Über 350 Gespräche führen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tessiner Corona-Helpline Tag für Tag. Das sei viel für einen so kleinen Kanton, sagt Roberto Cianella, der Generaldirektor der Tessiner Ambulanzen.
Die Fragen verändern sich
Im Laufe der letzten Monate seien die Fragen der Anrufer spezifischer geworden. «Kann ich in Italien einkaufen gehen? Nach Spanien ans Meer fahren? Wann muss ich in Quarantäne? Wo kann ich den Test machen?», lauteten einige der häufigsten.
Die Tessiner wollen den Kanton viel öfter verlassen. Sie wollen weg.
Im Vergleich zur ersten Welle hat sich die Haltung der Menschen laut dem Generaldirektor verändert: «Die Tessiner wollen den Kanton viel öfter verlassen. Sie wollen weg.»
Testkapazitäten bald erschöpft
Die allermeisten haben dabei vor allem ein Ziel im Auge: Italien. Dort wollen sie die Verwandtschaft besuchen. Allerdings braucht es dafür ein negatives Corona-Testergebnis. Doch wegen der ungebändigten Reiselust der Bevölkerung würden die Testkapazitäten langsam an ihre Grenzen geraten, erklärt Cianella.
Auch Deutschschweizer, die im Tessin ein Ferienhaus besitzen, würden sich öfters bei der Hotline melden. Im Tessin gilt seit Wochen eine Fünferregel für private Treffen. «Mit den aktuellen Regeln kann man also nicht zu acht miteinander zu Abend essen.»
«Menschen haben die Nase voll»
Trotzdem würden die Deutschschweizer von der Hotline vor allem wissen wollen, wie sie diese Regeln über die Festtage umgehen könnten.
Wer sich bei den Mitarbeitern der Hotline umhört, stellt fest: Die Nervosität der Tessiner nimmt zu. Fabrizio Saudino beantwortet täglich zehn Stunden lang Anrufe. Das Klima werde aggressiver, sagt er: «Die Menschen haben langsam aber sicher die Nase voll von der Situation.»