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Grossverbraucher fürchten Energiekrise
Aus Echo der Zeit vom 12.07.2022. Bild: Keystone
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Drohende Energieknappheit Ohne Strom kein Salz: Was die Rheinsalinen für den Winter planen

Die Schweizer Elektrizitätsversorger warnen vor Engpässen im Winter. In der Industrie herrscht Verunsicherung.

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum: Kochsalz heisst nicht Kochsalz, weil man es zum Kochen braucht. Kochsalz heisst so, weil es durch einen Siedeprozess gewonnen wird. Sechs Dampfprozessoren in Schweizerhalle (BL) verdampfen Sole. Eine Tonne Salz pro Minute wird so produziert.

Grosse Tanks in einem Fabrikgebäude
Legende: Die Salinen pumpen Wasser in den Boden und gewinnen so eine Salzlösung (Sole). Diese wird anschliessend verdampft. Dazu benötigen die Salinen sehr viel Energie. SRF/Alex Moser

Das Verfahren frisst aber auch riesige Mengen Energie: 90 Gigawattstunden verbrauchen die Schweizer Salinen. Je nach Rechnung entspricht das in etwa dem Energieverbrauch von 25'000 Haushalten. Kein Wunder, dass sich Geschäftsführer Urs Hofmeier Sorgen macht mit Blick auf den Winter. «Es ist eine grosse Herausforderung.»

Darum droht im Winter eine Energiekrise

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Die Versorgungssicherheit in der Schweiz ist im Strombereich allenfalls gefährdet. Einerseits, weil in Frankreich aktuell viele Kernkraftwerke aufgrund von Sicherheitsprüfungen nicht laufen. Andererseits liegt die Zuflussmenge bei den Stauseen dieses Jahr deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Ändern könne sich die Situation nur, wenn es einen nassen Sommer geben würde, sagte Werner Luginbühl, Präsident der Elektrizitätskommission (Elcom). Es handle sich also um eine Kumulation von Problemen in der aktuellen Energieversorgung. Die kurzfristige Versorgung der Schweiz sei jedoch nicht gefährdet.

Der Bundesrat hat bereits Ende Juni über Massnahmen gegen eine mögliche Energiekrise im Winter informiert. Zur Zeit wird vor allem geprüft, ob es Einschränkungen geben könnte für die Verwendung von Gas. Das entsprechende «Kontingentierungskonzept» werde aktuell überarbeitet. Im August entscheidet der Bundesrat darüber. (sda)

Die Schweizer Salinen gehören zu den sogenannten «Grossverbrauchern», ähnlich wie die Stahlindustrie, Glashersteller oder Chemiefirmen. Stahlwerke zum Beispiel verbrauchen so viel Energie, dass sie vor dem Start ihrer Öfen jeweils die Netzbetreiberin Swissgrid informieren müssen, um das Stromnetz nicht aus dem Lot zu bringen.

Strom abschalten als Ultima Ratio

Diese Firmen wären von möglichen Strom-Abschaltungen im Winter besonders betroffen. «Wir sind im Gespräch mit Behörden und Energieversorgern», sagt Urs Hofmeier von den Schweizer Salinen. «Allerdings scheint noch vieles nicht ganz klar zu sein.»

Was passiert, wenn der Strom wirklich knapp wird? Geplant ist ein mehrstufiges Vorgehen der Behörden, wie auf der Website der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen zu lesen ist: In einem ersten Schritt würde man Firmen und Bevölkerung dazu auffordern, freiwillig Strom zu sparen.

Man könnte nicht lebenswichtige Institutionen wie Hallenbäder oder Saunas schliessen oder auch Rolltreppen in Bahnhöfen und Geschäften abstellen. Erst als letzte Massnahme wären dann auch temporäre Netzabschaltungen denkbar – Stromunterbrüche von jeweils 4 oder 8 Stunden.

Salzhaufen in einer Holzhalle, im Vordergrund ein Pneulader
Legende: Die Schweizer Salinen lagern mehrere 100'000 Tonnen Salz, vor allem für die Winterdienste. Damit könnte man auch einen vorübergehenden Produktionsstopp im Winter wohl auffangen. SRF/Alex Moser

Für diesen Fall sind die Schweizer Salinen zumindest teilweise vorbereitet. 650'000 Tonnen Salz produziert die Firma jährlich. Nur ein Zehntel davon wird als Speisesalz verwendet. Einen viel grösseren Teil geht in die chemische Industrie oder landet als Streusalz auf winterlichen Strassen. Der Nachschub für die Strassenunterhaltsdienste ist gesichert.

Die Schweizer Salinen haben ein Salzlager mit einer Kapazität von 400'000 Tonnen gebaut. «Wir könnten die Produktionsanlagen, die sehr viel Strom brauchen, also eine gewisse Zeit lang ausschalten», erklärt Urs Hofmeier. Allerdings: «Es müsste sichergestellt werden, dass wir weiterhin Salz ausliefern könnten.» Förderbänder und Computersysteme müssten also weiterhin laufen dürfen. Ob das geht, ist bisher unklar.

Förderbänder und Computer müssen immer laufen können.
Autor: Urs Hofmeier Geschäftsführer Schweizer Salinen

So oder so: Die Schweizer Salinen produzieren aktuell auf Hochtouren, quasi auf Vorrat. Damit auch im kommenden Winter die Pommes Frites und die vereisten Strassen gesalzen werden können – trotz allfälliger Stromknappheit.

Echo der Zeit, 12.07.2022, 18:00 Uhr;

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