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Coronavirus Die Krux mit der Abwasser-Analyse

Seit Februar misst der Bund in über 100 Kläranlagen die Viruslast durch Corona. Doch die Analysen sind nur begrenzt brauchbar.

Wir pendeln im Zug ohne Maske, essen im Restaurant, ohne das Zertifikat zu zeigen. Vor einem Jahr klang das noch nach Zukunftsmusik. Doch auch wenn das Coronavirus nicht mehr so präsent ist, sammelt der Bund Daten.

Neben Fallzahlen oder Strichproben in verschiedenen Bevölkerungsgruppen setzt das Bundesamt für Gesundheit BAG auch auf Daten aus dem Abwasser. «Aufgrund des veränderten Testverhaltens der Bevölkerung ist bei den gemeldeten Fallzahlen von einer erhöhten Dunkelziffer auszugehen, während das Abwassermonitoring unabhängig vom Testverhalten der Bevölkerung das Infektionsgeschehen widerspiegelt», schreibt das BAG auf Anfrage.

Abwasser-Analyse erlaubt keine Prognosen

Die Analyse des Abwassers gibt Hinweise darüber, wo das Virus allenfalls noch oder erneut zirkuliert und ob Massnahmen nötig sind. Doch die Auswertung hat auch Grenzen. So können etwa keine Unterschiede zwischen Genesenen, die noch «Covid-Material» ausscheiden und neu Infizierten festgemacht werden. Auch erlaubt die Probe keine Prognose, weil es sich um eine Momentaufnahme handelt.

Seit Februar 2022 liefern dem BAG über 100 Kläranlagen ihre Analysen. Diese sind öffentlich. Darauf erkennbar: In welcher Kläranlage ist die Viruslast gestiegen, wo gesunken?

Auf der folgenden Karte ist die diese Entwicklung ersichtlich. Allerdings ist nicht bei jeder Kläranlage nachvollziehbar, wie viele Gemeinden sie bedient. Der Einfachheit halber haben wir in der Karte nur die Gemeinde gefärbt, in der die Anlage steht.

Die Daten des BAG lassen allerdings nur begrenzt Vergleiche zu. Denn die gut 100 Kläranlagen repräsentieren nicht alle Regionen und Gemeinden der Schweiz. Sie decken um die 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung ab. Das sei ausreichend, findet das BAG: «Zu den Auswahlkriterien der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) gehörte die Grösse des Einzugsgebiets, die Repräsentation von mindestens einer ARA pro Kanton und der Einbezug von grossen Tourismusgebieten.» Das BAG plant nicht, künftig mehr ARA zu beproben. Das momentane Monitoring scheine repräsentativ für die ganze Schweiz zu sein.

Vergleiche der Anlagen ist nicht möglich

Schwierig ist aber nicht nur die geografische Abdeckung, sondern auch der Vergleich zwischen den verschiedenen Gebieten. Denn die erhobenen Daten beziehen sich nur auf die jeweilige Anlage. Wie gross eine Belastung durch Coronaviren in der aktuellen Woche prozentual ist, hängt ab von der höchsten je gemessenen Belastung der Anlage. Da dieser Wert aber von Anlage zu Anlage verschieden sein kann, ist ein Vergleich unter den Klärwerken nicht möglich. Kommt hinzu, dass die Anlagen ihre Auswertungen nicht alle am selben Tag machen.

Eine Kläranlage.
Legende: Die Viruslast in der Kläranlage in Altdorf hat in den letzten sieben Tagen stagniert. KEYSTONE/Martin Ruetschi

Dass sich die absoluten Werte der Viruslast nur schwer vergleichen lassen, ist dem BAG bewusst. Aber: «Für die epidemiologische Überwachung ist die Trendentwicklung über die Zeit von besonderem Interesse, das heisst, ob die Viruslast im entsprechenden Einzugsgebiet steigt, sinkt oder stagniert. Hierfür hat sich die relative Viruslast sehr bewährt.»

Positive Bilanz des BAG

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Das BAG ist zufrieden mit dem neuen Messsystem. «Die Bilanz ist sehr positiv. Es konnte ein gutes System in Logistik und Analytik aufgebaut werden. Die Daten sind zuverlässig und widerspiegeln den Trend des aktuellen epidemiologischen Geschehens verlässlich», schreibt die Behörde auf Anfrage. Und auch in Zukunft könnte man die Daten aus dem Abwasser nutzen: Momentan prüft das BAG die Ausweitung des Monitorings auf weitere Erreger, wie zum Beispiel Affenpocken.

SRF4 News, 15.11.2022, 16 Uhr

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