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Drohnengefahr in der Schweiz Wie soll sich die Schweiz gegen Drohnen verteidigen?

In den letzten Wochen haben Drohnensichtungen in Europa für grosse Aufregung gesorgt. Wie will sich die Schweiz gegen Drohnen verteidigen? Patricia Solano hat im Schweizer Drohnen- und Robotikzentrum des Bundesamtes für Rüstung Armasuisse verschiedene Drohnenabwehrsysteme getestet.

Patricia Solano

Projektmanagerin bei Armasuisse

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Patricia Solano ist als Projektleiterin beim Schweizer Drohnen- und Robotikzentrum von Armasuisse zuständig für die Drohnenabwehr.

SRF News: Armasuisse hat den Auftrag, ein Drohnenabwehrsystem gegen Mini- und Mikrodrohnen zu beschaffen. Was ist das Gefährliche an kleinen Drohnen?

Patricia Solano: Sie sind klein, schnell und wendig. Sie können in grosser Zahl auftauchen und die Abwehr überfordern. Zudem sind sie oft viel günstiger als die Abwehrmethoden, wir haben also ein Ungleichgewicht zwischen den Kosten des Angriffs und den Kosten der Verteidigung.

Ein Soldat der deutschen Bundeswehr demonstriert einen HP 47-Drohnen-Störsender während der Übung «Red Storm Bravo».
Legende: Die Bekämpfung von kleinen Drohnen ist «komplex», wie Patricia Solano erklärt. (Symbolbild) REUTERS / Lisi Niesner

Ausserdem ist es schwierig, sie zu entdecken, gerade in der Schweiz mit einer Landschaft mit vielen Bäumen und Wäldern. Auch ein Radar hat Mühe, sie zu erkennen, da es sie nur schlecht von einem Vogel unterscheiden kann.

Bei der Bekämpfung unterscheiden Sie zwischen harten und weichen Massnahmen. Bei den weichen Massnahmen versucht man, die Drohen unschädlich zu machen, holt sie aber nicht vom Himmel. Welche Massnahmen haben Sie hier getestet?

Wir haben sogenannte Jammer getestet, die die Funkverbindungen zur Drohne stören. Hier haben wir das Problem, dass man damit auch andere Systeme der Zivilbevölkerung stört. Drohnen fliegen zum Beispiel auf der gleichen Frequenz wie unser Standard-WLAN. Wir müssen also möglichst gerichtet vorgehen.

Interessant ist das Konzept ‹Drohnen gegen Drohnen›.

Mittlerweile gibt es aber auch Systeme, die sich in eine Drohne hacken und herausfinden, wie die Drohne kommuniziert. So kann man die Koordinaten des Drohnenpiloten herausfinden oder der Drohne den Befehl geben, sich zurückzuziehen. Diese Systeme sind vor allem im zivilen Bereich praktisch.

Mit den harten Methoden versucht man, Drohnen vom Himmel zu holen. Welche haben Sie getestet?

Man kann auf Drohnen schiessen, hierzu hat sich die Industrie in den letzten Jahren viel überlegt. Wir haben ein System getestet, das ein klassisches Gewehr aufrüstet, mit einem speziellen Zielvisier, das den Schuss erst freigibt, wenn die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass die Drohne auch wirklich getroffen wird. Es ist aber grundsätzlich schwierig, auf Drohnen zu schiessen, weil sie relativ nahe sein müssen, bis man sie sieht, und sie für den Schützen oft zu schnell unterwegs sind.

Das heisst, Sie haben noch andere Methoden getestet?

Interessant ist das Konzept «Drohnen gegen Drohnen». Mit sehr schnellen und wendigen Drohnen verfolgt man die angreifenden Drohnen. Entweder fliegt sie in die gegnerische Drohne rein, damit beide vom Himmel fallen, oder sie fängt sie mit einem Netz ein.

Es gibt aber kein einzelnes System, das gegen alle Drohnen hilft.

Man kann die Drohne auch mit einem Sprengkörper ausstatten, dann reicht es, wenn sie in der Nähe des Ziels ist und der Sprengkörper ausgelöst wird.

Dann stürzen aber auch wieder zwei Drohnen ab, das ist doch gefährlich für die Leute, die am Boden sind?

Genau. Und darum sind diese Methoden in einer Lage, wie wir sie in der Schweiz haben, meist weniger geeignet.

Nach diesen Tests: Was empfehlen Sie, was soll die Schweiz beschaffen?

Es braucht sicher gute Sensoren, damit man die Drohnen entdeckt, und die weichen Massnahmen, welche in die Kommunikation eingreifen. Bei den harten muss man sich entscheiden, was man will, das ist auch ein politischer Entscheid. Es gibt aber kein einzelnes System, das gegen alle Drohnen hilft. Es braucht ein System mit verschiedenen Sensoren und verschiedenen Abwehrmassnahmen. Dementsprechend komplex ist das Ganze.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

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Tagesgespräch, 13.10.2025, 13 Uhr ; 

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