Vor ein paar Tagen staunte der Brunnenmeister der Gemeinde Buus BL nicht schlecht. Christian Schweizer wurde von einem Weinbauern alarmiert, der im Boden ein seltsames Loch entdeckt hatte. Aus diesem Loch drang ein Rauschen.
«Als ich mir das Loch genauer ansah, bemerkte ich, dass sich im Boden eine grössere Höhle gebildet hatte», erinnert sich Schweizer. Das Rauschen stammte von einer Trinkwasserleitung, die offenbar beim Einsturz des Erdlochs beschädigt worden war. «Die Leitung war dann schnell geflickt, ich musste ja kein Loch mehr graben», so Schweizer.
Regelmässig hat es der Werkhof-Chef mit einem Wasserrohrbruch in der Gemeinde zu tun, im Schnitt jeden Monat einmal. Das Wassernetz von Buus ist 20 Kilometer lang, versorgt sieben Dörfer und fünfzig Bauernhöfe. Aber dieser Rohrbruch im Rebberg gehörte definitiv zu den ungewöhnlichsten der letzten Jahre.
Das Loch entpuppte sich bei genauerem Hinsehen nämlich als grösseres Erdloch – eine Höhle, rund sechs Meter tief und vier Meter breit. Es handle sich um eine klassische Doline, erklärt Christian Kaufmann, Gemeinderat und Hobbygeologe: «Die Geologie hier im Baselbieter Jura ist anfällig für solche Dolinen», erklärt Kaufmann. Flurnamen wie Locher oder Lochmatt zeugten davon.
Das Erdloch, das vor ein paar Tagen entstand, habe auch bei Höhlenfachleuten für Begeisterung gesorgt, wie die Baselbieter Zeitung «Volksstimme» als Erste berichtete. «Die Forscher hatten eine Riesenfreude, als sie in die Höhle hinabkletterten», sagt Kaufmann mit einem gewissen Stolz in der Stimme.
Die Fachleute hatten die Höhle anschliessend vermessen und ihr einen eigenen Namen gegeben: Bergräbeloch. Der Grund, weshalb die Doline einen eigenen Namen erhalten hat: Solche neuen Einbrüche würden relativ selten entdeckt und es handle sich um ein für das Baselbiet grösseres Objekt.
Damals verschwand ein ganzer Kirschbaum in einem Loch.
Zuletzt kam es vor zwanzig Jahren zu einem ähnlichen Vorfall in Buus. Kaufmann erinnert sich: «Damals verschwand ein ganzer Kirschbaum in einem Loch.» Auch im benachbarten Fricktal sorgten Erdlöcher vor ein paar Jahren bereits für Schlagzeilen.
Als im Dezember 2009 die Erde in Hellikon AG aufging, rätselte die halbe Schweiz, was hier passiert sei. Unterdessen ist klar, dass es im Fall von Hellikon weder Höhlen noch Dolinen sind, sondern dass ein unterirdischer Erdrutsch für die Löcher im Boden verantwortlich war.
Gemeinderat Christian Kaufmann hatte das Bergräbeloch von Buus in den letzten Tagen auf einer Führung der Bevölkerung vorgestellt. Die Interessierten konnten über eine Leiter hinabsteigen.
Doch schon bald ist die Höhle wieder Geschichte, sehr zum Bedauern Kaufmanns: «Ich hätte sie gerne erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich gelassen. Aber der Landbesitzer will, dass man sie auffüllt, was ich auch verstehe.» Das Bergräbeloch wird also in den nächsten Tagen wieder zugeschüttet.