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Doppelter Scherbenhaufen Das Luzerner Theater muss eine neue Leitung suchen

Im Februar versenkte das Stimmvolk den geplanten Neubau des Luzerner Theaters. Jetzt geht auch die Intendantin Ina Karr.

«Auf den ersten Blick sieht es nach einem perfekten Scherbenhaufen aus», sagt Anja Meyer, Stiftungsratspräsidentin des Luzerner Theaters. Auf den zweiten sei der Wechsel von Ina Karr an die renommierte Oper am Rhein aber auch eine grosse Ehre für die Kulturstadt Luzern. Trotzdem kommt mit dem Abgang eine zweite grosse Herausforderung auf das sanierungsbedürftige Theater zu.

Frau in farbenfrohem Outfit vor Backsteingebäude.
Legende: Die deutsche Intendantin Ina Karr kam 2021 mit der Aufgabe nach Luzern, das Theater mit dem geplanten Neubau in eine neue Ära zu führen. KEYSTONE / FEDERICO GAMBARINI

Anfang Jahr sagte die Luzerner Stimmbevölkerung Nein zu einem 130-Millionen-Projekt für einen Theaterneubau. Ina Karr hätte das Theater mit dem Neubau in eine neue Ära führen sollen – so ihre Aufgabe, als sie die Gesamtleitung 2021 übernahm. Nun geht sie, und das Haus mit ungewisser Zukunft muss auch noch eine neue Intendanz finden.

Theater braucht eine interne Lösung

Ina Karr wechselt auf die Spielzeit 2027/28 an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg. Fehlte ihr nach dem Nein zum Neubau eine Perspektive in Luzern? Das glaube sie nicht, sagt Anja Meyer. «Ina Karr konnte sich in Luzern profilieren und wurde eben auch gesehen.» Das sei zwar Pech für Luzern, erfülle das Theater aber auch mit Stolz.

Ohne die Perspektiven zu kennen, können wir keine Intendanz ausschreiben.
Autor: Anja Meyer Stiftungsratspräsidentin Luzerner Theater

Das Luzerner Theater hat nun zwei Jahre Zeit, die Stelle neu zu besetzen. In der aktuellen Situation brauche es eine interne Lösung, sagt Anja Meyer. «Es wäre schwierig, eine Intendanz auszuschreiben, ohne die Perspektiven genauer zu kennen.»

Drei Personen führen Kunststücke auf rotem Teppichboden aus.
Legende: Tänzerinnen und Tänzer des Luzerner Theaters wärmen sich wegen des Platzmangels im Haus im Foyer auf. SRF

Zudem wäre es für eine externe Person auch nicht einfach, die Arbeit im sanierungsbedürftigen Haus aufzunehmen. «Die Lage ist inzwischen sehr komplex und beeinflusst die Produktionen», sagt Anja Meyer. Seit 50 Jahren gab es keine grössere Sanierung mehr. Die bestehende Crew wisse im Detail, was mit dem aktuellen Bauzustand noch möglich ist und was nicht.

Niemand führte bisher ein Theater

Aktuell laufen am Luzerner Theater unter anderem Gespräche mit den Leitungspersonen der Sparten Tanz, Schauspiel und Oper. «Wir wollen etwas aufgleisen, das für die nächsten drei bis fünf Jahre funktioniert», sagt Anja Meyer. Aber auch ein längeres Engagement der neuen Intendanz sei möglich.

Person in gelbem Anzug in spiegelndem Raum, rechte Person in blauem Kleid.
Legende: Neben Schauspiel führt das Luzerner Theater auch die Sparten Tanz und Oper – das Team dahinter wurde in den letzten Jahren von Ina Karr zusammengestellt. Luzerner Theater / Ingo Hoehn

Jedoch findet sich in den Reihen des Luzerner Theaters niemand, der bisher die Gesamtleitung eines Theaters innehatte. Hier sieht es Anja Meyer als grossen Vorteil, dass Ina Karr noch zwei Jahre am Haus in Luzern bleibt: «So hat die neue Leitung Zeit, in die Rolle hineinzuwachsen.»

Ina Karr wäre auch bei einem Ja gegangen

Noch letzten Sommer hatte Ina Karr ihren Vertrag in Luzern bis 2031 verlängert. «Ich habe nicht nach einer neuen Stelle gesucht», sagt sie. Die Anfrage, sich an der Oper am Rhein zu bewerben, habe sie aber nicht ausschlagen können. «Ein bedeutendes deutsches Opernhaus zu leiten, ist eine grosse künstlerische Aufgabe», begründet sie ihren Entscheid.

Die neue Stelle hat nichts mit der Abstimmung zu tun.
Autor: Ina Karr Intendantin Luzerner Theater

Ihre neue Stelle sei unabhängig von der schwierigen Situation um das neue Luzerner Theater zu betrachten. «Das hat nichts mit der Abstimmung zu tun.» Sie sagt, sie wäre auch bei einer Annahme des Neubaus gegangen. Die Intendanz in Luzern war die erste für Ina Karr. «Ich konnte hier ein Team zusammenstellen und ein Theater für Luzern gestalten. Das war mir wichtig.»

Laut Stiftungsratspräsidentin Anja Meyer nimmt Ina Karr niemanden aus ihrem Team mit an die Oper am Rhein. Sie blickt deshalb positiv in die herausfordernde Zukunft des Luzerner Theaters: «Wir sind überzeugt, dass wir eine gute Lösung finden.» Bis im Spätsommer soll klar sein, wer künftig an der Spitze des Theaters stehen wird.

Regionaljournal Zentralschweiz, 24.6.2025, 17:30 ; 

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