Rund 20'000 Nutzerprofile inklusive Passwörtern von Mitarbeitern von Schweizer Behörden befinden sich in der neu aufgetauchten Sammlung verschiedener Datenlecks, der sogenannten «
Collection #1-5
». Darin befinden sich die Daten exponierter Persönlichkeiten:
Philippe Rebord, Chef der Armee
Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB)
Ignazio Cassis, Bundesrat, mit seiner ehemaligen Parlamentarier-Adresse
Markus Seiler, Generalsekretär des Aussendepartements sowie Ex-Chef des Nachrichtendienstes (NDB), mit seiner ehemaligen NDB-Adresse
Weiter finden sich mehrere amtierende Regierungsräte wie der Genfer Staatsrat Pierre Maudet und rund 20 teils ehemalige Parlamentarierinnen und Parlamentarier in der Datensammlung.
Auch weitere Behörden und Betreiberinnen von kritischen Infrastrukturen sind betroffen. Darunter:
rund 6000 Mail-Adressen der Stadt Zürich und hunderte weiterer Städte
rund 6000 Mail-Adressen aller Kantonsverwaltungen
rund 2500 Mail-Adressen des Bundes
rund 500 Mail-Adressen der Schweizer Armee
rund 100 Mail-Adressen der Kantonspolizei Bern
fast 100 Mail-Adressen der Kantonspolizei Zürich
rund 4000 Mail-Adressen der SBB
rund 800 Mail-Adressen der Post
rund 100 E-Mail-Adressen der Flugsicherungsgesellschaft Skyguide
Über die Sammlung «Collection #1-5»
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Ein Suchbegriff, ein Treffer: Das Forum, in dem man die sogenannte «Collection #1-5» herunterladen kann, erscheint weit oben bei Google. Das riesige Datenleck,
das im Januar ans Licht kam
, kann von jedermann kostenlos beschafft werden.
Die «Collection #1-5» ist mit über 2.2 Milliarden unterschiedlichen Email-Adressen (inklusive Passwörtern) und rund 900 Gigabyte Datenvolumen die bisher grösste zusammenhängende Ansammlung von gehackten Nutzerprofilen.
Die Sammlung enthält viele Duplikate und sonstige unverwertbare Daten. Trotzdem ist ihr Auftauchen laut Sicherheitsexperten des
deutschen Hasso-Plattner-Instituts
alarmierend. Rund 35 Prozent der gehackten Nutzerprofile (rund 750 Millionen Profile) seien noch nicht in den Leck-Datenbanken des Instituts gespeichert gewesen – ein beträchtlicher Anteil, der mutmasslich von erst kürzlich gehackten Webseiten stammt.
Problematisch ist insbesondere auch die einfache Verfügbarkeit der Daten.
Sicherheitsexperten zufolge
scheint es heute je länger je weniger attraktiv, gehackte Nutzerprofile im Darknet zu verkaufen. Stattdessen scheint es immer mehr Leute zu geben, die solche Daten zu grossen Sammlungen kombinieren und in den einfach zugänglichen Teilen des Internets kostenlos verbreiten.
So reagieren die Behörden
SRF hat die oben genannten Stellen konfrontiert und zahlreiche Rückmeldungen bekommen.
Die meisten Institutionen verfügen über klare Regelungen im Einsatz von Passwörtern und geschäftlichen Mailadressen. Zurzeit laufen an verschiedenen Orten Sensibilisierungskampagnen zum Umgang mit Passwörtern.
Die betroffenen Institutionen schätzen das Risiko aktuell eher klein ein, zumal die meisten über eine sogenannte Mehrfachauthentifizierung verfügen, um ihre Systeme abzusichern. Das heisst, dass man neben dem Passwort noch ein weiteres Sicherheitsmerkmal eingeben muss – zum Beispiel einen SMS-Code.
Die Melde- und Analysestelle Informationssicherung des
Bundes
Melani schreibt, dass das Sicherheitsrisiko klein sei. Zum grossen Teil würde es sich um alte Daten handeln. Ein Auftauchen von geschäftlichen Email-Adressen könne aber nicht gänzlich verhindert werden.
Die
Kantonspolizei Bern
schütze sich durch ein erhöhtes Sicherheitskonzept, welches es schwer mache, sensible Daten zu beschaffen. Grundsätzlich dürften aber keine geschäftlichen Mail-Adressen für private Zwecke verwendet werden. Dazu sei zeitnah nach der Veröffentlichung des Datenlecks in den Medien eine Sensibilisierungskampagne durchgeführt worden.
Die
Kantonspolizei Zürich
schreibt: «Eine Überprüfung hat ergeben, dass für die Infrastruktur der Kantonspolizei Zürich keine Bedrohung besteht.»
Die
SBB
schreibt, sie sei sehr früh informiert gewesen. Die publizierten Datensätze würden «nicht stimmen». Ein Zugang zu den Systemen der SBB habe nicht bestanden.
Die
Post
sieht generell ein «reales Risiko, sobald persönliche Daten im Internet preisgegeben werden». Man habe aber Sofortmassnahmen getroffen und setze auf Mehrfachauthentifizierung.
Skyguide
hat Prozesse etabliert, um zu verhindern, dass solche Lecks gefährlich werden können. So müssen die Passwörter etwa lang und komplex sein und mehrmals jährlich geändert werden.
Die
SNB
schreibt, sie sei auf solche Fälle vorbereitet und habe dafür bewährte Massnahmen ergriffen. Zu Thomas Jordan äussert sie sich nicht.
Woher stammen die Daten?
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Quelle der Daten aus «Collection #1-5» sind hunderte verschiedener Hacks, die in den letzten Jahren auf verschiedene Plattformen wie dem sozialen Netzwerk Linkedin oder dem Cloud-Anbieter Dropbox verübt wurden. Grund für das Auftauchen von Geschäftsadressen in solchen Lecks ist oft, dass Angestellte diese auch für private Nutzerprofile verwenden.
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