Der Kalender zeigt den 25. April 1953 – es ist der Hochzeitstag von Hedwig und Hans Bohner. 71 Jahre lang sind die beiden nun schon ein Ehepaar. Sie ist unterdessen 96 Jahre alt, er sogar schon 100 Jahre.
In ihrem Haus in Hombrechtikon leben die beiden immer noch zusammen. Trotz des hohen Alters sind Hedwig und Hans nach wie vor gesund, sind unternehmungslustig und gehen gerne auf Reisen. Letztes Jahr waren sie in Costa Rica. Aktuell reizen würden sie die Kapverdischen Inseln oder Kolumbien. Kolumbien komme wohl weniger infrage, meint Hans, die Kapverden aber sicher. «Reisen geht immer», sagen beide.
Hans und Hedwig Bohner sind ein Herz und eine Seele – diese doch eher abgegriffene Bezeichnung darf in ihrem Fall aber getrost verwendet werden. So wohnt das Ehepaar, das seit mehr als sieben Jahrzehnten verheiratet ist, denn auch seit über 50 Jahren in ihrem Zuhause im zürcherischen Hombrechtikon.
Das Rezept für eine lange Ehe
Einmal pro Tag schaut die Spitex vorbei, und auch die gemeinsamen Kinder unterstützen die Eltern bei einigen Angelegenheiten – ansonsten lebt das Paar selbstständig. Ein Rezept für die lange Ehe, das sehen sie einerseits darin, dass sie immer wieder mal für längere Zeit getrennt waren. Dies, weil Hans Bohner in der Aluminiumbranche tätig war. So war er oft beruflich unterwegs – in Australien, Neuseeland oder Südafrika.
Andererseits sei es in einer solch langen Ehe wichtig, dass sie die gleichen Sachen mögen, dieselben Menschen mögen – oder eher: mochten. Viele ihrer Freunde nämlich sind bereits verstorben. «Das ist schlimm, Freunde sind wenige geblieben», sagt Hans. Umso mehr machen sie was zu zweit, etwa spazieren, Wein trinken, kochen und essen.
Auf die Frage, wie sie sich denn kennengelernt hätten, lacht Hedwig und sagt, das sei eine sehr lange Geschichte. Beim Kennenlernen sei auch Aluminium im Spiel gewesen. Hans hat als junger Mann Chemie an der ETH Zürich studiert und daraufhin als Berater in der Aluminiumbranche gearbeitet. In diesem Zusammenhang besuchte er einst eine Fabrik in Österreich. Es war jene Fabrik, in der Hedwig als Sekretärin arbeitete.
Eine aussergewöhnliche Geschichte
Bei Hans sei es Liebe auf den ersten Moment an gewesen. «Sie hatte schöne Augen, wunderschönes Haar und war überhaupt ganz modern», sagt er. Sie aber habe ihn nicht mal wahrgenommen oder angeschaut. «Ja, das stimmt. Er war nicht der erste Mann, von dem ich gehört hatte», ergänzt sie. Hans wollte aber nicht aufgeben. Ein Jahr lang kontaktierte und besuchte er sie mehrmals, und zwar als sie in Lausanne war, um Französisch zu lernen.
«Ich habe sie immer wieder besucht, bis es auch bei ihr eingeschlagen hat», sagt er. Dann aber wurden die Gefühle für beide ziemlich stark. Eines habe zum anderen geführt, sagt sie, es sei dann einfach so passiert. Es folgte eine Hochzeit – kurz danach siedelten sie nach Kanada um, wo später zwei der drei Kinder zur Welt kamen.
Hedwig hat sich um die Familie gekümmert, während Hans arbeitete – egal, ob in Kanada, Norwegen oder auch Deutschland. «Da er ja beruflich wie mit Aluminium verheiratet war, waren wir auch immer hinter ihm her», sagt sie lachend. Es sei zum Teil schon schwierig für sie gewesen, alleine mit den Kindern. Jedoch habe sie sich damit arrangiert.
Er sei einfach zufrieden, dass Hedwig über die lange Zeit bei ihm geblieben sei und auch bei ihm bleibe. «Gott sei Dank sind wir noch zusammen – das ist einfach das, was heute sehr wichtig ist», sagt sie, «sehr wichtig.»