Wenn der Herzschlag aussetzt, kommt es auf jede Minute an. Ohne Hilfe wird das Gehirn schon nach fünf Minuten irreparabel geschädigt. Die Basler Sanität schafft es im Schnitt innert zehn Minuten zu einem Notruf – bei einem Herzstillstand reicht das also nicht.
Defibrillatoren sind ein sehr wichtiges Element in der Rettungskette, um Menschenleben zu retten.
Deshalb werden zunehmend Defibrillatoren im öffentlichen Raum montiert. Das sind elektrische Impulsgeber, die im Notfall auch medizinische Laien bedienen können, die einen Herzstillstand zufällig mitbekommen.
Der Basler Arzt, Uni-Medizinprofessor und LDP-Parlamentarier Raoul Furlano sagt: «Öffentlich zugängliche automatische Defibrillatoren sind ein sehr wichtiges Element in der Rettungskette, um tatsächlich Menschenleben zu retten.»
Eine schweizweite Website listet eine vierstellige Zahl an Defibrillatoren-Standorten auf – solche zu melden, ist freiwillig. Im Kanton Basel-Stadt sind inzwischen 229 solche Geräte als öffentlich zugänglich registriert. Das wäre eigentlich ein dichtes Netz, doch nur 42 davon sind tatsächlich rund um die Uhr zugänglich. Der Rest hängt innerhalb von Gebäuden, die insbesondere über Nacht geschlossen sind, zum Beispiel in Museen oder der Universität.
So hilft das der Bevölkerung nicht.
Die SP-Grossrätin Amina Trevisan will nun der Regierung Beine machen: «Das hilft der Bevölkerung so nicht. Wenn man sieht, dass Herzstillstand die häufigste Todesursache in westlichen Ländern ist, dann beunruhigt mich das.»
Rund 8000 Menschen erleiden pro Jahr in der Schweiz einen Herzstillstand. Trevisan hat deshalb für einen Vorstoss Unterschriften aus dem ganzen Parteienspektrum gesammelt. Ziel sind Defibrillatoren an allen Verwaltungsgebäuden und Schulen, und zwar aussen und rund um die Uhr zugänglich. Zudem soll die Information verbessert werden, wo diese Geräte zu finden sind.
Auch die bisherige Abdeckung mit Defibrillatoren genügt Trevisan nicht: Heute seien die meisten im Stadtzentrum. In den Quartieren hingegen seien die Geräte rar; auf dem Bruderholz etwa gebe es gar keinen. Es brauche daher mehr davon.
Selbsterklärende Geräte
Furlano schlägt neben öffentlichen Gebäuden auch Turnhallen als neue Standorte vor, weil dort abends auch Seniorinnen und Senioren aktiv seien. Übrigens sei selbst bei Geräten, die an Aussenwänden hängen, Vandalismus bisher kein Problem.
Wer in die Situation komme, als Laie jemandem bei einem Herzstillstand zu helfen, müsse keine Angst haben zu handeln, sagt Raoul Furlano: Ein moderner Defibrillator kommuniziere gleich nach dem Einschalten mit der Person, die ihn benutzt – «das ist wirklich selbsterklärend».
Bei Herzstillstand bessere Chancen im Tessin
Defibrillatoren werden in Basel-Stadt seit 2018 auch als Teil eines sogenannten First-Responder-Systems des Kantons installiert. Davor betrug im Stadtkanton die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand unter zehn Prozent. Gut vier Jahre später sind es fast 30 Prozent.
Als Pionierkanton in Sachen Defibrillatoren im öffentlichen Raum gilt das Tessin: Dort beträgt die Überlebenschance bereits das Doppelte, nämlich 60 Prozent, was im Basler Vorstoss als Referenz genannt wird.