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Digitaler Graben Digitalisierung hängt viele Menschen ab

Die ältere Bevölkerung ist mittlerweile gut an die digitale Welt angeschlossen. Eine neue Studie stellt nun fest, dass sich vor allem zwischen Menschen mit tiefem Einkommen und wenig Bildung und Gebildeten und Bessergestellten ein digitaler Graben auftut.

Seniorinnen und Senioren werden digital immer fitter. Im Jahr 2009 surfte erst etwa ein Drittel der Altersgruppe über 65 durchs World Wide Web, wie damals das Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich im Auftrag von Pro Senectute ermittelte. Zehn Jahre später waren es bereits drei Viertel. «Heute sind viele Seniorinnen und Senioren noch während ihres Erwerbslebens mit Computern in Kontakt gekommen. Zudem sind heute die Anwendungen viel einfacher und intuitiver geworden», sagt Peter Burri von Pro Senectute.

Nun rücken punkto Online-Anschluss andere Teile der Bevölkerung in den Fokus. Eine repräsentative Umfrage der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt, dass Ausbildung und Einkommen als Faktor für die digitale Fitness wichtiger werden. «Das heisst, die Technologie-Polarisierung wächst weiter. Als Gesellschaft laufen wir Gefahr, dass viele Gruppen von der Digitalisierung abgehängt werden», sagt Studienautor Marc Peter.

Überfordernde Geschwindigkeit

Diese Studie mit dem Titel «Digital-Radar Schweiz» wurde bereits einmal durchgeführt – und seither sei der gesellschaftliche Graben noch grösser geworden. «Es sind einerseits die vielen neuen Technologien, die fast monatlich auftauchen, neue Mobiltelefone, neue Webseiten, neue Applikationen. Es sind aber auch die Unternehmen, die mehr und mehr nur noch auf digitalen Kanälen operieren wollen. Und so müssen die Kunden für ihre Bank- und Versicherungsgeschäfte immer mehr digitale Apps nutzen», erläutert Peter diese Entwicklung.

In anderen Worten: Die Technologien verändern sich in einer Geschwindigkeit, dass selbst gut Ausgebildete und Gutsituierte Mühe bekunden, mit der Entwicklung Schritt zu halten.

«Wenn wir dieses Thema nicht aktiv angehen und unsere gesellschaftliche Verantwortung nicht wahrnehmen, droht unserem Land, dass wir auch wirtschaftlich an Wettbewerbsfähigkeit einbüssen, um in dieser digitalisierten Welt erfolgreich zu sein», befürchtet Marc Peter. Er verweist auf skandinavische und asiatische Länder, wo mehr unternommen werde, um die Gesellschaft im Umgang mit den digitalen Technologien à jour zu halten und sich der Chancen und Risiken bewusst zu werden.

Studienautor Marc Peter hofft, dass die Politik aktiv wird. «Wir müssen über diese Technologie-Polarisierung und dass verschiedene Gruppen in der Schweiz nicht über das notwendige Wissen verfügen, diskutieren. Es braucht nationale Initiativen, um dieses Technologiewissen zu vermitteln.»

Tagesschau, 21.05.2023, 19:30 Uhr

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