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Fahrdienst zockt Kranke ab: 710 Franken für 40 Kilometer
Aus Kassensturz vom 31.10.2017.
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Dienstleistung für Kranke Fahrdienst verlangt 710 Franken für 40 Kilometer

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn betagte Menschen und Patienten ins Spital oder zum Arzt müssen, sind viele auf einen Fahrdienst angewiesen.
  • Der «Fahrdienst mit Herz» aus Gossau SG bietet diese Dienste an, inklusive Rechnung mit Schmerz: Für 40 Kilometer soll eine betagte Frau 710 Franken bezahlen.
  • Zum Vergleich: Normalerweise bezahlt sie beim Roten Kreuz für diese Strecke zwischen 30 und 70 Franken.
  • Die Chefin des Fahrdienstes mit herzhaften Preisen bleibt aber dabei: Ihre Rechnungen seien nicht überrissen.

Berti Fenner muss nach Operationen an Knie und Becken regelmässig für Kontrollen ins Spital Frauenfeld gefahren werden. Der Weg Weinfelden-Frauenfeld – 20 Kilometer hin und 20 Kilometer zurück – kostet sie normalerweise zwischen 30 und 70 Franken. Inklusive Wartezeit während ihres Untersuchs im Spital. Ihr üblicher Fahrdienst: Das Rote Kreuz.

Am 11. Juli organisiert ihr das Alter- und Pflegeheim Tertianum in Weinfelden, wo sie zur Reha verweilt, ausnahmsweise das private Unternehmen Fahrdienst mit Herz, weil kein Fahrer vom Roten Kreuz frei war. Beim Fahrdienst mit Herz blättert sie aber für die genau gleiche Strecke sagenhafte 710 Franken hin.

Abkassieren mit Herz

Information:

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Krankenkassen übernehmen bei medizinisch verordneten Transporten lediglich 50 Prozent der Fahrkosten, bis maximal 500 Franken pro Jahr. Bei Bezügern von Ergänzungsleistungen übernimmt in der Regel die Sozialversicherungsanstalt SVA die gesamten Transportkosten. Im Kanton Thurgau zum Beispiel bis 4800 Franken pro Jahr (siehe Merkblatt).

Berti Fenner und ihr Bruder Heinrich Roost, der sich um die finanziellen Angelegenheiten ihrer Schwester kümmert, fielen aus allen Wolken. Denn es handelt sich um einen ganz normalen Personentransport. Berti Fenner kann mit Hilfe von Stöcken zwar langsam, aber selber gehen. Dementsprechend war das angeforderte Auto auch ein ganz normales. Kein Fahrzeug für Rollstuhl- und auch nicht für Liegendtransport.

Astrid Braunwalder ist Inhaberin des Fahrdienstes mit Herz. Sie rechtfertigt ihren Preis : «Wir haben Festangestellte. Wir müssen Löhne zahlen, die ein Tixi oder ein Rotes Kreuz nicht zahlen müssen.»

Ein Argument, das für Heinrich Roost einen solch hohen Fahrpreis jedoch nicht erklärt. Er hat sich erkundigt, was die genau gleiche Fahrt mit einem Taxi kosten würde: «Ein reguläres Taxi Weinfelden-Frauenfeld hin und zurück kostet maximal 150 Franken. Eine Stunde Warten zusätzlich 60 Franken, aber niemals 710 Franken.»

Der Fahrdienst mit Herz kassiert herzhaft ab: Er ist x-fach teurer als der Dienst des Roten Kreuzes, und mehr als doppelt so teuer als ein normales Taxi. Man kann rechnen wie man will. Der Betrag von 710 Franken für 40 Kilometer ist nicht nachvollziehbar. Stossend: Auch die Rechnung bringt nicht mehr Licht ins Dunkel. Die Fahrt ist pauschal in Rechnung gestellt.

«Sonst muss ich das Auto zuhause lassen»

Die Inhaberin des Fahrdienstes wehrt sich, sie habe auch den langen Anfahrtsweg von knapp 30 Kilometern verrechnet. Zudem habe ihre Fahrerin beim Spital mehr als zwei Stunden auf den Fahrgast warten müssen. Insgesamt habe die Fahrt fast sechs Stunden gedauert. «Wenn ich all das nicht verrechnen kann, muss ich das Auto zuhause lassen.»

Mit dieser 700-fränkigen Rechnung erwärmt der Fahrdienst nicht viele Herzen. Das Alters-und Pflegeheimes Tertianum in Weinfelden will nicht mehr weiter mit diesem Fahrdienst zusammenarbeiten. Es hat damals den Fahrdienst für Berti Fenner organisiert. Zum letzten Mal, sagt die Geschäftsführerin Gerda Nussbaumer: «Wir haben diesen Anbieter aus unserer Liste gestrichen.»

Berti Fenner musste die 710 Franken zahlen. Grosszügig: Das Alters- und Pflegeheim übrnimmt davon 300 Franken.

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