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Chlaus-Tradition in Appenzell Schon mal von den «Lompe- und Spasschläus» gehört?

Eine Ausstellung widmet sich einer in Vergessenheit geratenen Chlaus-Tradition aus Appenzell Ausserrhoden. Ein Blick in die Geschichte.

Die einen sind schweizweit bekannt, die anderen nicht. Die «Schöne», ihre aufwändig gestalteten Hauben mit Szenen aus dem landschaftlichen Leben, die samtenen Gewänder oder die anmutenden Masken mit roten Wangen locken Touristen an: der bekannteste Brauch der Silvesterchläuse im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Daneben die «Schööwüeschte» und die «Wüeschte», jene in den Tannenzweig-Kleidern, mit den bös schauenden Masken.

Die bekannten Chläuse: Schöni, Wüeschti und Schööwüeschti

Die älteste Form des Silversterchlausens ist über die Jahrhunderte etwas in Vergessenheit geraten. Deshalb widmet das Appenzeller Brauchtumsmuseum in Urnäsch den sogenannten «Lompe- und Spasschläusen» eine Sonderausstellung.

Allzu viel ist nicht bekannt über die Anfänge. Erste Belege über die «Lompechläus» findet man im 17. Jahrhundert, zum Beispiel in Bussenbüchern. «1663 gab es eine erste Erwähnung: Das vermummte Herumtreiben, Poltern und Lärmen bei Nacht sei bei hoher Geldstrafe verboten», sagt Walter Frick, Brauchtumsexperte und Museumskurator.

Sie sahen unästhetisch aus. Und einige waren als Bettel-Chläuse unterwegs.
Autor: Walter Frick Kurator Sonderausstellung «Lompe- und Spasschläuse»

Auch die «Lompechläus» waren verkleidet. Mit alten, kaputten Kleidern oder alten Säcken und eben Lumpen. Aber: Immer auch mit den Schellen. Damals ging es nicht primär um den Jahreswechsel, sondern vielmehr darum, Geister zu vertreiben.

Die Lumpen- und Spasschläuse

Das Verhalten der «Lompechläus» war demnach auch nicht nur gut. Walter Frick sagt: «Sie sahen unästhetisch aus. Und einige waren als Bettel-Chläuse unterwegs.» Mit den alten Kleidern und den Lumpen im Gesicht, mit aufgemaltem Mund und Augen, hätten diese auch «hässlich» ausgesehen, so Frick weiter.

Etwa im Jahr 1880 kamen die «Schöne» dazu. Über die Zeit waren die «Lompechläus» nicht mehr gerne gesehen. Die Bevölkerung und Medien begannen, die Gruppen zu kritisieren und zu vertreiben. Daraus entstanden dann die «Wüeschte», die Nachfolger der «Lompechläus».

Sieben Zwerge oder Köche mit Maggi-Büchsen

Heutzutage ebenfalls kaum bekannt sind die Spasschläuse, welche am Anfang des 20. Jahrhunderts durch Ausserrhoden zogen. Zwar seien jene auch mit «Lompe» behangen gewesen, aber: «Die haben sich etwas einfallen lassen. Ein Spasschlaus hat auch Zeit dafür investiert.» Von den sieben Zwergen bis zu einer Gruppe, die als Köche verkleidet mit Maggi-Büchsen statt Schellen unterwegs waren.

Aber auch die «Spasschläus» wurden kritisiert und verschwanden – zeitgleich mit den «Lompechläus» nach dem Zweiten Weltkrieg – von der Bildfläche.

Der Sonntag gehört den Spasschläusen

In den 1980er-Jahren kamen die Spasschläuse beim sogenannten Sonntagschlausen wieder auf. Der dritte Chlaustag ist nicht derart bekannt wie der Neue und Alte Silvester am 31. Dezember beziehungsweise am 13. Januar. Fällt dieser nämlich auf einen Sonntag, kommen die Spasschläuse wieder zum Zug.

Die bekannten Silvesterchläuse sind dann einen Tag früher unterwegs und ziehen vom Morgengrauen an von Hof zu Hof. Dieses Jahr übrigens fällt der 31. Dezember just auf einen Sonntag. Dann dürften Schaulustige vielleicht wieder dem einen oder anderen Spasschlaus begegnen.

SRF1 Regionaljournal Ostschweiz, 08.11.2023, 17:30 Uhr ; 

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