«Ich hatte es ja schon. Ich kann locker in den Club»: So denken vielleicht viele Personen, die Corona überstanden haben. Aber so einfach ist es wohl nicht. Denn aus den Niederlanden und aus Belgien kommt die Meldung von zwei Personen, die sich zum zweiten Mal mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Am Montag meldete Hongkong eine Wiederansteckung. Doch sind das Ausnahmen, oder kann man sich tatsächlich mehrmals mit dem Coronavirus anstecken? «Das kann man noch nicht sagen», meint Thomas Häusler von der SRF-Wissenschaftsredaktion. «Es gab bisher schon ähnliche Meldungen. Aber es fehlten klare Beweise.» Im Hongkonger Fall sei das nun jedoch anders.
Keine Symptome beim zweiten Mal
Forscher haben gezeigt, dass der Betroffene im Abstand von knapp fünf Monaten von zwei leicht unterschiedlichen Virenvarianten angesteckt worden ist. «Aber niemand weiss, wie oft das vorkommen kann», gibt Häusler zu bedenken. Und: Der Mann hatte bei der zweiten Infektion keine Symptome.
Das heisst, sein Immunsystem gewährte ihm einen gewissen Schutz. Der Angesteckte aus Hongkong habe nach der ersten Infektionen mit dem Coronavirus sehr wenige Antikörper gehabt. «Das kennt man von anderen Fällen», weiss der Wissenschaftsredaktor, «und es könnte sein, dass bei solchen Menschen eine wiederholte Infektion wahrscheinlicher ist».
Epidemiologische Bedeutung unklar
Aber, so Häusler, Immunität besteht nicht nur aus Antikörpern. «Verschiedene Immunzellen wichtig, und auch das Immunsystem lernt dazu.» Das heisst, gegen manche Erreger wird der Schutz nach mehrfacher Infektion besser. Wie das im Fall von Sars-Cov-2 ist, lernen die Wissenschaftler gerade noch.
Unklar ist auch, ob der Mann in Hongkong bei der zweiten Infektion ansteckend war oder nicht. Diese Tests würden laufen, dauerten aber noch an, erklärt Häusler von der Wissenschaftsredaktion. Falls er erneut ansteckend war, könnte das den Kampf gegen die Pandemie erschweren.
Impfung bietet trotzdem einen Schutz
Was würde in diesem Fall eine Impfung bringen? «Wenn es wiederholte Infektionen geben sollte, heisst das nicht, dass eine Impfung nichts nützen würde», glaubt Häusler. Es gebe Impfungen gegen andere Krankheitserreger, die beim Immunsystem einen besseren Schutz auslösen als die Infektion mit dem Virus selbst. «Das könnte beim Coronavirus durchaus der Fall sein.»
Es sei natürlich möglich, dass die Impfung nur teilweise vor Infektionen schütze, räumt er ein. Auch das kenne man von anderen Erregern. «Aber diese Impfstoffe könnten trotzdem die Übertragung des Coronavirus verlangsamen und die Geimpften vor schweren Verläufen schützen.» Das bedeutet: Auch wenn es mehrfach infizierte Leute geben sollte, wäre das kein Grund zur Panik.