltung des KKM.

Martin Timo Hügli, Bern: Guten Tag. Bitte Beantworten Sie mir die Frage warum die Schweizer Bevölkerung über die Machbarkeit der Energiewende angelogen wird? Wieso wird z.B. verschwiegen, dass zur Zeit weltweit 55 Kernreaktoren und 1380 Kohlekraftwerke im Bau sind während wir versuchen mit ein paar Solarpanels auf Hausdächern die Welt zu retten? Wie soll z.B. die Blindleistungsregelung funktionieren wenn Grosskraftwerke vom Netz gehen? Freundliche Grüsse Martin Hügli, Bern

Ralf Straub: Es liegt in der Entscheidung der Länder zu entscheiden, ob sie in die Kernenergie einsteigen, aussteigen oder weiterhin die Kernenergie zur Stromerzeugung nutzen.

Daniel Herrmann, Hägendorf: Guten Tag, sind Sie der Meinung, dass Privatpersonen künftig in PV Anlagen investieren müssen? Wenn ja, ab wann?

Frank Rutschmann: Die Investition in eine eigene PV-Anlage lohnt sich - je nach Anlage und Gebäude - schon nach wenigen Jahren. Bei Neubauten sind Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach übrigens schon vielerorts normal oder sogar Pflicht. Sie ersetzen dort den Dachziegel, der uns über viele Jahrhunderte gedient hat, aber leider keinen Strom liefert...

Roland Spring, Seftigen: Wie viele Tonnen radioaktive Abfälle fallen beim Anbau von Mühlenberg an?

BKW: Die Nachzerfallswärme ist nicht einmal ausreichend, um die Gebäude des KKM zu heizen.

Maurus Walser, Escholzmatt: Was wird danach mit dem Gebäude passieren?

BKW: Die Gebäude werden abgerissen

Albin Berger, Scherz: ... man hätte aber dann im Frühling/Sommer 2019 raus gehen können und hätte die Abschaltung zu einem besseren Zeitpunkt

BKW: Der Betrieb des KKM ist bis 2019 befristet. Der Abschalttermin im Dezember ist also der spätest mögliche Termin.

Werner Rohrer, Hinwil: Wieviele Angestellte verlieren durch die Abschaltung ihre Arbeitsstelle?

BKW: Die BKW hat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Funktionsangebot 2020 gemacht, wie sie nach der Einstellung des Leistungsbetriebs im Kernkraftwerk Mühleberg weiterarbeiten können. Es gibt keine Entlassungen aufgrund der Abschaltung des KKM. Die Alterspyramide der Mitarbeitenden im KKM geht gut mit dem Personalbedarf für die Stilllegung einher.

Toni Wachter, 8645 Jona: Die Umweltprobleme (u.a. CO2) können nur global gelöst werden, darüber ist man sich einig. Die Schweiz hat den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen und heute geht das erste Kernkraftwerk vom Netz. Gleichzeitig sind global (China, Indien, etc,) dutzende neue Kernkraftwerke im Bau und projektiert. Wie geht das zusammen?

Christian Schaffner: Es ist richtig, die Klimaziele können wir nur global lösen. Aber: Wir alle haben hier eine wichtige Verantwortung. Und, viel wichtiger: Wir können in der Schweiz Lösungen aufzeigen, Know-how erarbeiten, Lösungen exportieren. Da liegt ein grosses Potential! Wir haben die Infrastruktur, die Kompetenzen (u.a. exzellente Hochschulen, ein top Bildungswesen etc.) und auch Kapital. Aber konkret zu Ihrer Frage: Wir müssen in Zukunft auf Produktionstechnologien setzen, die CO2-arm sind. Dazu gehören u.a. die Wasserkraft, Wind, Photovoltaic und auch die Kernenergie (Details z.B. unter: https://www.psi.ch/sites/default/files/import/ta/HomeEN/Final-Report-BFE-Project.pdf , Figure 1.5, Seite 40). Welche Technologien eingesetzt werden ist schlussendlich eine Frage der Potentiale aber eben auch eine gesellschaftspolitische Frage. In der Schweiz haben wir je nach Schätzung rund 20 TWh pro Jahr Potential für Stromproduktion aus Photovoltaik.

silvan altorfer, Zürich: Wann sind die nächsten "abschalt Termine" für die restlichen Atomkraftwerke?

Christoph Trösch: Das ENSI beteiligt sich nicht an den Spekulationen über die Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Leibstadt. Diese erfüllen die gesetzlichen Vorgaben und können so lange betrieben werden, wie sie sicher sind.

Timo Fuchs, Brienz: Werden sich die Temperatur und die Biodiversität der Aare sich nach der Abschaltung verändern?

BKW: Die Temperaturerhöhung der Aare durch den Betrieb des KKM betrug nur wenige Zehntel Grad. Durch die Abschaltung des KKM entfällt diese leichte Erhöhung. Dieser Effekt ist gegenüber langfristigen Klimaeffekten vernachlässigbar.

Joshua Schmidiger, Flühli: Kann die Schweiz jetz stolz darauf sein die Energie von den Kohlekraftwerken von Deutschland zu beziehen? Woher kommt nun die Enrgie? Wiso stellen wir eines der Sichersten Atomkraftwerke der Welt ab?

BKW: Aus rein wirtschaftlichen Gründen: Tiefer Strompreis, wenig Aussicht, dass er sich schnell erholen wird und grössere Risiken bezüglich zusätzlicher technischer Auflagen.

Hans Pfister, Solothurn: Gibts jetzt weniger Nebel, wenn die Aare bis zu 4 Grad kühler ist im Winter?

BKW: Die Temperaturerhöhung der Aare durch das KKM war wesentlich kleiner im Zehntelgrad-Bereich. Bei gewissen Wetterlagen bildete sich ein Nebelstreifen über dem Kühlwasserauslauf in der Aare. Dieser wird jetzt wohl wegfallen. Aber ein Einfluss auf den Nebel im Seeland hat das nicht.

Mischa Jutzi, 3250: Wird nun Kohlestrom von Deutschland importiert?

Frank Rutschmann: Der ab heute wegfallende Strom wird durch die Produktion aus anderen in- und ausländischen Kraftwerken kompensiert, darunter v.a. inländische Wasserkraft und europäischer Wind- und PV-Strom. Dass zu gewissen Zeiten Strom auch aus Kohlekraftwerken importiert wird, kann dabei nicht ausgeschlossen werden.

André Hintermann, Rupperswil: Wann werden voraussichtlich die anderen Atomkraftwerke abgeschaltet?

Christoph Trösch: Die Kernkraftwerke Beznau, Gösgen und Leibstadt erfüllen die gesetzlichen Vorgaben und können so lange betrieben werden, wie sie sicher sind.

Jan Sollberger, Liestal: Ist es nicht klimafreundlicher die Atomkraft auszubauen, anstatt die Solarenergie zu fördern ?

Christian Schaffner: Wir müssen in Zukunft auf Produktionstechnologien setzen, die CO2-arm sind. Dazu gehören u.a. die Wasserkraft, Wind, Photovoltaic und auch die Kernenergie (Details z.B. unter: https://www.psi.ch/sites/default/files/import/ta/HomeEN/Final-Report-BFE-Project.pdf , Figure 1.5, Seite 40). Welche Technologien eingesetzt werden ist schlussendlich eine Frage der Potentiale aber eben auch eine gesellschaftspolitische Frage. In der Schweiz haben wir je nach Schätzung rund 20 TWh pro Jahr Potential für Stromproduktion aus Photovoltaik. Und: Photovoltaik wird bzgl. Klimarelevanz in Zukunft immer besser, da der Strom, der für die Produktion der Panels eingesetzt wird, in Zukunft besser wird (bzw. besser werden muss!).

Urs Bolliger, Subingen: Mich würde interessieren, wieviel thermische Leistung der Reaktor nach dem Abschalten noch produziert und wie diese abnimmt.

BKW: Unmittelbar nach einer Schnellabschaltung hat der Reaktor noch etwa 1% Leistung. Die Abnahme der thermischen Leistung ist exponentiell, d.h. die Leistung sinkt zunächst sehr schnell, aber dann immer langsamer. Deshalb müssen die Brennelement auch zunächst noch im Brennelementlagerbecken gelagert werden.

Elvira Frei, Ganterschwil: Wie lange geht es, bis die Brennstäbe in das Zwischenlager kommen? Wird dies da eine Sperrzone?

Christoph Trösch: Die letzten Brennelemente müssen zunächst während etwa drei Jahren abklingen und können danach abtransportiert werden. Im Jahr 2024 wird das Areal frei von allen Brennelementen sein.

Marco Jaiza, Worb: Ich habe vom Rückbau eines AKWs in Deutschland gehört, dass dieser Rückbau 6 Mia. Euro gekostet hat. Wieso meint die BKW, dass es mit 3 Mia. Fr. geht für Mühleberg? Und wer haftet für Mehrkosten? Am Schluss bleibt es doch beim Steuerzahler.

BKW: Die Berechnungen der BKW wurden von 10 unabhängigen Instanzen überprüft und die 3 Mia. Franken als realistisch eingestuft. Daher gibt es keinen Anlass, diese Zahl anzuzweifeln.

Martin E., Ostermundigen: Ist Mühleberg nun ein AKW oder KKW?

Frank Rutschmann: Beides, man kann für diese Technologie beide Begriffe verwenden. Wikipedia: Ein Kernkraftwerk (KKW), auch Atomkraftwerk (AKW), ist ein Wärmekraftwerk zur Gewinnung elektrischer Energie aus Kernenergie durch kontrollierte Kernspaltung (Fission).

Marco Citton, Reinach BL: Kam es in Mühleberg je zu einem grösseren Zwischenfall?? Lg us em Baselbiet

BKW: Im KKM hat es zwei Ereignisse gegeben, die auf der internationalen Skala als INES 1 eingestuft wurden. Das letzte dieser Ereignis war in 2012 die vorsorgliche Ausserbetriebnahme zur Nachrüstung eines zusätzlichen Wasserzulaufs.

Joël Franc, 8810 Horgen: Wie viel Strom/Leistung hat ein kg Uran/Brennstäbe im Vergleich zu Erdöl oder Kohle?

Ralf Straub: Ein Uranpellet, und davon sind ca. 300 in einem Brennstab, hat den gleichen Energieinhalt wie ca. 10000 Liter Heizöl.

Andi Capul, Sonvilier: Die Brennstäbe haben bekanntlich eine Restenergie. Könnte man die Stäbe nicht im Reaktor abklingen lassen und die Energie noch verwenden? Oder werden die neusten Brennstäbe anderswo noch eingesetzt?

Ralf Straub: Es sind Reaktoren in der Entwicklung sogenannte Generation-IV Reaktoren, die einen Teil der Abfälle zur Energiegewinnung wiederverwenden können.

Fritz Kohler, Burgdorf: Auf welcher offiziellen Plattform kann ich den Stromimport und Stromexport der CH verfolgen? Ich glaube, die CH Bevölkerung hätte dazu ein Anrecht

Frank Rutschmann: Echtzeitdaten finden Sie auf https://www.swissgrid.ch/de/home/operation/grid-data/current-data.html#import-export . Die Jahresstatistik finden Sie auf https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/statistik-und-geodaten/energiestatistiken/gesamtenergiestatistik.html .

Severin Kämpfer, Bremgarten3047: Wäre es nicht besser, wenn man das KKW auch nach der Abschaltung einfach stehen lassen würde, so lange kein Endlager gefunden wurde? Durch den Transport ergeben sich ja massive Kosten und weitere Risiken?

Ralf Straub: Nach Abschaltung bleiben die Brennelemente für eine gewisse Zeit im Abklinglager und werden dann im Zwischenlager gelagert, bis ein Endlager gefunden ist.

Cäsar Studer, Winznau: Guten Tag, Was passiert mit den Mitarbeitern, welche das Werk betrieben haben? Der Rückbau wird ja von anderen Personen erledigt. Danke für die Antwort.

BKW: Die BKW hat allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Funktionsangebot 2020 gemacht, wie sie nach der Einstellung des Leistungsbetriebs im Kernkraftwerk Mühleberg weiterarbeiten können. Es gibt keine Entlassungen aufgrund der Abschaltung des KKM.

Elvira Frei, Ganterschwil: Wie lange wird es dauern, bis der Reaktor heruntergekühlt sein wird? Wieviel Grad hatte dieser bei dem Abschalten? Und wieviel bis die Temperatur für den Abbau der Brennstäbe erreichr ist?

BKW: Im Leistungsbetrieb herrschen im Reaktordruckbehälter ein Druck von etwa 70 bar und eine Temperatur von etwa 270 Grad Celsius. Nach dem Abschalten wird der Reaktordruck abgebaut und die Temperatur innerhalb von etwa einem Tag auf unter 100 Grad Celsius gesenkt. Ab dann kann der Reaktordruckbehälter geöffnet werden.

Timoteo Jenni, Burgdorf: Heisst das das die Schweiz nun im Winter noch mehr Strom aus z.B Kohlekraftwerken importieren muss?

Frank Rutschmann: Jein, das ist zwar nicht auszuschliessen, aber ein Teil des wegfallenden Stroms kann durch inländische Kraftwerke kompensiert werden. Der Rest muss importiert werden, wobei der Import - je nach Zeitpunkt - auch aus erneuerbaren Quellen (v.a. Wind und deutsche Photovoltaik) stammen kann.

Jan Hayoz, Rüfenacht, Bern: Wie lange dauert es bis Beznau I und Beznau II abgeschalten werden?

Ralf Straub: Die Kernkraftwerke werden solange Strom erzeugen, wie sie sicher betrieben werden können.

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