Zum Inhalt springen

CO2-neutrale Ferien Ein Berner Büro forscht, wie man ökologisch Ferien machen kann

Man nehme 100 Millionen Franken eines Milliardärs und benutze sie, um den Klimawandel aufzuhalten. Wie geht das?

An der Kocherstrasse in Bern nicht weit vom Bundeshaus entfernt. Mehrere Arbeitsplätze sind auf drei Stockwerken verteilt. Weisse Wände, Pulte, Stühle, Lampen. Es sieht aus wie in jedem gewöhnlichen Büro, wobei viele Räume noch leer stehen. Seit September arbeiten hier die ersten acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – bis nächsten Sommer sollen es rund 45 werden.

Wir haben hoch gepokert.
Autor: Peter Messerli Direktor Wyss Academy for Nature

In diesen scheinbar gewöhnlichen, spartanisch eingerichteten Büroräumen sollen aussergewöhnliche, ambitionierte Lösungen gefunden werden. Lösungen, die nicht weniger als den Klimawandel aufhalten und die Biodiversität fördern sollen.

«Wir haben hoch gepokert, aber wir glauben daran, dass wir Lösungen finden», sagt der Mann mit dem grau melierten Haar, grünblauer Brille, Hemd und Weste, aber ohne Kravatte.

Peter Messerli
Legende: Peter Messerli ist Direktor der neuen Wyss Academy for Nature. Keystone/Alessandro della Valle

Dieser Mann ist Peter Messerli, Mitarbeiter Nummer eins, der Direktor der Wyss Academy for Nature. In seinem Portemonnaie: Zweihundert Millionen Franken. Die Hälfte kommt vom Multimilliardär Hansjörg Wyss, 50 Millionen vom Kanton Bern, 50 von der Universität Bern.

Ein 100-Millionen-Geschenk für Bern

Box aufklappen Box zuklappen
Hansjörg Wyss unterschreibt einen Vertrag
Legende: SRF

«Das ist wohl meine teuerste Unterschrift», sagte der Mäzen Hansjörg Wyss im Dezember 2018, als der den Vertrag für die 100-Millionen-Spende für das neue Forschungszentrum unterschrieb.

Der Berner, der in Amerika lebt, hat damit den Weg für ein Kompetenzzentrum frei gemacht. Damit seine Wyss-Stiftung die 100 Millionen Franken aber sprach, mussten auch der Kanton Bern und die Universität Bern je 50 Millionen Franken für die nächsten zehn Jahre sprechen, was beide auch taten.

Das Geld soll in Forschungs- und Lösungsentwicklungen im Umwelt- und Klimabereich investiert werden. In Bern soll ein Zentrum mit weltweiter Beachtung entstehen das herausfinden soll, wie man die natürlichen Ressourcen der Welt so einsetzen kann, damit es allen gut geht, auch der Natur.

Die Welt sei derzeit nicht wirklich daran, Lösungen zu finden. «Jeder arbeitet in seinem eigenen Silo», sagt Messerli. Die Wissenschaft mache etwas, die Politik, auch in der Praxis sei man dran. «Wir müssen aber gemeinsam an Lösungen arbeiten», so die Vision von der Wyss Academy.

CO2-neutrale Skipisten

Was das konkret heisst, ist noch sehr schwammig und soll nun konkretisiert werden. Eine der Fragen ist: Wie kann man ökologische Winterferien machen? Wie kann man in der Jungfrauregion im Berner Oberland einen CO2-neutralen Tourismus schaffen? Ein grosses Ziel, an dem Olivier Jacquat in seinem Büro im dritten Stock arbeitet. Jacquat hat dunkles Haar, einzelne graue Strähnen. Sein Hemdkragen: offen. Er leitet den Hub Bern der Wyss Academy. Nach dem Direktor und seiner Assistentin ist Jaquat Mitarbeiter Nummer drei.

Um das Ziel zu erreichen, habe die Academy Gemeinden, Privatwirtschaft, Wissenschaft und auch Leute aus der Region zusammengebracht. Gemeinsam sammle man in den Bereichen Mobilität, Hotellerie und Bergbahnen Ideen.

Pistenfahrzeug und Schneekanone
Legende: Pistenfahrzeuge wie hier auf Grindelwaldfirst im Berner Oberland sollen künftig CO2-neutral fahren. Keystone/Lukas Lehmann

Ein Projekt ist, die Skipisten künftig CO2-neutral zu präparieren. Eine Lösung: «Ein Pistenbully, der mit Elektromobilität oder Wasserstoff betrieben wird», sagt Jacquat. In der Hotellerie sollen weniger Lebensmittel verschwendet werden. Einerseits soll mit Essensresten Energie gebraucht werden, zum Beispiel zum Heizen, andererseits soll weniger Essen weggeworfen werden.

Weltweite Ausstrahlung

Dass der Tourismus künftig möglichst klimaneutral sein soll, davon müsse er im Berner Oberland niemanden überzeugen. «Das ist in der Entwicklungsstrategie der Region verankert», sagt Jacquart. Nun gehe es darum, diesen Prozess zu starten.

Das Projekt soll schweizweite, europaweite und gar weltweite Ausstrahlung haben, es braucht aber Geduld. In drei bis vier Jahren sollen die ersten Projekte umgesetzt sein.

Im Kanton Bern soll eine konkrete Wirkung entstehen, die weltweite Ausstrahlung hat.
Autor: Olivier Jacquat Leiter Hub Bern

Ob es jenes vom klimaneutralen Tourismus ist, ist aber offen. «Ich weiss, die Erwartungen an die Wyss Academy sind sehr hoch, aber es braucht Zeit, ein neues Kompetenzzentrum auf die Beine zu stellen», meint Jacquart. Und am Schluss sei es nicht die Academy, sondern die Region selber, die entscheidet, ob das Projekt umgesetzt wird.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 14.10.2020, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel