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Jugend-Psychologin kritisiert Netflix-Serie
Aus 10 vor 10 vom 12.07.2018.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 11 Sekunden.
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Debatte um «13 reasons why» Vorgaukeln einer heilen Welt hilft nicht

Seit der ersten Staffel schlägt die Netflixserie «13 reasons why» hohe Wellen und wird in Expertenkreisen scharf kritisiert. Die Serie könne eine Rolle bei den Suizidgedanken Jugendlicher spielen.

Ganz so extrem sehen es unsere Kommentatoren nicht. Sie appellieren meistens an den gesunden Menschenverstand. So ruft zum Beispiel Markus Kohler dazu auf, vernünftiger zu werden und Minoritäten nicht derart zu «verhätscheln». Aufrufe zu Ruhe und zu weniger Leistungsdenken fordert wiederum Kommentator Alex Bauert.

Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe

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  • Dargebotene Hand, Tel. 143, (143.ch).
  • Online-Beratung für Jugendliche mit Suizidgedanken: U25-schweiz.ch
  • Angebot der Pro Juventute: Tel. 147, (147.ch)

Die SRF-Community sieht es aber auch realistisch: Menschen könne man nicht vor Suizid schützen, indem man ihnen eine heile Welt vorgaukle, betont zum Beispiel Harald Buchmann.

Gleichzeitig werden auch die Eltern suizidgefährdeter Jugendlicher in die Pflicht genommen: «Wegen der Handys haben junge Menschen dauernd Möglichkeiten ‹etwas auszuprobieren›.

Die Gefahr gehe auch von Gleichaltrigen aus, welche andere in etwas hineinziehen», sagt Stephan Roos im SRF-Forum. Man müsse dringend mit den Kindern reden und sie von dieser Sucht abhalten, meint wiederum Bruno Hochuli.

Junge Menschen haben dank der Handys dauernd Möglichkeiten ‹etwas auszuprobieren›. Die Gefahr geht auch von Gleichaltrigen aus, welche andere in etwas hineinziehen.
Autor: Stephan Roos

Für einige unserer Leser ist die Erklärung zu einfach: Anderen die Schuld zu geben, sei einfach einfacher. Shooter Games sind Schuld an Amokläufen und dieser Serie an Suiziden, erläutert Elizabeth Müller. Mit suizidgefährdeten Jugendlichen stimme schon vor der Serie etwas nicht. Zudem sei nicht klar, wie stark «13 reasons why» eine Rolle spiele.

Spiegel der Gesellschaft

Den Umkehrschluss zieht Julius Bauer: «Wie viele mehr haben die Serie gesehen und tragen einen positiven Effekt davon? Von Netflix finde ich es sogar positiv, dass sie das Thema ins Rampenlicht stellen. Wir reden viel zu wenig über Suizid und sollten es mehr.»

Die Serie spiegle lediglich unsere Gesellschaft wieder, sagt Alexandra Fabian. Auch Benjamin Thiel meint, dass die Serie zur Lebenswelt der Jugendlichen gehöre und findet positiv, dass die TV-Produktion nicht nur potenziellen Opfern, sondern auch möglichen Tätern zeigt, wohin ihr Verhalten führen könne.

Wie viele mehr haben die Serie gesehen und tragen einen positiven Effekt davon? Von Netflix finde ich es sogar positiv, dass sie das Thema ins Rampenlicht stellen.
Autor: Julius Bauer

Schliesslich betonen einige SRF-Kommentatoren, dass dieses Phänomen nicht neu ist. «Vor fast 250 Jahren gab es in Europa ein ähnliches Ereignis. Damals veröffentlichte J. W. von Goethe ‹Die Leiden des jungen Werthers›, und wie heute zog auch dieses Werk junge Leute in die Verzweiflung», schreibt Roger Kerber im Forum.

Der Werther-Effekt

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In der Wissenschaft gilt es als erwiesen, dass ausführliche und detaillierte Suizid-Berichterstattungen in den Medien weitere Suizide auslösen können. Dabei geht es um den sogenannten Werther-Effekt. Diese Bezeichnung bezieht sich auf Goethes Roman «Die Leiden des jungen Werther». Nach dessen Veröffentlichung 1774 häuften sich Suizide.

1981 sorgte die deutsche TV-Serie «Tod eines Schülers» für Aufsehen. Sie thematisierte den Suizid eines Schülers und zeigte explizit, wie sich dieser das Leben nimmt. Deutsche Forscher untersuchten die Suizidrate während und unmittelbar nach der Ausstrahlung der Serie. Die Studie zeigte: Unter 15- bis 19-Jährigen jungen Männern stieg die Suizidrate im Vergleich zu den Vorjahren um 175 Prozent.

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