Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Diplomierungsinstitut am Limit 2500 Ärztinnen und Ärzte warten monatelang auf den Facharzttitel

Für ihren Facharzttitel müssen Ärztinnen und Ärzte bis zu einem Jahr warten und Gebühren bezahlen.

Schon seit Januar 2024 wartet die fertig ausgebildete Assistenzärztin auf ihren Facharzttitel. Der Antrag wurde einmal abgelehnt und ist nun immer noch in Bearbeitung. Sie ist frustriert. «Man muss bei der ganzen Warterei nicht nur finanzielle, sondern auch karrieretechnische Einbussen machen», sagt die junge Ärztin, die anonym bleiben möchte.

Für die Anrechnung ihres Facharzttitels müssen Ärztinnen und Ärzte sich auf eine zwölfmonatige Wartezeit einstellen und 4000 Franken bezahlen. Momentan sind rund 2500 solcher Gesuche beim Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) hängig. Die vorgegebene Frist von zwei Monaten kann schon lange nicht mehr eingehalten werden.

Man muss bei der ganzen Warterei nicht nur finanzielle, sondern auch karrieretechnische Einbussen machen
Autor: Anonym Assistenzärztin in einem Spital

Ohne Facharzttitel kann keine eigene Praxis eröffnet werden. Die Beförderung vom Assistenzarzt zur Oberärztin ist nicht vorgesehen und eine Stelle im Ausland antreten ist schwierig. Für Betroffene kann dies Lohneinbussen von bis zu 3000 Franken pro Monat bedeuten.

Gruppe in medizinischer Kleidung mit Stethoskopen, Symbolbild für Arbeit im Spital
Legende: 2500 Ärztinnen und Ärzte warten auf ihren Facharzttitel. Depositphotos / AlexFedorenko

Das SIWF kennt die Problematik. «Es ist uns bewusst, wie belastend die Situation für die Gesuchstellenden ist. Wir beschleunigen die Abläufe mit gezielten Massnahmen, wie der Hilfe von Fachexpertise und automatisierten Teilschritten», heisst es vom SIWF.

Gründe für die Wartezeit

Yvonne Gilli, Präsidentin der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH), sieht die Hauptgründe für die Bearbeitungszeit in den komplexeren Dossiers und den zahlreichen unterschiedlichen Facharzttiteln. Angehende Ärzte und Ärztinnen arbeiten häufig Teilzeit oder absolvieren Teile ihrer Ausbildung im Ausland, was die Prüfung der Dossiers komplizierter macht.

Geduld braucht es ebenfalls bei der Anerkennung von ausländischen Facharzttiteln, für die die Medizinalberufekommission (MEBEKO) zuständig ist. Die Wartezeit beträgt hier rund fünf Monate, statt der versprochenen drei.

Reaktionen auf den Titel-Stau

Der Kanton Zürich ergreift nun Massnahmen und passt vorübergehend die Vollzugspraxis an. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es jetzt möglich, Ärzte, die noch auf ihre Diplome warten, bereits als Fachärzte anzustellen.

Massnahmen, welche die Kantone ergreifen, lindern zwar die Symptome, lösen aber nicht das Grundproblem, sagt Severin Baerlocher, Präsident des Verbandes Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO). Der Verband fordert zusätzliche Unterstützung für die Betroffenen. Mehr Personal soll die Prozesse beschleunigen. Zusätzlich wird eine transparentere Kommunikation und ein Gebührenerlass bei einer Wartefrist von mehr als drei Monaten verlangt.

Tagesschau, 11.10.2025, 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel