Es kann nicht sein, dass die Energiekrise dazu genutzt werde, um «einseitige Lösungen» durchzudrücken, betont Balthasar Glättli, Präsident der Grünen Schweiz, in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF.
Glättli sieht geltende Kompromisse gefährdet und verweist unter anderem auf das Thema Restwasser, das Wasserkraftwerke ungenutzt in die Bäche und Flüsse durchlassen müssen.
Um mehr Strom produzieren zu können, wolle die bürgerliche Seite überspitzt gesagt «Flüsse trockenlegen», sagt der 50-Jährige. Damit werde die Biodiversität gefährdet und es würden Lebensräume zerstört. Es gehe nicht an, dass angesichts der Krise gewisse Auflagen «einfach geschleift» würden.
Glättli verteidigt Energie-Kompromiss
Die Grünen würden Ausbauprojekte nicht blockieren, weist der Parteipräsident die oft geäusserte Kritik von SVP und FDP zurück. Die Grünen-Fraktion stehe beispielsweise hinter der gemeinsamen Erklärung des von Bundesrätin Simonetta Sommaruga lancierten Runden Tisches. Dieser befürwortet den Bau oder Ausbau von 15 Wasserkraftwerken.
Dabei handle es sich aber um einen Kompromiss, sagt Glättli. Dieser enthalte einerseits den benötigen Energieausbau und umfasse andererseits die Rücksichtnahme auf Landschafts- und Naturschutz. Zu einem Kompromiss gehörten diverse Elemente. Von rechter Seite werde einseitig an einzelnen Teilen wie der Restwasserfrage gerüttelt, kritisiert der Zürcher.
Ohne Energiestrategie 2050 wären wir nicht dort, wo wir heute sind – wir wären an einem viel schlechteren Ort.
Den Vorwurf, dass die links-grüne Energiepolitik die aktuelle Krise mitverursacht habe, weist der Grünen-Präsident zurück. «Ohne Energiestrategie 2050 wären wir nicht dort, wo wir heute sind – wir wären an einem viel schlechteren Ort», so Glättli. Das Problem führt er auf die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zurück.
Wenig Verständnis zeigt Glättli erwartungsgemäss auch für die Forderung, dass die Schweiz nun an der Atomenergie festhalten soll. Die allenfalls im Winter drohende Stromlücke sei auch auf den Ausfall von französischen Anlagen zurückführen. Dies zeige, dass ein AKW «ein riesiges Klumpenrisiko» darstelle. «Eine dezentrale Energieversorgung mit verschiedenen Optionen ist mir lieber», sagt Glättli.