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Defibrillatoren in Basel Lebensrettende Geräte hängen in Gebäuden statt aussen

In Basel sind 229 öffentliche Defibrillatoren registriert. Aber nur ein Fünftel davon ist rund um die Uhr zugänglich.

Wenn der Herzschlag aussetzt, kommt es auf jede Minute an. Ohne Hilfe wird das Gehirn schon nach fünf Minuten irreparabel geschädigt. Die Basler Sanität schafft es im Schnitt innert zehn Minuten zu einem Notruf – bei einem Herzstillstand reicht das also nicht.

Defibrillatoren sind ein sehr wichtiges Element in der Rettungskette, um Menschenleben zu retten.
Autor: Raoul Furlano Arzt und LDP-Grossrat BS

Deshalb werden zunehmend Defibrillatoren im öffentlichen Raum montiert. Das sind elektrische Impulsgeber, die im Notfall auch medizinische Laien bedienen können, die einen Herzstillstand zufällig mitbekommen.

Defibrillator
Legende: Ein Defibrillator im Bahnhof SBB in Basel (Archivbild Keystone/Georgios Kefalas

Der Basler Arzt, Uni-Medizinprofessor und LDP-Parlamentarier Raoul Furlano sagt: «Öffentlich zugängliche automatische Defibrillatoren sind ein sehr wichtiges Element in der Rettungskette, um tatsächlich Menschenleben zu retten.»

Defibrillator

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Samariter-Übung
Legende: Der Samariterverein Sursee übt das Helfen bei einem Herzstillstand (Archivbild). Keystone/Gaetan Bally

Automatisierte externe Defibrillatoren (AED) können bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eingesetzt werden. Ein AED analysiert den Herzrhythmus der Patientinnen respektive Patienten und kann im Falle eines Kammerflimmerns durch die Abgabe eines Stromimpulses das Herz wieder in einen normalen Rhythmus bringen. Gerade in den ersten Minuten bis zum Eintreffen der Sanität kann ein AED über Leben und Tod entscheiden.

Jede Minute kostet zehn Prozent Überlebenschancen

Ein Herz-Kreislauf-Stillstand wird oft nicht richtig erkannt und die Unsicherheit ist gross, welche Massnahmen zu ergreifen sind. Werden keine Massnahmen eingeleitet, wird das Gehirn bereits nach fünf Minuten dauerhaft geschädigt. Die Überlebenschance der Betroffenen sinkt pro Minute um etwa zehn Prozent.

Neben einer frühen Defibrillation ist die sogenannte kardiopulmonale Reanimation (CPR), die gezielte Massage des Brustbeines, eine wichtige Massnahme bei der Behandlung eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstandes.

Eine schweizweite Website listet eine vierstellige Zahl an Defibrillatoren-Standorten auf – solche zu melden, ist freiwillig. Im Kanton Basel-Stadt sind inzwischen 229 solche Geräte als öffentlich zugänglich registriert. Das wäre eigentlich ein dichtes Netz, doch nur 42 davon sind tatsächlich rund um die Uhr zugänglich. Der Rest hängt innerhalb von Gebäuden, die insbesondere über Nacht geschlossen sind, zum Beispiel in Museen oder der Universität.

So hilft das der Bevölkerung nicht.
Autor: Amina Trevisan SP-Grossrätin BS

Die SP-Grossrätin Amina Trevisan will nun der Regierung Beine machen: «Das hilft der Bevölkerung so nicht. Wenn man sieht, dass Herzstillstand die häufigste Todesursache in westlichen Ländern ist, dann beunruhigt mich das.»

Rund 8000 Menschen erleiden pro Jahr in der Schweiz einen Herzstillstand. Trevisan hat deshalb für einen Vorstoss Unterschriften aus dem ganzen Parteienspektrum gesammelt. Ziel sind Defibrillatoren an allen Verwaltungsgebäuden und Schulen, und zwar aussen und rund um die Uhr zugänglich. Zudem soll die Information verbessert werden, wo diese Geräte zu finden sind.

Defibrillator
Legende: Ein Defibrillator von Schutz und Rettung Zürich im Einsatz Keystone/Ennio Leanza

Auch die bisherige Abdeckung mit Defibrillatoren genügt Trevisan nicht: Heute seien die meisten im Stadtzentrum. In den Quartieren hingegen seien die Geräte rar; auf dem Bruderholz etwa gebe es gar keinen. Es brauche daher mehr davon.

Selbsterklärende Geräte

Furlano schlägt neben öffentlichen Gebäuden auch Turnhallen als neue Standorte vor, weil dort abends auch Seniorinnen und Senioren aktiv seien. Übrigens sei selbst bei Geräten, die an Aussenwänden hängen, Vandalismus bisher kein Problem.

Wer in die Situation komme, als Laie jemandem bei einem Herzstillstand zu helfen, müsse keine Angst haben zu handeln, sagt Raoul Furlano: Ein moderner Defibrillator kommuniziere gleich nach dem Einschalten mit der Person, die ihn benutzt – «das ist wirklich selbsterklärend».

Bei Herzstillstand bessere Chancen im Tessin

Defibrillatoren werden in Basel-Stadt seit 2018 auch als Teil eines sogenannten First-Responder-Systems des Kantons installiert. Davor betrug im Stadtkanton die Überlebenschance bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand unter zehn Prozent. Gut vier Jahre später sind es fast 30 Prozent.

First Responder in Basel-Stadt und Baselland

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First Responder sind freiwillige Ersthelferinnen oder Ersthelfer, die nach einem erfolgreich absolvierten Kurs durch die Sanitätsnotrufzentrale alarmiert werden können. Bei einem Notfall wird davon angepeilt, wer sich am nächsten beim Notfall befindet. Dies geschieht mittels einer App, die auch den am nächsten gelegenen Defibrillator anzeigt.

Dahinter steht die Stiftung «Ersthelfer Nordwestschweiz», die 2018 gegründet wurde. Sie hat ihren Stiftungssitz am Universitätsspital Basel und untersteht der Aufsicht der Berufsfürsorge und Stiftungsaufsicht beider Basel (BSABB). Raoul Furlano ist in deren Stiftungsrat.

Vergleichbare Organisationen gibt es in verschiedenen Schweizer Regionen.

Als Pionierkanton in Sachen Defibrillatoren im öffentlichen Raum gilt das Tessin: Dort beträgt die Überlebenschance bereits das Doppelte, nämlich 60 Prozent, was im Basler Vorstoss als Referenz genannt wird.

Regionaljournal Basel, 9.2.2024, 6:30 Uhr ; 

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