Zwei Männer öffnen kurz nach 20 Uhr die Türe des Café 56 an der Basler Erlenmattstrasse, treten ein und schiessen auf drei Anwesende. Fünf Schüsse fallen, und 20 Sekunden später sind die beiden wieder weg. Zurück bleiben zwei Tote und ein Schwerverletzter.
Diese Bluttat vom März 2017 machte als Abrechnung unter Dealern Schlagzeilen. Sowohl die 28- und 40-jährigen Getöteten als auch der 24-jährige Schwerverletzte hatten eine kriminelle Vergangenheit im Drogenmilieu.
Einer der beiden Todesschützen – beides wegen Drogendelikten mehrfach vorbestrafte Männer – kam nicht weit: Der heute 48 Jahre alte Mann wurde bereits 2018 wegen mehrfachen Mordes sowie versuchten Mordes und Gefährdung des Lebens zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und 15 Jahre Landesverweis verurteilt. Das Bundesgericht bestätigte diese Strafe, die der Mann im Gefängnis Pöschwies im Kanton Zürich verbüsst.
Todesschütze oder Mittäter?
Seit Montag steht nun der zweite Tatbeteiligte vor dem baselstädtischen Strafgericht. Der heute 53-Jährige war nach der Tat entkommen, aber wegen Kokainhandels in den Niederlanden für 44 Monate hinter Gitter gekommen. Nach jener Strafe ist er nach Basel überstellt worden.
Die Basler Staatsanwaltschaft geht gemäss Anklageschrift davon aus, dass der 53-Jährige damals die Schüsse abgab. Ganz klar ist das allerdings nicht; die Waffen sind verschwunden. Zeugen hatten damals beide Männer bewaffnet gesehen, doch Experten des Forensischen Instituts Zürich legten am ersten Prozesstag dar, dass anhand der Analyse der Patronenhülsen alle Schüsse aus derselben Waffe stammten.
Das Gerichtsgebäude wurde mit grossem Aufgebot bewacht; auch am Saaleingang standen bewaffnete Polizisten. Dem Angeschuldigten wurden die Fesseln während der Verhandlung nicht abgenommen. Auch das Interesse von Medien und Publikum ist gross; nicht alle fanden Platz im Saal mit 30 Stühlen.
… extreme und erschreckende Geringschätzung der menschlichen Leben …
Die Anklage wirft beiden Tatbeteiligten vor, sie seien «mittäterschaftlich und mit direktem Vorsatz» sowie im Sinne einer Abrechnung vorgegangen. Der 53-Jährige sei dabei vorsätzlich, «skrupellos» und «eine extreme und erschreckende Geringschätzung der menschlichen Leben» offenbarend zu einer eigentlichen Exekution geschritten.
Der Angeschuldigte bestritt die Vorwürfe: Er sei zufällig am Tatort gewesen. Er habe den anderen Täter nur begleitet, als es hinter seinem Rücken zu Streit gekommen sei und dann Schüsse fielen.
Gegenseitige Beschuldigungen
Er habe weder die Opfer noch andere Gäste jener Bar gekannt, sagte der 53-Jährige vor Gericht. Verbindungen zur albanischen Mafia seien «Einbildung der Staatsanwaltschaft», erklärte sein Verteidiger. Auf einem Überwachungsvideo vom Bar-Eingang, das vor Gericht gezeigt wurde, sind die beiden Männer nicht erkennbar.
Der bereits verurteilte 48-Jährige war am ersten Prozesstag als Zeuge vor Gericht vorgeladen; er erzählte eine ganz andere Version: Der 53-Jährige habe ihn im Auto mitgenommen zu einer Einschüchterungsaktion wegen offenen Schulden aus Drogendeals.
Der 53-Jährige habe ihm auch eine Waffe in die Hand gedrückt, angeblich mit Schreckschussmunition. Als er dann feststellte, dass der andere mit scharfer Munition schoss, habe er sich «verarscht» gefühlt, sagte der 48-Jährige.
Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt. Die fünfköpfige Kammer des Strafgerichts will ihr Urteil am Donnerstag bekannt geben.