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«eCop» François Polizei-Star auf Social Media: «Sehe mich nicht als Influencer»

Der Waadtländer «eCop» François betreibt Prävention im Internet – mal lustig, mal informativ. Und was machen seine Kollegen und Kolleginnen bei der Deutschschweizer Polizei? Denn: Social Media ist für die Polizeiarbeit wichtig.

Er lacht mit seinen Followern über besonders schlecht verfasste Phishing-Mails oder gibt Tipps, wie man sich vor Einbrechern schützt. Manchmal teilt er auch einfach Fotos aus seinen Ferien.

François Nanchen ist Polizist bei der Waadtländer Kantonspolizei und betreibt als «eCop» seit 2022 Social-Media-Kanäle auf Tiktok und Instagram. Das Ziel: Jugendliche vor Cyberkriminalität schützen.

Der Balanceakt zwischen vertrauenswürdig und informativ auf der einen und unterhaltsam und nahbar auf der anderen Seite ist für den «eCop» scheinbar ein Leichtes. Seine fast 100'000 Follower auf Instagram scheinen der Beweis dafür.

«Ich sehe mich nicht als Influencer – ich gebe Ratschläge», sagt Nanchen gegenüber RTS. Trotzdem passe er sich auch den Regeln der Online-Welt an: «Ich habe die Codes auf den sozialen Medien gelernt.» Seine Videos sind kurz, witzig und schnell geschnitten. Damit kommen sie beim jungen Publikum gut an, sagt die Kantonspolizei Waadt – aber der «eCop» erreiche auch ältere Menschen.

Und in der Deutschschweiz?

Fast alle Kantonspolizeien und einige Stadtpolizeien unterhalten eine Präsenz auf den sozialen Medien. Die Herangehensweisen sind dabei unterschiedlich.

Die Kantonspolizei Aargau, die letztes Jahr für ihre Social-Media-Arbeit ausgezeichnet wurde, möchte bei zukünftigen Polizistinnen und Polizisten punkten und der breiten Bevölkerung Einblick in die Polizeiarbeit geben. Mediensprecher Bernhard Graser sagt: «Wir wollen Schranken abbauen: Ein realistisches Bild geben, dass wir auch Menschen sind und dass man mit uns reden kann.»

Dabei setzt sie auf eine Reihe verschiedener Gesichter, die Tipps geben. Der Schlüssel zum Erfolg sei Authentizität, ist Mediensprecher Graser überzeugt. Auch auf Tiktok könne man seriös bleiben: «Wir haben es nicht nötig, uns mit irgendwelchen Tänzchen bei den Leuten anzubiedern.»

Die Sache mit dem Algorithmus

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Welche von der Polizei erstellten Inhalte die Menschen auf Tiktok tatsächlich sehen, entscheidet schlussendlich der Algorithmus.

Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, sagt, es sei fast unmöglich abzuschätzen, was beim Publikum wie gut ankomme: «Manchmal gibt man sich sehr viel Mühe und denkt, jetzt habe man es voll getroffen mit dem Video - und dann ist die Reaktion bloss lauwarm.» Dafür kämen andere Videos super an, von denen man es nicht erwartet hätte: Ein Video zur Maximalbreite von Autos bei Autobahnbaustellen habe zum Beispiel mit über 150'000 Views alle Erwartungen gesprengt. «Da muss ich sagen: Hoppla!»

Olivia Cutruzzolà von der Kantonspolizei Waadt macht dieselbe Erfahrung und sagt, das sei oft frustrierend. Der Umgang damit: Weniger auf Klickzahlen zu schauen und mehr darauf, beständig qualitativ hochwertige Beiträge zu liefern.

Auch die Kantonspolizei Basel-Stadt ist sich der Tücken des Algorithmus bewusst. So setzt sie bei aktuellen Informationen eher auf klassische Kanäle wie ihre Webseite, erklärt Adrian Plachesi, Leiter Kommunikation der Kantonspolizei Basel-Stadt. Denn bei Instagram und Tiktok könne man nie sicher sein, wann welche Inhalte tatsächlich ausgespielt würden.

Anders hält es die Kantonspolizei Basel-Stadt: «Um auf Social Media Erfolg zu haben, muss man das Spiel ein Stück mitspielen», sagt Kommunikationsleiter Adrian Plachesi.

Neben dem offiziellen Account der Kapo setzt Basel auf die Polizistin Tosca Stucki als «iCop». Auf Tiktok und Instagram gibt sie nicht nur Einblick in die Arbeit der Polizei, sondern auch immer wieder Tanzeinlagen zum besten und erntet dafür viele «Likes» – und auch den einen oder anderen anzüglichen Kommentar.

Polizeihunde sind die Jokerkarte auf Social Media

«Polizeiarbeit ist zwar eine ernste Sache, aber bei uns zu arbeiten macht auch Spass – und das darf auch gezeigt werden!», sagt Plachesi. Ausserdem seien auf den sozialen Medien virale Inhalte wichtig: «Indem man immer wieder etwas Virales macht, gewinnt man eine Followerschaft, der man dann auch die ernsten Botschaften mitgeben kann.»

Schweizer Polizeien in den sozialen Medien:

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Diese Strategie sei erfolgreich und spreche auch die richtigen Menschen an: Junge Leute, die sich für den Polizeiberuf interessieren. Ausserdem sei eine Figur wie Tosca Stucki ideal, um niederschwellig den Kontakt zur jüngeren Bevölkerung zu suchen. In privaten Nachrichten gebe es denn auch regen Austausch.

So unterschiedlich die Ansätze der verschiedenen Polizeien auch sind, in einem sind sich alle Befragten einig: Es gebe kein Patentrezept. Und: Die Präsenz auf den sozialen Medien bleibe wichtig für die Polizei.

SRF 1, Regionaljournal LU, 29.8.2025 17:30

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