Es ist ruhig, aussergewöhnlich ruhig, auf dem Dach der Einhausung Schwamendingen. Man hört den Wind blasen, hie und da einen Vogel zwitschern. Was jedoch fehlt, sind Lärm der Autos auf der Autobahn.
Diese nämlich verläuft neu unter der Einhausung, das man sich als Umhüllung der Autobahn zwischen der Verzweigung Zürich-Ost und dem Schöneichtunnel vorstellen kann. Zusammen ergibt das einen umhüllten Autobahnabschnitt von 1,7 Kilometern Länge.
Bei der Einhausung gehe es primär um ein umweltwirksames Projekt, so das Bundesamt für Strassen Astra. Damit würden die von der Autobahn verursachten Beeinträchtigungen minimiert.
Und das heisst konkret: viel weniger Lärm und Abgase. Etwas, worunter die Anwohnerinnen und Anwohner des betroffenen Autobahnabschnitts seit mehreren Jahrzehnten gelitten haben.
Nach 20 Jahren Planung ist es nun fast so weit
Das rund 450 Millionen teure Bauprojekt ist nach rund 20 Jahren Planung nun der kompletten Fertigstellung deutlich näher gekommen. Die Autobahn selbst ist jetzt unter einem Deckel aus Beton und Stahl verschwunden – bis zur eigentlichen Eröffnung dauert es noch rund ein Jahr. Bis dahin soll noch alles installiert, die letzten Bäume gepflanzt und der Kiosk eingerichtet werden.
Denn die Einhausung soll es in sich haben: Nicht nur Lärm und Abgase sollen verschwinden respektive minimiert werden – auf dem Deckel entsteht zurzeit ein Park mit Spielplätzen, Kiosk, Bar und einer Rutschbahn runter ins Quartier. Ausserdem soll die Überbauung die beiden Teile des Zürcher Stadtteils Schwamendingen wieder miteinander verbinden, die Quartiere und Menschen einander wieder näher bringen.
Aufgrund des Ausmasses der Einhausung Schwamendingen ist das Projekt für viele fast schon ein Jahrhundertprojekt. «Das ist sicher in der Schweiz in dieser Art einzigartig», sagt Rolf Eberle, der das Projekt seit zwölf Jahren leitet. Es sei auch eine grosse Herausforderung: Sei es wegen des schwierigen Untergrunds, wegen des Tramtunnels, das ebenfalls unter der Autobahn verläuft oder aber vor allem, weil die Strasse, abgesehen von Sperrungen in der Nacht, grundsätzlich offen war.
Hinzu komme, dass es fast keinen Platz zum Arbeiten gebe. Ein Beispiel: Wie will man bewerkstelligen, dass die ausgehobene Erde effizient abtransportiert werden kann, wenn links und rechts Autos und Lastwagen vorbeidüsen? Für das mussten neue Lösungen her, etwa ein Blockierfahrzeug im laufenden Verkehr, das Platz geschaffen habe für die ausfahrenden Werksfahrzeuge.
Von dem merkt man auf dem Deckel der Einhausung nun nichts mehr. Hier sieht es zwar noch unfertig aus und es wird weiter fleissig gebaut. Auch an einem grossen Brunnen, quasi im Herzen des Einhausungsdeckels, wird gebaut. 19 Meter lang und drei Meter breit wird er dereinst sein. Kinder können planschen gehen – Erwachsene ihre Füsse abkühlen.
Immer wieder sind auch Blumen und Bäumlinge zu sehen. Ebenso sind Ecken mit Steinen oder Totholz geplant, damit Tiere wie beispielsweise Käfer oder Eidechsen sich ausbreiten können. Viele Ideen für die Extras auf der Einhausung sind aus dem Quartier gekommen. Für Rolf Eberle ist klar, dass eine Verweilfläche entsteht: «Es wird etwas Wunderbares geben.»