Die Ecopop-Initiative will die Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung beschränken, das wären noch um die 16'000 Menschen jährlich. Mehr ertrage die Umwelt in der Schweiz nicht, sagen die Initianten.
Dem tritt der Bundesrat energisch entgegen. Er und andere Akteure warnen: Bei Annahme von Ecopop würden die Wirtschaft und die Wirtschafts-Beziehungen zur EU nachhaltig geschädigt. Andreas Thommen, Mit-Initiant und Geschäftsführer von Ecopop stellt sich bei «10vor10» den kritischen Einwänden.
SRF: Andreas Thommen, sind Sie tatsächlich bereit, zum Totengräber der Bilateralen zu werden?
Andreas Thommen: Nein, die EU hat uns versprochen, dass man die Personenfreizügigkeit neu verhandeln könne, wenn das Probleme gibt. Sie hält sich aber nicht an diese Abmachung.
Aber Kontingente will die EU nicht, und diese 16'000 wären ein Kontingent...
Wie man das löst, überlassen wir unseren Politikern im Bundesrat. Ecopop gibt einfach das Ziel vor, was man erreichen sollte.
Sie glauben also an eine Lösung? Da würden sie fast alleine da stehen, bei so einem kleinem Kontingent von 16'000 Einwanderungen jährlich.
Die Bruttoeinwanderung würde man reduzieren von 150'000 auf 100'000. Das sind nicht so wenig. Die EU selber hat eine Zuwanderung von 0,2 Prozent. Unserer Meinung nach müsste man auf dieser Basis zu einer Verhandlungslösung mit der EU kommen.
Viele befürchten aber ein Ausdörren der Schweizer Wirtschaft. Zuwenig Einwanderung für die hiesigen Bedürfnisse.
Diese Angst teile ich nicht. Deutschland z.B. hat in den letzten Jahren konstant immer etwa 82 Millionen Einwohner, gilt aber als Lokomotive der EU-Wirtschaft.
Thema Familienplanung: Ist es nicht unlogisch, eine Geburtenkontrolle in jenen Ländern einführen zu wollen, die einen kleineren ökologischen Fussabdruck haben als wir?
Nein, der Zusammenhang besteht nicht. Bei uns ist das Problem, dass wir mit unserem hohen Pro-Kopf-Konsum zu viele Ressourcen brauchen. In diesen Ländern haben sie selber zu wenig lebensnotwendige Ressourcen.
Aber die Wirkung der Initiative ist doch, dass nicht mehr soviel kommen sollen und die Anzahl der Menschen in den Drittweltländern reduziert werden soll. Müsste man nicht eher hier in Europa reduzieren aus ökologischer Sicht?
Es ist nicht so, dass wenn in Afrika weniger Menschen geboren werden, wir weniger Einwanderer haben. Die Einwanderung kommt vor allem aus dem EU-Raum und dort gibt es natürlich vergleichbar Pro-Kopf-Konsum-Verhältnisse, aber wir sind in unseren Land dafür verantwortlich, das unsere Natur erhalten bleibt.
Trifft sie der Vorwurf des Kolonialismus? Der Nachgeschmack ist ja doch ein bisschen gegeben, wenn sie sagen, wir liefern für viel Geld Kondome nach Afrika.
Das sind Familienplanungsprogramme in Zusammenarbeit mit Gesundheitsinstitutionen oder die Ausbildung von medizinischem Personal. Das ist ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten und sicher nicht neo-kolonialistisch. Das ist ein Menschenrecht, welches wir da fördern wollen. Dieses ist bei uns absolut selbstverständlich.