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Corona am «Ende der Welt» So trotzte das abgelegenste Dorf im Berner Oberland der Pandemie

Abländschen ist das vielleicht abgelegenste Dorf im Kanton Bern. Trotz zwei Jahren Corona-Krise blieb da vieles so, wie es immer war. Und die Menschen trotzten der Pandemie mit Ruhe und Demut.

Hektik. Das gibt es bei Hanspeter Dänzer, dem Präsidenten der Dorforganisation Abländschen, nicht. Das passe auch nicht zu einem Ort, wo nur etwa 30 Menschen leben, wo im Winter die Strassen manchmal gesperrt, wo der nächste Supermarkt und das nächste Spital eine Autostunde entfernt sind.

Abländschen
Legende: «Das Bergdorf»: So begrüsst Abländschen die Touristen und Einwohner. srf

Kein Corona bei den Kühen

Keine Hektik. Das war schon zu Beginn der Pandemie so in Abländschen. Und zwei Jahre später ist das noch genau gleich. Ihnen sei es gut gegangen, sagt Hanspeter Dänzer. Als Bauer habe er getan und gearbeitet wie immer. «Wir sind mit dem Landwirtschaftsbetrieb gut über die Runden gekommen», sagt er.

Die Kühe hätten ja kein Corona gehabt, und sie hätten sich frei um den Hof bewegen können. Er selbst, sagt Dänzer, habe sich wohl auch nicht mit dem Virus angesteckt. Er wisse es jedoch nicht genau. Für einen PCR-Test hätte er ins Spital nach Zweisimmen gemusst. Fast eine Autostunde entfernt von Abländschen. «Deshalb bin ich auch nicht gegangen.»

Hanspeter Dänzer
Legende: Hanspeter Dänzer ist Bauer und Präsident der Dorforganisation Abländschen. srf

Aber die Pandemie habe auch ihm in seinem kleinen Dorf gezeigt, wie verletzlich die Gesellschaft sei. Ein Zeichen dafür sei, dass viele Menschen aus der Stadt bei ihnen in Abländschen Raum und Luft zum Atmen holten. Und ein weiteres Zeichen dafür sei, dass sich auch seine Familie Gedanken über den Fortgang des Bauernbetriebs gemacht habe. Falls er oder seine Frau doch schwer erkranken würden.

Hektik in Pandemiezeiten versprühen auch Regula und Hans-Peter Venner nicht. Sie sind pensioniert, leben seit Jahren in Abländschen im alten Pfarrhaus und zogen sich während der Corona-Krise noch stärker auf sich selbst zurück. Zweisamkeit sei ihnen aber nie zuwider gewesen.

Nur Konzertbesuche fehlten

«Wir können gut miteinander Zeit verbringen», sagt Hans-Peter Venner. Gefehlt habe es ihnen an nichts, ausser gelegentliche Konzert- oder Theaterbesuche. «Aber das konnten wir auf die Seite stecken und waren froh, dass wir gesund blieben».

Die Pandemie hätte weder sie noch das Dorf verändert, glauben Venners. Mehr telefoniert hätten sie. Um sich um andere zu kümmern. Aber sonst seien sie immer ruhig geblieben, in Abländschen, am Rand der Pandemie.

Regionaljournal BE FR VS, 17.03.2022, 17.30 Uhr

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