Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Dubiose Panzergeschäfte Externes Ruag-Gutachten kostet mehr als 10 Millionen Franken

Die Kosten einer Untersuchung beim staatseigenen Rüstungsbetrieb erreichen neue Dimensionen. Der Ruag-Verwaltungsratspräsident spricht von einer «zweistelligen Millionensumme», die eine Untersuchung rund um die dubiosen Panzergeschäfte verschlingt.

Im Februar brachten neue Berichte der Eidgenössischen Finanzkontrolle das Ausmass der Unregelmässigkeiten bei der Ruag ans Licht: Es wurden mutmassliche Betrugsfälle über einen Zeitraum von zehn Jahren festgestellt. Ein ehemaliger Kadermitarbeiter wird beschuldigt, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Zudem sind 2500 Ersatzteile von Panzern, die der Armee gehören, in einem Ruag-Lager verschwunden.

Untersuchung dauert an und kostet

Wegen Betrugsverdachts rund um den Kauf von 100 Leopard-1-Panzern in Italien vergab der Ruag-Verwaltungsrat schon im August 2023 eine externe Untersuchung an die Anwaltskanzlei Niederer Kraft Frey.

Panzerrohr von vorne.
Legende: Tausende Armee-Ersatzteile bei Ruag sind nicht auffindbar. Keystone/PETER SCHNEIDER

Nun bestätigt Ruag-Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli erstmals gegenüber SRF, dass diese Untersuchung auch nach zwei Jahren noch immer nicht abgeschlossen ist und enorm viel kostet. «Es geht um einen zweistelligen Millionenbetrag», sagt Jürg Rötheli, «aber wir müssen das ins Verhältnis setzen zu dieser Schadenssumme, die halt eben auch sehr hoch ist.»

Schaden von mindestens 60 Millionen Franken

Laut Recherchen von SRF beträgt der Schaden für die Ruag durch die Betrugsfälle mindestens 60 Millionen Franken. Ruag-Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli will diese mutmassliche Deliktsumme nicht bestätigen und auch nicht die genauen Kosten der externen Untersuchung nennen. Das Gutachten der Anwaltskanzlei Niederer Kraft Frey koste aber weniger als 20 Millionen Franken.

Doch Jürg Rötheli räumt ein, dass dieses Gutachten sehr teuer ist: «Es handelt sich effektiv um einen sehr hohen Betrag und ist natürlich auch schmerzlich für die Ruag, weil wir das aus der eigenen Tasche bezahlen müssen», erklärt er gegenüber SRF.

Politik konsterniert

Einzelne Bundesparlamentarier reagieren erstaunt und teilweise verärgert auf die ausserordentlich hohen Kosten dieses externen Gutachtens. «Ich bin schockiert über diese hohe Zahl», sagt SVP-Sicherheitspolitiker Mauro Tuena. Der Zürcher Nationalrat sieht die ehemalige Verteidigungsministerin Viola Amherd in der Verantwortung, die bei der Ruag zu wenig genau hingeschaut habe.

Von einer notwendigen Untersuchung spricht der Grünen-Sicherheitspolitiker und Nationalrat Balthasar Glättli: «Wenn so viel Geld investiert werden muss, dann ist arg was schief», meint Glättli.

Offensichtlich gehe es um strukturelle Probleme bei der Ruag.

Neue Unregelmässigkeiten entdeckt

Bei der Ruag hoffte man eigentlich, die externe Untersuchung diesen Sommer abschliessen zu können. Doch offenbar sind die Gutachter auf weitere Unregelmässigkeiten gestossen. «Es sind neue Sachverhaltselemente zutage gekommen, die jetzt weiter forensisch untersucht werden müssen. Deshalb dauert die Untersuchung länger als erwartet», erklärt Verwaltungsratspräsident Jürg Rötheli.

Bis Ende Jahr soll die Untersuchung aber grösstenteils abgeschlossen sein, so Rötheli. Der Verwaltungsratspräsident sieht das externe Gutachten als «Investition». Er hat die Hoffnung, dass dank dieser Untersuchung auch veruntreute Gelder wieder zurückgeholt werden können.

SRF-Bundeshausredaktor: «Ob sich das lohnt, wird sich zeigen»

Box aufklappen Box zuklappen

«Schon länger sind die teuren externen Gutachten beim Bund ein Politikum. Jüngst gaben die Gutachten rund um den Kauf des Kampfjets F-35 zu reden, die den angeblichen Fixpreis bestätigen sollten. Diese Gutachten kosteten mehr als 70’000 Franken.

Aber eine Untersuchung einer Anwaltskanzlei, die mehr als 10 Millionen Franken verschlingt, erreicht neue Dimensionen. Weil die Ruag vor allem von Aufträgen des Bundes lebt, sind potenziell Steuergelder betroffen.

Ob sich diese exorbitanten Ausgaben lohnen, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen. Erst nach Abschluss von allfälligen Zivilklagen wird sich herausstellen, ob die Ruag einen Teil der Deliktssumme zurückfordern kann.»

Andy Müller, SRF-Bundeshausredaktor

Info 3, 5.9.2025, 17 Uhr;liea

Meistgelesene Artikel