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Das Sorgenkind der SBB So soll der Pannen- zum Paradezug werden

Der fast zwei Milliarden teure Dosto ist die teuerste Bestellung der SBB-Geschichte. Bis jetzt macht er vor allem Ärger.

FV-Dosto: Diese schwerfällige Abkürzung steht für ein schwerfälliges Projekt der SBB. Bestellt wurde der Fernverkehrszug beim Bombardier-Konzern für fast zwei Milliarden Franken, die grösste Bestellung je.

Doch schon die Auslieferung der ersten zwölf Züge erfolgte mit grosser Verspätung; und auch der Betrieb derselben Züge verursacht grossen Ärger. Im Schnitt auf jeder zehnten Fahrt gibt es Probleme, die zu Verspätungen führen – und das seit mehr als einem Jahr.

FV Dosto am Zürcher HB
Legende: «Unbefriedigend für alle», sagen sowohl die SBB wie der Hersteller Bombardier: «Aber es sind Kinderkrankheiten, die wir zusammen in den Griff kriegen.» Eine Fahrt im Pannenzug liefert Aufschlüsse. Keystone

Ein Augenschein beim Prestige-Projekt der SBB fällt zunächst positiv aus. Mit seiner langgezogenen Front, dem schwarz-rot umrandeten Cockpit-Fenster, der weissen Grund-Lackierung und den gebogenen Fenstern in der oberen Etage sieht der FV-Dosto elegant aus.

Optimistischer Taufname

«FV-Dosto» steht im SBB-Jargon für Fernverkehr Doppelstockzug. Die Herstellerfirma Bombardier taufte ihn optimistisch Twindexx Swiss Express. Bloss: Von Express ist im Moment noch nicht sehr viel zu spüren.

Laut Marcel Zumsteg, Projektleiter Technik bei der SBB, kommt es bei einem der etwa dreissig Züge, die täglich im Einsatz sind, zu einem Ausfall und bei zwei weiteren zu Störungen und Verspätungen: «Das ist absolut zu viel. Die Zahlen müssen mindestens um den Faktor 10 runter, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten.»

Der Zug ist noch nicht dort, wo er sein soll. Unser Job ist es, ihn zum Paradezug zu machen.
Autor: Marcel Zumsteg Projektleiter Technik bei der SBB

Zumsteg ist hauptsächlich mit dem neuen Doppelstockzug beschäftigt. Für viele ist er bereits der Pannen- statt der Paradezug: «Der Zug ist noch nicht dort, wo er sein soll. Unser Job ist es, ihn zum Paradezug zu machen.»

Die Technikerin fährt mit

Es ist ein schwieriger Job und ein aufwändiger. Weil es bereits beim Aufstarten öfters zu Computerproblemen kommt, fangen die Lokführer früher am Morgen an und werden von Bombardier-Technikern unterstützt. Heute von einer Technikerin.

Blick aus dem FV-Dosto
Legende: Draussen zieht die vertraute Schweizer Kulisse vorbei. Doch innerhalb des FV-Dosto stellen sich Passagieren und dem Zugspersonal ungewohnte Herausforderungen. Das soll sich ändern. Keystone

Esther Eberhart begleitet die Fahrt mit dem Dosto von Zürich nach Basel: «Ich bin für den Lokführer da, falls er Fragen hat. Aber auch das Zugpersonal hat manchmal Anliegen.» Sie leiste also im gesamten Zug Unterstützung bei der Problemlösung. Häufig funktioniert etwa eine Türe nicht und blockiert dann den ganzen Zug, oder die Bremsen können nicht gelöst werden.

Neben den noch allzu häufigen Softwareproblemen funktioniert auch die sogenannte Wankkompensation noch nicht wunschgemäss. Diese WaKo soll die Fliehkräfte ausgleichen, damit dereinst die Kurven auf den Hochgeschwindigkeitstrecken schneller durchfahren werden können.

Ein «schönes Fahrzeug» – wenn es denn fährt

Vorderhand schüttelt das System allerdings vor allem die Passagiere durch, speziell im oberen Stock des FV-Dosto. Die Reaktionen der Passagiere sind gemischt: Die einen beklagen sich darüber, durchgeschaukelt zu werden. Andere finden, es sei nun einmal normal, wenn ein Zug ruckelt.

Das findet auch Lokomotivführer Markus Hümbeli: «Ich mag das Fahrzeug.» Man habe viel Lehrgeld bezahlen müssen. Aber es werde immer besser. «Und wenn eines Tages alles so läuft, wie man sich das vorstellt, ist es ganz ein tolles Fahrzeug.»

Wann das sein wird, will niemand voraussagen. Lediglich das leidige Türproblem sollte bis Ende April gelöst sein. Dann sollten Lokführer Hümbeli und Technikerin Eberhart den Dosto noch zufriedener in den Endbahnhof steuern können, wie nach der heutigen Fahrt – die pannenfrei verlief.

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