Bei den Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 erhalten im Kanton Aargau seit Ende Dezember alle Personen über 30 Jahre ausschliesslich den Impfstoff von Moderna. Es gibt keine Wahlmöglichkeit – auch nicht für jene, welchen bei den ersten beiden Impfungen das Vakzin von Pfizer/Biontech verabreicht wurde. Diese Meldung von «20 Minuten» sorgte am Mittwochmorgen für viele und zum Teil gehässige Kommentare in den Onlinemedien. Mehrere Personen hätten ihren Impftermin abgesagt, weil sie nicht das gewünschte Vakzin von Pfizer/Biontech erhielten, war zu lesen. Eine sogenannte Kreuzimpfung mit verschiedenen Impfstoffen ist nicht unumstritten.
Die Fokussierung auf einen Impfstoff erleichtere die Planung und Koordination der Lieferung der Dosen an die Impfzentren, wird ein Sprecher des Kantons im Artikel zitiert.
Es hat zu wenig Pfizer/Biontech für alle
Am Mittwochnachmittag erklären die Aargauer Behörden ihr Vorgehen in einer Medienmitteilung: «Der Impfstoff von Pfizer/Biontech steht im Januar 2022 prioritär Personen zur Verfügung, die jünger als 30 Jahre sind.» Dies sei auch die Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Kreuzimpfungen seien demnach möglich.
Wenn sich im Januar alle möglichen 140'000 Personen unter 30 Jahre für die Auffrischimpfung anmelden und dabei Pfizer/Biontech wählen würden, hätte es zu wenig Impfstoff, um auch noch die über 30-Jährigen damit boostern zu können. Der Aargau erhalte diesen Monat voraussichtlich 99'000 Impfdosen von Pfizer/Biontech, schreibt das Departement Gesundheit und Soziales. Bei Erst-, Zweit- und Drittimpfungen werde deshalb in erster Linie der Moderna-Impfstoff verabreicht.
Vorgabe für Impfstoff bei unter 30-Jährigen
Bei Personen unter 30 Jahre sei das Risiko für Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen erfahrungsgemäss leicht höher, wenn sie mit Moderna geimpft würden. Deshalb würde diesen weiterhin Pfizer/Biontech gespritzt. Man halte sich bei diesem Vorgehen streng an die Vorgaben der EKIF, erklärt Andreas Obrecht, der Leiter des Aargauer Covid-19-Programms. «Wir müssen sicherstellen, dass jede Person jene Impfung erhält, die sie erhalten muss. Bei unter 30-jährigen Männern muss dies Pfizer sein, bei unter 30-jährigen Frauen sollte es Pfizer sein. Beim Rest sind wir frei.»
Sobald genügend Dosen von Pfizer/Biontech vorhanden seien, soll wieder jede Person selbst den Impfstoff wählen können, so Obrecht. Auch bisher gab es im Aargau – und theoretisch auch in anderen Kantonen – keine eigentliche Wahlfreiheit. Weil genügend Dosen von beiden Impfstoffen vorhanden waren, konnte man aber in der Praxis auswählen. Wie viele Personen ihren Impftermin im Aargau abgesagt haben, weil sie momentan nicht wählen können, das weiss man beim Kanton nicht. Der Aargau ist offenbar im Moment der einzige Kanton, welcher die Impfstoffe «rationiert».