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Die designierte SRF-Direktorin «Wir brauchen Meinungsvielfalt – auch innerhalb SRF»

Nathalie Wappler sagt, wo sie die grössten Baustellen bei SRF sieht – und wie sie das Haus für die Zukunft rüsten will.

Sie wurde von Anfang an als Favoritin gehandelt, vor ein paar Tagen haben sich die Gerüchte verdichtet. Jetzt ist es definitiv: Nathalie Wappler wird Nachfolgerin von Ruedi Matter und leitet künftig das Schweizer Radio und Fernsehen SRF, zu dem auch SRF News gehört. Im Gespräch erklärt die designierte SRF-Chefin, wie sie die Konvergenz von Radio, Fernsehen und Online vorantreiben will – und wo sie die grössten Baustellen bei SRF sieht.

Nathalie Wappler

Designierte SRF-Direktorin

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Wappler startete ihre berufliche Laufbahn 1996 als Redaktorin beim 3sat-Format «Kulturzeit». Danach war sie unter anderem für «aspekte» und «Berlin Mitte» beim ZDF tätig. 2005 kam sie zum Schweizer Fernsehen, wo sie zunächst als «Kulturplatz»-Redaktorin und -Produzentin und ab 2008 als «Sternstunden»-Redaktionsleiterin tätig war. 2011 wurde sie Leiterin der Abteilung Kultur von SRF.

SRF News: Worauf freuen Sie sich als Direktorin am meisten?

Nathalie Wappler: Ich freue mich darauf, ein Unternehmen übernehmen zu können, das einerseits gut aufgestellt ist, andererseits aber auch vor grossen Herausforderungen steht. Nach der «No-Billag»-Initiative hat ganz Europa, ja die ganze Welt auf die Schweiz geschaut. Jetzt geht es darum, die Erwartungen des Stimmvolks zu erfüllen und das bestmögliche Programm für die Menschen in diesem Land zu machen.

Wo ist für Sie die grösste SRF-Baustelle?

Die grösste Baustelle wird sicherlich sein, die jungen Menschen wieder an unser Angebot und Programm zu binden. Zudem müssen wir unsere Angebote profilieren und uns besser von den privaten Anbietern unterscheiden. Wir müssen unser Alleinstellungsmerkmal hervorheben. Und wir müssen dafür sorgen, dass sich die Menschen, für die wir das Programm machen, gut informiert, gut orientiert und gut unterhalten fühlen.

Das machen wir im Moment noch zu wenig?

Es ist keine Frage von «zu wenig». In einer Gesellschaft, die sich immer weiter polarisiert, müssen wir uns mit all den Argumenten auseinandersetzen, die diese Polarisierung vorantreiben. Der Journalismus erreicht nie ein Ende, an dem man vom bestmöglichen Journalismus sprechen kann. Man muss sich zur Decke strecken und sich immer wieder fragen, was sich verändert hat und wie wir mit unserem Programm darauf reagieren wollen.

Welche Rolle spielt künftig das Radio bei SRF?

Eine wichtige. Wir wissen aus Ländervergleichen, dass Radio das Medium ist, das vor allem regional und lokal verankert ist. Daran hat auch die Globalisierung nicht verändert. Nichtsdestotrotz ziehen mit Sprachassistenz-Systemen neue Formen von Audio-Inhalten in die Gesellschaft mit ein.

Es ist wichtig, dass wir innerhalb des Hauses unterschiedliche Herangehensweisen haben.

Hierbei die richtige Balance zu finden und abzuwägen, wann und wofür wir welches Programm und welchen Hintergrund senden, ist die Herausforderung. Dass etwa der virtuelle Assistent «Alexa» die Fähigkeit beherrscht, das «Echo der Zeit» auf Sprachbefehl hin abzuspielen, finde ich grossartig.

Heute sind die Informationssendungen von Radio und Fernsehen getrennt. Wann kommt auch dort die vollständige Konvergenz, die Fusion sozusagen?

Es ist wichtig, dass wir innerhalb des Hauses unterschiedliche Herangehensweisen haben. Was nicht bedeutet, dass man nicht sehr eng zusammenarbeiten kann. Die Schweiz ist ein kleines Land und auch innerhalb SRF brauchen wir Meinungsvielfalt.

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir nur dann einen guten Service public anbieten können, wenn es diesen auch nach innen gibt.

Es wird auch darum gehen, eine gute Kooperation mit privaten Anbietern herzustellen. Mir persönlich ist es wichtig, dass wir bei den Journalistinnen und Journalisten keine Abstriche machen. An dieser Stelle sollten wir keinen Stellenabbau betreiben.

Es werden allerdings Stellen abgebaut. Das wurde schon vor ihrem Amtsantritt beschlossen. Die Stimmung bei Radio und Fernsehen war schon besser, es gibt sogar einen offenen Brief der Gewerkschaft. Wie wollen Sie diese Stimmung verbessern?

Mir ist es wichtig, dass wir die Unternehmenskultur verbessern. Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass wir nur dann einen guten Service public anbieten können, wenn es diesen auch nach innen gibt. Für mich wird es entscheidend sein, wie wir miteinander und übereinander reden. Auch das hat massgeblichen Einfluss auf unsere Medienproduktion. Ich stehe für wertschätzenden und respektvollen Umgang untereinander. Mit dieser Haltung können wir viele der bevorstehenden Probleme lösen.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

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