Acht Meter unter dem Park brausen weiterhin täglich rund 120'000 Autos über die Autobahn. Oben, auf dem Autobahndeckel, ist davon kaum noch etwas zu hören – stattdessen säumen Kornblumen, Sanddorn, Linden und Steininseln den Weg.
Es riecht unglaublich.
Seit Samstag kann die Bevölkerung im Überlandpark im Nordosten Zürichs über der Autobahn A1 spazieren. Bereits am Freitag wurde das Projekt mit viel Polit-Prominenz offiziell eingeweiht. Auch Bundesrat Albert Rösti nahm am Anlass teil. Nach sechs Jahren Bauzeit sind die Einhausung und der Park fertiggestellt.
-
Bild 1 von 3. Die Projektverantwortlichen haben auf eine naturnahe Bepflanzung geachtet. Bildquelle: ZVG/Juliet Haller, AfS.
-
Bild 2 von 3. Es gibt verschiedene Auf- und Abgänge. Wer es besonders schnell haben will, kann die Rutschbahn nutzen. Bildquelle: KEYSTONE/Gaëtan Bally.
-
Bild 3 von 3. 950 Meter lang ist der Überlandpark in Schwamendingen. Bildquelle: KEYSTONE/Gaëtan Bally.
Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch zeigte sich begeistert und sagte: «Es riecht unglaublich, und man hat eine ganz tolle Sicht von hier oben.»
Das «Wunder von Schwamendingen»
Sie betonte, dass das Projekt «von der Basis» gekommen sei. Jahrelang hatte der Verein Einhausung Schwamendingen dafür gekämpft, dass eine der meistbefahrenen Strassen der Schweiz überdeckt wird und das Quartier von Lärm und Abgasen befreit. Dass es nun Realität ist, bezeichnet Vereinspräsident Jürg Rüegger als kleines Wunder, «das Wunder von Schwamendingen».
Es ist eine grosse städtebauliche Wunde, die wir endlich heilen können.
Der Verein war mit seinen Anliegen immer wieder abgeblitzt. Mauch lobte, dass die Anwohnerinnen und Anwohner dennoch nicht aufgegeben haben. Seit 1980 zerschnitt die Autobahn das Quartier. «Es ist eine grosse städtebauliche Wunde, die wir endlich heilen können», sagte sie.
Ob die Einhausung und der Überlandpark Schwamendingen tatsächlich wie erhofft wieder vereinen, müsse sich noch zeigen. «Ich habe jedoch das Gefühl, dass der Park sehr rasch von den Leuten genutzt wird», so Mauch.
Tatsächlich besuchten am Eröffnungstag Tausende den neuen Park, wie der Tages-Anzeiger berichtet. Viele lobten die naturnahe Gestaltung, wünschten sich aber mehr Schatten.
-
Bild 1 von 3. Am öffentlichen Festanlass für die Bevölkerung kamen Tausende Interessierte. Bildquelle: KEYSTONE/Gaëtan Bally.
-
Bild 2 von 3. Am Rand des Parks zeigt sich, was unter dem Deckel verborgen liegt: die Autobahn. Bildquelle: KEYSTONE/Gaëtan Bally.
-
Bild 3 von 3. Auch die kleinen Besucherinnen und Besucher kommen im neuen Park auf ihre Kosten. Bildquelle: KEYSTONE/Gaëtan Bally.
Der Park ist rund 950 Meter lang und gut 30 Meter breit. Er ist über mehrere Aufgänge erreichbar. Es gibt Spielplätze, Brunnen, ein Café und WC-Anlagen. Dank seiner vielfältigen Bepflanzung ist der Park eine Oase für Wildbienen, Nachtfalter und Eidechsen.
Laut Bundesrat ein Vorbildprojekt
450 Millionen Franken hat der Bau der Einhausung und des Parks gekostet. Mehr als die Hälfte davon übernimmt der Bund. Eine Investition, die sich lohnt, wie Bundesrat Albert Rösti sagt: «Das ist sicher ein sehr beispielhaftes Projekt.» Es verbinde ein unverzichtbares Strassenprojekt mit dem Schutz der Natur und mit den Bedürfnissen der Bevölkerung.
Das ist sicher ein sehr beispielhaftes Projekt.
Nicht alle jubeln jedoch über die neue Anlage. Weil die Lebensqualität in Schwamendingen nun gestiegen ist, könnten auch die Wohnungspreise steigen. Auch im Stadtparlament wurde diese Sorge geäussert.
Die Sorge sei nicht aus der Luft gegriffen, sagt Stadtpräsidentin Corine Mauch. «Wir beobachten das sehr nahe», sagt sie. Der Vorteil in Schwamendingen sei, dass viele Wohnungen Genossenschaften gehörten und diese ihren Mieterinnen und Mietern bei Ersatzneubauten, wenn möglich, eine neue Wohnung anbieten können.
Das Thema der möglichen Verdrängung wird die Stadt Zürich noch länger beschäftigen. Vorerst dominiert in Schwamendingen aber die Freude über den neuen grünen Teppich über der grauen Autobahn.