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Drogenszene Schweiz Crack ist auch in Kleinstädten auf dem Vormarsch

Nicht nur grosse Städte kämpfen gegen Probleme mit der Droge Crack. Auch Olten und Solothurn arbeiten an Lösungen.

Die Droge Crack beschäftigt die Schweiz. Städte wie Genf oder Zürich bekämpfen seit letztem Jahr offene Drogenszenen. Crack ist aber nicht nur in grösseren Städten präsent, sondern auch in Kleinstädten. Das zeigt ein Augenschein im Kanton Solothurn. Darum wurden erste Massnahmen getroffen.

Was genau ist Crack?

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Weisses Päkchen
Legende: Bestandteile von Crack eines Süchtigen in der Solothurner Konsumationsstelle. SRF

Crack ist Kokain, das durch einen chemischen Prozess verändert wird. Hergestellt wird die Droge, indem das pulverförmige Kokainhydrochlorid mit Backpulver und Wasser verbacken wird.

Konsumiert wird es meistens durch Rauchen, mit sogenannten Crack-Pfeifen. Die Wirkung ist intensiver, aber auch kurzlebiger als bei herkömmlichem Kokain. Crack gilt nebst Heroin und Methamphetamin als jene Droge, die das höchste psychische Abhängigkeitspotenzial aufweist. Laut Fachleuten werden viele Süchtige aggressiv.

Crack-Konsum kann Angstzustände und depressive Verstimmungen bewirken und in hohen Dosen gar zum Tod führen. In den letzten Jahren melden viele Länder zunehmende Probleme mit dieser Droge. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sie leicht erhältlich und relativ billig ist.

Die Suchthilfe in Olten zum Beispiel registriert eine grössere Nachfrage. In der Stadt gibt es einen Konsumraum, wo Abhängige mitgebrachte Drogen unter Aufsicht konsumieren können. Der Raum ist so gefragt, dass auswärtige Süchtige abgewiesen werden – etwa solche aus dem Nachbarkanton Aargau.

Mann kocht Drogen in Löffel.
Legende: Crack ist eine Art Kokain, das geraucht wird. Die Droge ist im Vergleich zu den Vorjahren günstiger erwerbbar. SRF

Mit Patrouillen gegen Drogenprobleme

In Olten patrouilliert aktuell nicht nur die Polizei, sondern auch die SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention). In Zweierteams sind die Mitarbeitenden der Firma unterwegs. Sie sind eine Art Mischung aus Sozialarbeiter und Ordnungsdienst.

Das Thema Crack begegnet auch der SIP während ihrer Arbeit, sagt SIP-Leiterin Stephanie Beutler: «Der körperliche Zerfall der Süchtigen ist auffällig. Sie magern schnell ab, weil sie sich um fast nichts mehr anderes als den Drogenkonsum kümmern.»

SIP spricht mit Mann.
Legende: Bei Auseinandersetzungen zwischen Süchtigen schreitet die SIP ein. Dabei werden die Mitarbeitenden manchmal auch selber angegangen. Es handle sich aber um Einzelfälle. SRF

Auf dem Rundgang in Olten durchsucht sie mit ihrem Kollegen Urs Widmer ein Naturstück in der Nähe eines Wohnquartiers. Im Winter sei hier weniger los als im Sommer, sagen beide. Sie suchen den Boden nach Spritzen ab, um sie in einem fachgerechten Container in der Apotheke zu entsorgen.

Das Ziel sei es, den öffentlichen Konsum von Drogen wenn möglich vom öffentlichen Raum fernhalten – kein einfaches Unterfangen. Bei der Stadtkirche St. Martin im Zentrum findet sich täglich eine Gruppe Süchtiger ein.

In der Öffentlichkeit sichtbar

Ähnliche Probleme mit Cracksüchtigen wie Olten kennt die Stadt Solothurn. «Wir spüren mehr Konsumationen», sagt Karin Stoop, Geschäftsleiterin der Perspektive Solothurn-Grenchen. Die soziale Dienstleistungsstelle betreibt unter anderem Suchtberatungen und Konsumräume im Kanton. In diesen werden aktuell deutlich mehr Drogen geraucht als gespritzt.

Die Öffentlichkeit nehme die Süchtigen auch deshalb vermehrt wahr, weil viele obdachlos seien. Zwischen 30 und 40 Süchtige haben im Raum Solothurn keine eigene Wohnung. «Jemand, der viel Crack raucht, schläft und isst wenig und hat oft eine Tag-Nacht-Umkehr. Das ist in einem normalen Block nicht tragbar.»

Die Zunahme wohnungsloser Süchtiger merken auch die Süchtigen selber. «Vor Weihnachten waren viele obdachlos in Solothurn. Das war noch nie der Fall in den 20 Jahren, seit denen ich hier bin», sagt etwa der langjährige Drogensüchtige Alex Maurer.

Massnahmen müssen zusammenwirken

Der Kanton Solothurn reagiert auf die Crack-Problematik. An einem runden Tisch mit Gemeinden, sozialen Organisationen, Polizei und SIP wurde analysiert, was es braucht, damit sich keine grossen offenen Crack-Drogenszenen bilden.

Peter Eberhard, Leiter des kantonalen Gesundheitsamtes, bestätigt, dass sich die Situation verändert hat: «Sie ist seit Herbst spürbar anders. Es gibt immer mehr Konsumierende. Im Winter hat sich das aber stabilisiert.»

Stabiler wurde die Situation nicht nur dank der tieferen Temperaturen. Man habe Massnahmen getroffen, so Eberhard. Die Polizei sei präsenter, aber auch Suchthilfe und Sicherheitsdienste seien ausgebaut worden. «Es braucht nicht viele neue Massnahmen, sondern die Zusammenarbeit der Dienste und Gemeinden muss gut funktionieren.

Schweiz Aktuell, 19.2.2024, 19:00 Uhr ; 

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