«Enzyklopädie der Cannabiszucht», «Der Schamanengarten» oder «Psychedelische Chemie» – so und ähnlich klingen die Titel der Bücher, die der Nachtschattenverlag herausgibt. Seit 40 Jahren existiert der Solothurner Verlag unter der Leitung von Gründer Roger Liggenstorfer. Jetzt ist er im Pensionsalter und will kürzertreten.
Ich nehme das Wort «Drogen» nicht gerne in den Mund.
Bücher rund um berauschende Substanzen sind aber nicht das einzige Steckenpferd des Solothurners. Liggenstorfer setzt sich seit Jahrzehnten für eine Liberalisierung der Drogenpolitik ein. Das Wort «Drogen» nimmt er jedoch nicht gerne in den Mund: «Ich spreche lieber von psychoaktiven Substanzen. Dazu zählen auch Kaffee oder Tee.» Das Wort «Drogen» habe nach wie vor einen bitteren Beigeschmack – es spalte die Geister.
Vom Bankangestellten zum Aktivisten
Seine Ausbildung machte Liggenstorfer in einer Bank. «Ich wollte aber mehr Freiheiten und mein eigener Chef sein», erzählt der Verleger. Darum wird er anfangs 80er-Jahre Marktfahrer. Schnell finden indische Pfeifen und andere Rauchutensilien oder eben Hanfbücher den Weg in sein Sortiment.
«Den Behörden war ich ein Dorn im Auge», meint Liggenstorfer und lächelt verschmitzt. «Einmal stand ich vor Gericht wegen öffentlicher Aufforderung zum Drogenkonsum.» Das Urteil: drei Wochen Gefängnis bedingt. «Und die beschlagnahmten Bücher hat man verbrannt – wie im Mittelalter.»
Banklehrling, Verleger, Aktivist, Barbesitzer
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Roger Liggenstorfer war nach der kaufmännischen Lehre auf der Bank als Marktfahrer unterwegs. Er spezialisierte sich auf verschiedene Rauchutensilien, Bücher zum Thema Hanf oder andere berauschende Substanzen und verkaufte auch Hanfpflanzen.
1994 gründete er in Solothurn den Nachtschattenverlag. Seither ist er als Verleger und auch als Autor tätig. Im Verlag erscheinen Bücher über den Konsum und die Wirkung von Drogen, aber auch Kochbücher und solche zum Thema Prävention und medizinische Fachbücher.
Weiter ist er seit den 80ern politisch aktiv. Unter anderem war er bei der Initiative «DroLeg» mit dabei. Diese forderte Ende der 90er die Legalisierung von Betäubungsmitteln, und dass der Staat den Handel konzessioniert und kontrolliert. Die Initiative wurde vom Volk mit 74 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.
In den 90ern machte sich Liggenstorfer ausserdem einen Namen mit dem Drogentest-Programm «Eve & Rave». Weiter ist er der Gründer und Mitinhaber der ersten Absinthe-Bar der Schweiz – die «Grüne Fee» in Solothurn.
Schon in den 80er-Jahren wird Liggenstorfer politisch aktiv. Er sammelt Unterschriften für die Legalisierung gewisser Drogen. Die Beschlagnahmung seiner Bücher führt schliesslich dazu, dass er seinen eigenen Verlag gründet. Den Nachtschattenverlag – den «Verlag für Rauschkultur».
Es war eine Zeit, in der in der Schweiz «das tiefste Mittelalter der Drogenprohibition» herrschte. Liggenstorfer ist überzeugt, dass die Verbote und die fehlende Aufklärung dazu beigetragen haben, dass sich die Szene damals in eine «sehr unschöne» Richtung entwickelt habe. Damit spricht er unter anderem die offenen Drogenszenen an, wie jene in den 90ern beim Zürcher Platzspitz.
«Needle Park» am Zürcher Platzspitz
«Mit den Heroinabgabestellen hat die Schweiz dann aber einen mutigen Schritt gewagt», lobt Roger Liggenstorfer. «Der Kanton Solothurn war Ende der 90er einer der ersten Kantone, der mit einer Standesinitiative die Legalisierung des Drogenkonsums forderte.» Die Initiative fand zwar Gehör im Nationalrat, scheiterte aber im Ständerat.
Bewegung im Umgang mit Cannabis
Seither gab es immer wieder Initiativen, die eine Liberalisierung der Drogenpolitik forderten. Seit 2013 ist es Erwachsenen in der Schweiz beispielsweise erlaubt, bis zu zehn Gramm Cannabis bei sich zu führen. Auch aktuell scheint sich beim Thema Cannabis etwas zu bewegen: In Städten wie Zürich, Bern oder Basel wird der legale Konsum von Cannabis in Pilotversuchen getestet.
Pilotversuche mit Cannabis
Aktuell läuft zudem eine Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative. Diese will Anbau und Konsum von Cannabis legalisieren. Und auch auf Bundesebene findet ein Umdenken statt: In einem Bericht hinterfragt der Bundesrat die aktuelle Drogenpolitik und zieht eine Legalisierung von Drogen in Erwägung.
Perspektive Drogenpolitik bis 2030
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In einem Bericht von 2021 zeigt sich der Bundesrat offen, die aktuelle Drogenpolitik zu überdenken.
Diverse Länder haben den Drogenkonsum in den letzten Jahren entkriminalisiert. Diese Erfahrungen zeigen laut dem Bundesrat, dass die sozialen und gesundheitlichen Kosten im Zusammenhang mit Drogenkonsum bei einem strikten Verbot und bei einem völlig liberalisierten legalen Suchtmittelmarkt am höchsten ausfallen.
Dazwischen gebe es aber verschiedene Modelle, wie zum Beispiel die Entkriminalisierung des Konsums oder eine strikte Marktregulierung, die einen besseren Gesundheitsschutz und geringere Kosten für die Gesellschaft mit sich bringen.
Eine Entkriminalisierung und Marktregulierung geht dem Bundesrat im Moment jedoch zu weit.
Den grössten Handlungsbedarf sieht der Bundesrat im Bereich Cannabis. Hier will die Landesregierung die Ergebnisse der Pilotversuche in diversen Schweizer Städten zum legalen Cannabis-Konsum abwarten.
Damit bewegt sich die Schweiz für Roger Liggenstorfer in die richtige Richtung: «Das Wichtigste beim Umgang mit berauschenden Substanzen ist doch die Aufklärung», betont er. «Es kann keine Drogenmündigkeit geben, wenn die Menschen keine Kompetenzen im Umgang mit diesen Substanzen haben.»
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