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Dämpfer für Energiestrategie Firma hinter gestopptem Geothermie-Projekt im Jura gibt nicht auf

  • Bis in 30 Jahren soll die Geothermie in der Schweiz anderthalbmal soviel Strom liefern wie das AKW Mühleberg, das letztes Jahr vom Netz ging.
  • Am weitesten fortgeschritten war ein Projekt im Jura. Doch dem entzog die Regierung wegen Widerstands aus der Bevölkerung die Bewilligung.
  • Das Unternehmen hinter dem Projekt gibt sich aber nicht geschlagen. Es hält an seiner Bewilligung fest und will zumindest seine Ausgaben zurück.

Es war das Vorzeigeprojekt der Geothermie in der Schweiz. In der Gemeinde Haute-Sorne in der Nähe von Delsberg hätte ein etwa fünf Kilometer tiefes Loch gebohrt werden sollen. Und dies mit einem anderen Verfahren als in Basel oder St. Gallen, wo Projekte noch Erdstössen gescheitert waren.

Hinter dem Projekt steht die Geo-Energie Suisse AG, eine Gesellschaft aus mehreren Schweizer Energieversorgern. Geschäftsführer Peter Meier sagt: «Dieses Vorgehen ist sehr ungewöhnlich. Es ist wahrscheinlich der erste Fall in der Schweiz, bei dem man so weit fortgeschritten – nach einem Bundesgerichtsurteil – nochmal auf eine Entscheidung zurückkommt. Hier muss man schon Klarheit schaffen, ob das überhaupt zulässig ist.»

Das heisst, die Geo-Energie Suisse AG gibt die rechtskräftige Baubewilligung nicht auf und wird, wenn nötig, auch vor Gericht gehen, damit das Projekt realisiert werden kann. Und falls sie dort scheitert, will sie wenigstens die Kosten für die bisherigen Abklärungen auf diesem Weg zurückfordern.

Parlament wollte den Projektstopp

Im Jura hat man die Antwort der Geo-Energie Suisse Mitte Mai erhalten. Heute sagt der zuständige Regierungsrat David Eray, dass man mit der Geo-Energie Suisse reden werde. Aber auch, dass der Widerstand gegen das Projekt gross sei: «Es gibt keine Zustimmung in der Bevölkerung. Das hat auch das Parlament bestätigt und gebeten, das Projekt zu stoppen.»

Es zeichnet sich also ein juristisches Tauziehen um das Geothermie-Projekt im Jura ab. Und das bedeutet: Nach wie vor gibt es keine Tiefenbohrung in der Schweiz, bei der Geothermie für die Stromproduktion verwendet wird. Dabei wäre genau das wichtig. Der Bund rechnet in seiner Energiestrategie 2050 damit, dass sieben Prozent des Schweizer Stromverbrauchs durch Geothermie gedeckt sind. Dafür bräuchte es etwa hundert Kraftwerke.

Eher Wärme- statt Stromproduktion

Ob die Prognose angepasst werden muss, dazu äussert man sich beim Bund noch nicht. Allerdings ist für Benoît Revaz, Direktor des Bundesamtes für Energie, klar: Geothermie entwickle sich gut, aber nicht zur Stromproduktion, sondern zum Heizen. «Wir haben in der Geothermie sehr gute Projekte, die unterschiedlich fortgeschritten sind, sowie eine unterschiedliche Entwicklung, was die Wärmenutzung und die Stromproduktion anbelangt.»

Nach dem Rückschlag im Jura wird sich erst noch zeigen müssen, ob es in der Schweiz jemals grosse Kraftwerke für Strom aus Geothermie geben wird.

Info 3, 25.05.2020, 17 Uhr

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