«Es brennt wirklich lichterloh im Dachstock der Kitas», sagt die Präsidentin vom Verband Kinderbetreuung Schweiz Kibesuisse, Franziska Roth. Denn vielen Kitas laufen die Angestellten davon. Neben den aktuell schlechten Rahmenbedingungen seien es «schwierige» Arbeitsbedingungen wie lange Arbeitszeiten oder die Belastung durch den hohen Lärmpegel. All das sei für den Personalmangel verantwortlich, so Kibesuisse.
Trotzdem könne von «Unbeliebtheit» keine Rede sein: Die familienergänzende Bildung und Betreuung bildet jährlich allein im Kanton Zürich rund tausend Betreuungspersonen aus. Doch dann würden andere Branchen mit deutlich mehr finanziellen Ressourcen die Betreuerinnen und Betreuer wieder abwerben, beklagt der Verband.
Zwei Branchen, die beide vom Fachkräftemangel betroffen sind, werden gegeneinander ausgespielt.
Dies ergebe einen Übertragungseffekt, erklärt Verbandssprecher Maximiliano Wepfer: «Zwei Branchen, die beide vom Fachkräftemangel betroffen sind, werden gegeneinander ausgespielt.» Durch die abwandernden Betreuungspersonen steige so der Druck auf die verbleibenden Angestellten in den Kitas.
Ein «Armutszeugnis» für die Schweiz
Die Branche stehe damit vor einem Dilemma zwischen Abbau von Qualität oder Abbau von Betreuungsplätzen. Eine einfache, aber unbefriedigende Rechnung: Werde die Qualität gesenkt, verschlechtere sich der Betreuungsschlüssel und die Anforderungen an die Betreuungspersonen würden heruntergeschraubt. «Wird dagegen die Anzahl Betreuungsplätze reduziert, können immer weniger Kinder familienergänzend betreut werden», so Wepfer.
So setzt sich der Preis für einen Kita-Platz zusammen
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Laut Kibesuisse stellen sich die Kosten für einen Kita-Platz im Durchschnitt wie folgt zusammen:
80 Prozent:
Personalkosten
13 Prozent:
Weitere Betriebskosten wie Mietkosten (inkl. Neben- und Unterhaltskosten) sowie Verpflegungskosten
7 Prozent:
Übriger Betriebsaufwand wie Kommunikation, Webauftritt, etc.
Die Leidtragenden seien in beiden Szenarien die Kinder. Kibesuisse spricht von einem Armutszeugnis für das Bildungsland Schweiz.
Die Forderung: Es brauche nicht allein ein grösseres Betreuungsangebot, sondern auch bezahlbare Plätze, ohne Qualitätsabstriche. Der Verband stellt sich hinter die aktuell diskutierte längerfristige Finanzierung durch den Bund (siehe Box).
Bund hat Betreuungsplätze mit einer halben Milliarde gefördert
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Der Bund hat die Schaffung von Betreuungsplätzen für Kinder ausserhalb der Familie seit Inkrafttreten des
entsprechenden Gesetzes
vor 20 Jahren mit 451 Millionen Franken unterstützt. Damit wurden 72'271 neue Plätze geschaffen. 56 Prozent der Gelder flossen in Kindertagesstätten.
Insgesamt hiess der Bund bis Ende Januar 3961 Gesuche gut, wie das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) am Montag mitteilte. 199 Gesuche für 4439 Plätze bis Ende 2024 sind noch hängig.
Ursprünglich bloss eine «Anstossfinanzierung»
Die finanzielle Unterstützung von Kinderkrippen durch den Bund war ursprünglich bloss als «Anstossfinanzierung» gedacht. Das Parlament hat sie jedoch mehrere Male verlängert. Nun möchte die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats das Programm durch ein ordentliches Gesetz ablösen und damit auf Dauer verankern.
Der Bundesrat lehnt dies «grundsätzlich» ab. Zum einen ist er der Ansicht, dass die Unterstützung der Kinderbetreuung eine Aufgabe der Kantone und der Arbeitgeber sei. Zudem sei der geforderte Bundesbeitrag von jährlich mehr als 700 Millionen Franken für den belasteten Bundeshaushalt nicht zu verkraften.
Kritische Stimmen gibt es auch im Parlament. Gegen die Vorlage stellt sich beispielsweise SVP-Nationalrätin Nadja Umbricht Pieren. Sie ist überzeugt: Es braucht keine Bundesgelder. Denn damit würde bloss ein einziges Betreuungsmodell gefördert und ausserdem würden die Kantone und Gemeinden schon heute die Kitas teils sehr grosszügig mitfinanzieren.
Ein leicht wachsender Zulauf an männlichen Kinderbetreuern lässt auf eine Entspannung in der Branche hoffen: Die
Statistik zu den Lehrverhältnissen im Bereich der Betreuung
zeigt, dass zunehmend auch Männer eine Ausbildung in der Kinderbetreuung beginnen. 2021 machten sie rund 16 Prozent der Lernenden aus. Die Frage bleibt, ob auch sie irgendwann den Kitas den Rücken kehren werden.
Beratung im Parlament
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Der Nationalrat diskutiert voraussichtlich am Mittwoch über Finanzhilfen an die familienergänzende Kinderbetreuung (
Geschäftsnummer 21.403
). Über die wichtigsten Entscheidungen halten wir Sie im
Liveticker zur Frühjahrssession 2023
auf dem Laufenden.
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