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Einbrüche in Waffengeschäfte Was tun gegen die ausländischen Waffendiebe?

Die Täter stammten aus dem Ausland, sagen Experten. Jetzt werden Forderungen nach mehr Kontrollen an der Grenze laut.

«Natürlich sind viele beunruhigt und überprüfen jetzt ihre Sicherheits­einrichtungen», sagt der Besitzer eines Waffengeschäfts und Präsident des Schweizerischen Büchsenmacher- und Waffenfachhändler­verbandes, Daniel Wyss.

Mehrere Einbrüche in Waffengeschäfte

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In den letzten zwei Wochen sind mindestens fünf Einbrüche in Waffengeschäfte oder Schiessanlagen in der Schweiz verübt worden: Am 17. Juli rammten Unbekannte mit einem gestohlenen Auto den Eingang eines Waffengeschäfts in Altstätten/SG. Sie stahlen mehr als zehn Faustfeuerwaffen und entkamen unerkannt.

Am 20. Juli wurden bei einem Einbruch in eine Schiessanlage in Wittenbach/SG mehrere antike Waffen gestohlen. Die Täter entkamen.

Am 21. Juli brachen Täter in ein Waffengeschäft im Unterwallis ein und entwendeten zahlreiche Schusswaffen. Auf der Flucht bauten sie einen Unfall, später konnten zwei der drei mutmasslichen Einbrecher von der Polizei verhaftet werden. Sie stammen aus Lyon/F. Die meisten der erbeuteten Waffen konnten sichergestellt werden. Ebenfalls am 21. Juli brachen unbekannte Täter in ein Waffengeschäft in Gossau/SG ein und erbeuteten 14 Faustfeuerwaffen. Nach den Tätern wird gefahndet.

Und am 26. Juli nahm die Zürcher Kantonspolizei zwei Männer in Pfungen fest, die in ein Waffengeschäft einbrechen wollten. Die Drohung eines Täters mit einem gefährlichen Gegenstand am Tatort sorgte für ein Grossaufgebot und den Einsatz einer Sondereinheit. (sda)

Der Kriminologe Dirk Baier erkennt bei den Einbrüchen ein Muster. So seien die Einbrüche der letzten Tage alle innerhalb kurzer Zeit passiert.

Ich gehe davon aus, die Waffen wurden ins Ausland gebracht.
Autor: Dirk Baier Kriminologe an der ZHAW

Das spreche dafür, dass es sich um eine Tätergruppierung handle, die gemerkt habe, dass hierzulande Einbrüche in Waffengeschäfte möglich seien, so Baier. Und dass es auch möglich sei, der Polizei zu entkommen. «Ich gehe davon aus, die Waffen wurden ins Ausland gebracht.»

Kriminelle Banden aus Frankreich in Verdacht

Für die Strafverfolgung sind in erster Linie die jeweiligen Kantonspolizeien zuständig. Sie können aber den Bund, also das Bundesamt für Polizei, Fedpol, informieren, wenn es Anzeichen für organisierte Kriminalität gibt.

Beim Fedpol heisst es auf Anfrage, dass nach wie vor die Westschweiz am stärksten betroffen sei von der Bandenkriminalität, einzelne Ereignisse gebe es auch in der Nordostschweiz. Die Tätergruppen stammten häufig aus Frankreich.

Die Täter merken schnell, wo man Beute machen kann – und wiederholen die Taten innert kurzer Zeit.
Autor: Dirk Baier Kriminologe an der ZHAW

Zuerst seien es Überfälle auf Schmuckläden oder Bankautomaten gewesen, jetzt eben Waffen, sagt Kriminologe Baier. Die betreffenden Banden seien den Strafverfolgungsbehörden immer einen Schritt voraus: «Sie merken schnell, wo man Beute machen kann – und diese Taten werden dann innert kurzer Zeit wiederholt.»

Dies, bis die betreffenden Läden «aufrüsten» und Einbrüche mit Sicherheitsmassnahmen erschwerten oder verunmöglichten.

Waffen in Geschäften besser schützen

Die Waffengeschäfte in der Schweiz müssten eigentlich schon seit drei Jahren aufrüsten: Denn seit Anfang 2022 ist eine neue Verordnung des Bundes in Kraft, die mehr Sicherheitsmassnahmen für die Geschäfte vorschreibt.

Dazu gehören etwa die Videoüberwachung oder stärkere Türen und Fenster. Die Waffenfachhändler haben allerdings Zeit bis 2027 diese Verordnung umzusetzen.

Wir haben völlig offene Grenzen. Die Verbrecher fahren problemlos in die Schweiz herein und wieder hinaus.
Autor: Daniel Wyss Präsident des Waffenfachhändler­verbandes

Genaue Zahlen, wie viele Geschäfte die verstärkten Sicherheitsmassnahmen schon umgesetzt hätten, habe er nicht, sagt Daniel Wyss vom Waffenhändler-Fachverband. Er schätzt aber, dass es weit über die Hälfte sei.

Ruf nach verstärkten Grenzkontrollen

Die Massnahmen hätten bei einigen aktuellen Überfällen aber gar nichts gebracht, so Wyss. «Bei einem Kollegen wurde mit einem starken Auto die Eingangstüre gerammt.» Das würde auch die neue Verordnung nicht verhindern, so Wyss. «Da bräuchte es extreme bauliche Massnahmen wie Poller oder ähnliches.»

Wyss sieht vielmehr die Politik gefordert: «Wir haben völlig offene Grenzen. Die Verbrecher fahren problemlos in die Schweiz herein und wieder hinaus.»

Anders sieht das der Kriminologe Dirk Baier: Für ihn müssten die Geschäfte besser geschützt werden, etwa auch durch vermehrte Polizeipräsenz. Dann hätten kriminelle Banden womöglich keinen Erfolg mehr in der Schweiz.

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Rendez-vous, 29.07.2025, 12:30 Uhr;stal;noes

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