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Zuger Heimatschützer sind besorgt
Aus Echo der Zeit vom 26.09.2018. Bild: Keystone
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Debatte im Kanton Zug Wird der Denkmalschutz aufgeweicht?

  • Die Zuger Regierung will den Denkmalschutz lockern und Eigentümern mehr Mitsprache beim Unterschutzstellen von Gebäuden geben.
  • Eine entsprechende Gesetzesänderung kommt am Donnerstag ins Kantonsparlament. Heimatschützer sind besorgt und wehren sich.

In der Stadt Zug, an bester Lage in der Nähe des Sees, steht ein dreistöckiges Haus mit hellen Backsteinen und grünen Fensterläden. Es wurde 1895 gebaut – zwei Jahre vor der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Zug Richtung Gotthard.

Das Haus sei ein wichtiger Zeitzeuge für die Aufbruchphase der Stadt im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau, sagt Meinrad Huser, Präsident des Zuger Heimatschutzes. Als der Besitzer das Haus 2010 durch einen Neubau ersetzen wollte, sei die Denkmalpflege eingeschritten: «Der Eigentümer hat mit dem Abriss bereits begonnen.» Er habe auch schon Stuckaturen entfernt.

Bild des inzwischen denkmalgeschützen Hauses an der Zuglinie in Zug.
Legende: Der Denkmalschutz stoppte den Abriss dieses Gebäudes. SRF/Christian Oechslin

«Da haben die Denkmalkommission und das Amt für Denkmalpflege schnell einen Baustopp erwirkt, so dass vieles noch erhalten werden konnte.» Dieses Beispiel zeige, dass es im Kanton Zug einen starken Denkmalschutz brauche. Mit dem neuen Gesetz werde dieser jedoch beträchtlich geschwächt, so Huser.

Rücksprache mit Eigentümern vorgesehen

Wenn ein Gebäude neu unter Schutz gestellt werden soll, wird in Zukunft nämlich ein Vertrag abgeschlossen zwischen den Besitzern des Gebäudes und dem Kanton. Im Vertrag wird definiert, welche künftigen Änderungen am Baudenkmal noch möglich sind. Betroffene Eigentümer sollen so ihre Anliegen und Bedenken von Anfang an einbringen können, so der Plan der Regierung.

Es gibt auch ein öffentliches Interesse, um unseren Kindern zeigen zu können, wie unsere Grosseltern gelebt haben.
Autor: Meinrad Huser Präsident Heimatschutz Zug

Faktisch bedeute dies aber: Schutz erhielten nur noch jene Gebäude, bei denen die Besitzer einverstanden seien, befürchtet Huser. Das gehe nicht. Schliesslich habe die Öffentlichkeit ein Interesse daran, dass historische Bauten erhalten blieben: «Wir sind im Kanton Zug eine Gesellschaft mit sehr viel Geld. Aber wir haben bei bestimmten Objekten auch öffentliches Interesse, um unseren Kindern zeigen zu können, wie unsere Grosseltern gelebt haben.»

Ohne Kommission schnellere Entscheide

Diese Interessen vertrete niemand, kritisiert der Heimatschützer. Deshalb stehe der Denkmalschutz für diese historischen Bauten ein. Für Diskussionen sorgt auch ein weiterer Punkt des neuen Gesetzes. Die Zuger Regierung will auch die Denkmalkommission abschaffen. Sie gibt Empfehlungen ab, ob ein Gebäude schützenswert ist. In diesem Gremium sind der Heimatschutz, der Hauseigentümerverband, der Bauernverband und die Gemeinden vertreten.

Die Regierung findet, die Kommission brauche es nicht mehr. Die Verwaltung habe genug Fachwissen. Sie könne die Verfahren schneller erledigen. Bei den meisten Gemeinden kommt der Vorschlag schlecht an. Die Kommission sorge schliesslich dafür, dass die Entscheide breit abgestützt seien, sagt Huser.

Ich kann einfach nicht abreissen und neu bauen. Das darf nicht sein.
Autor: Manuel Brandenberg SVP-Kantonsrat

Während sich Heimatschützer vehement gegen das neue Gesetz in der Denkmalpflege wehren, begrüsst Manuel Brandenberg die Änderungen. Er ist Chef der SVP-Fraktion im Kantonsparlament: «Das ist aus unserer Sicht ein Schritt in die richtige Richtung – etwas mehr zu den Interessen des Eigentümers hin.» Aus seiner Sicht seien im Kanton Zug in der Vergangenheit zu viele Objekte zu schnell unter Denkmalschutz gestellt worden.

Die Eigentümerschaft habe in vielen Fällen gar nichts mehr zu sagen gehabt. Man stelle sich vor: «Ich kann mit meinem alten Gebäude eigentlich nichts Vernünftiges mehr machen, ich habe nur noch die Kosten, es bleibt mir nichts, es geht sogar an die Vermögenssubstanz», so Brandenberg. «Aber ich kann einfach nicht abreissen und neu bauen. Das darf nicht sein.»

Referendumsdrohung der Gegner steht

Dass neu ein Vertrag zwischen dem Kanton und den Besitzern eines alten Gebäudes abgeschlossen werden soll, findet Brandenberg eine gute Idee. Und mit der Abschaffung der Kommission würden die Verfahren tatsächlich effizienter – die Eigentümer hätten so schneller Klarheit. Die Meinungen über den künftigen Zuger Denkmalschutz gehen also weit auseinander.

Die Diskussion dürfte den Kanton noch eine Zeit lang beschäftigen. Denn der Heimatschutz hat bereits angekündigt, dass er – je nach Verlauf der Debatte im Kantonsparlament – das Referendum dagegen ergreifen werde.

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