In der Schweiz müssen immer mehr Leute Platz finden. Laut den jüngsten Zahlen des Bundesamts für Statistik wohnen heute mehr als 8,4 Millionen Menschen in der Schweiz. SRF hat die Ökonomen Patrik Schellenbauer von der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse und Mathias Binswanger, Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Nordwestschweiz, mit verschiedenen Szenarien konfrontiert. Ihre Ansichten unterscheiden sich stark:
Wie wird die Schweiz mit 10 Millionen Einwohnern aussehen?
Das sagt Patrik Schellenbauer: «Wenn wir uns besser organisieren und akzeptieren würden, dass die Schweiz ein Einwanderungsland ist, dann kann man 10 Millionen ohne Probleme in diesem Land unterbringen.»
Das sagt Mathias Binswanger: «Das würde zu Verkehrsproblemen führen. Vor allem zu den Pendlerzeiten. Es würden aber auch Ghettos entstehen, weil die Immobilienpreise reagieren würden. Gewisse Gegenden würden teuer. Leute mit geringem Einkommen könnten es sich aber nur noch leisten, in gewissen anderen Gegenden zu leben.»
Eine 29-Millionen-Schweiz – ist das realistisch oder eine Spinnerei?
Das sagt Patrik Schellenbauer: «Das ist natürlich nicht die Vision von Avenir Suisse. Wir wollten damit aber aufzeigen: wenn man grosse Weltstädte wie New York, Paris oder Barcelona an die Plätze der Schweizer Grossstädte legen würde, 29 Millionen unterbringen könnte, ohne dass das Land überbaut wäre.»
Das sagt Mathias Binswanger: «Das ist aus meiner Sicht ein schlechter Scherz. Eine solche Gedankenspielerei hat mit der Realität in der Schweiz überhaupt nichts zu tun. Das wäre nicht mehr lebenswert und nur noch mit «Verdichtungs-Ghettos» möglich.»
Wie sieht Ihre Zukunftsvision aus?
Das sagt Patrik Schellenbauer: «Wir wünschen uns ein offenes Land, das auch akzeptiert, dass es eine Zuwanderungsnation ist. Schon heute lebt nur rund ein Fünftel der Schweizer wirklich auf dem Land. Die ländlichen Gebiete sollen erhalten bleiben. Verdichten muss man in den Agglomerationen und Städten.»
Das sagt Mathias Binswanger: « Die Schweiz, wie sie momentan ist, wird von den meisten Menschen als sehr attraktiv empfunden. Und etwas, das als gut empfunden wird, muss man nicht unbedingt ändern. Die Schweiz sollte sich vor allem darum kümmern, dass die Lebensqualität hoch bleibt. Wir sollten versuchen, die Schweiz für 8 Millionen so zu gestalten, dass sie möglichst lebenswert ist.»