Der Ort Betlis mit seinen bekannten Wasserfällen in der St. Galler Gemeinde Amden am Walensee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Dies hat auch seine Schattenseiten: Touristinnen und Touristen kommen so zahlreich, dass es dort auf der schmalen Strasse zwischen senkrechten Felsen und dem See regelmässig zum Chaos kommt.
An einem sonnigen Morgen füllen sich die Parkplätze in Betlis rasant. Bei schönem Wetter insbesondere an den Wochenenden wird regelmässig der Verkehrsdienst aufgeboten.
Sobald alle Parkplätze besetzt sind, sperrt der Verkehrsdienst die Strasse, erklärt Peter Remek, Gemeindepräsident von Amden: «Ohne die Strassensperrung haben wir hier das Verkehrschaos, vor allem wegen des Suchverkehrs.» Die Leute suchen irgendwo im Quartier Abstellplätze, finden keine und parkieren dann wild.
Ohne die Strassensperrung haben wir hier das Verkehrschaos, vor allem wegen des Suchverkehrs.
Das Problem ist bekannt – auch bei den Gästen. Diese richten sich ein, wie an diesem Sommermorgen unter der Woche ein französisches Pärchen, das extra auf der anderen Seite des Sees in Mühlehorn übernachtet hat, um besonders früh vor Ort zu sein.
In der Mittagshitze geht es dann oft hitzig zu und her: Die Einheimischen im Quartier sind genervt und auf der Strasse kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Es seien auch schon Autos in einem engen Tunnel stecken geblieben, erzählt eine Zürcherin: «Ja – es ist recht eng, und ich würde mich fürchten, wenn mir hier etwas entgegenkäme.»
Darum ist der Verkehr im engsten Bereich reguliert: zur vollen Stunde einwärts, zur halben Stunde auswärts. Auch ein Lichtsignal mit einer Einbahnregelung soll helfen.
Die Leute auf dem Velo fahren auch beim Rotlicht in die Strasse.
Allerdings nütze auch dies manchmal nichts, sagt Gemeindepräsident Remek und spricht dabei das Problem mit den Velofahrerinnen und Velofahrern an: «Sie fahren auch beim Rotlicht in die Strasse und wenn dann ein Auto entgegenkommt, ist das nicht so gut.»
Gebüsst wird nicht – noch nicht, meint der Gemeindepräsident. Dafür sei die Kantonspolizei zuständig. Sicher werde man mit der Polizei schauen, dass hier der Veloverkehr möglichst bald kontrolliert werde, um das Problem in den Griff zu bekommen.
Ein Fahrverbot bis nach Betlis: Dieser Vorschlag der Gemeinde Amden ist bei der Bevölkerung schlecht angekommen. Schliesslich lebten Beizen und Bootsfirmen auch vom Tourismus, heisst es im Dorf. Und der Tourismus läuft gut, wie ein Paar aus Luzern bestätigt. Ohne Hinweis auf Social Media wären die beiden wohl kaum an diesen Hotspot gekommen: «Auf Instagram hat eine Influencerin die Schönheit dieses Orts beschrieben. Darum laufen wir jetzt nach Quinten und fahren dann mit dem Schiff zurück nach Weesen.»
Leidensdruck für radikale Massnahmen noch zu klein
Besonders ärgerlich ist der Dichtestress für die rund 40 Bewohnerinnen und Bewohner von Betlis. Ein Einheimischer beschreibt die Verkehrssituation vor seiner Haustüre als «sehr mühsam». Trotzdem scheint der Leidensdruck bei der Bevölkerung noch zu klein für radikale Lösungen, meint der Gemeindepräsident.
So sollen jetzt fürs Erste einzelne Parkplätze an unübersichtlichen Stellen aufgehoben werden, um gefährliche Situationen zu minimieren. Das bedeutet wahrscheinlich noch mehr Stau für die Leute in den Autos. Der Verkehrsdienst dürfte daher am Eingang zu Betlis schon bald die Pforte ins Naturerlebnis am Walensee ein paarmal häufiger schliessen als heute.