Es blüht derzeit am Wegrand, auf den Feldern oder im Garten – und ähnelt der Kamille: das Einjährige Berufkraut. Trotz ihrer schönen weissen Blüte ist die Blume aber nicht willkommen. Denn sie gilt als ein invasiver Neophyt – also eine nicht-einheimische Pflanze, die sich auf Kosten einheimischer Arten schnell ausbreitet.
Jetzt aber zeigt sich, dass das Problem noch grösser ist als angenommen. «Die Pflanze muss hartnäckiger bekämpft werden als andere Neophyten, von denen wir schon viel länger wissen», sagt Daniel Fischer, Sektionsleiter Biosicherheit beim Kanton Zürich. Fischer koordiniert dort die kantonale Neophyten-Bekämpfung.
Das Einjährige Berufkraut verbreitet sich über Samen. Diese fallen auf den Boden und keimen, auch wenn man längst alle Pflanzen herausgerissen hat. «So muss man Jahr für Jahr jäten bis alle Samen entweder verschimmelt, gekeimt und gestorben sind oder vielleicht von Mäusen gefressen wurden», sagt Fischer.
Wohlfühloase Schweiz
Insgesamt sei die Bekämpfung des Berufkrauts vier bis fünf Mal aufwändiger als bei anderen Neophyten wie etwa der Goldrute. Der Experte erklärt, dass sich invasive Pflanzen in anderen Weltregionen anders als in ihrer angestammten Heimat verhalten können. Was übrigens auch auf Tiere zutrifft, die sich in neuen Lebensräumen anders verhalten können.
Wenn nur schon ein Samen einen Kilometer fliegt oder von einem Fahrzeug transportiert wird, können am neuen Ort tausende neue Samen entstehen.
«Dass sich die Samen des Berufkrautes bei uns derart hartnäckig verhalten, haben wir erst im Lauf der Zeit realisiert. Das konnte vorher gar niemand wissen.» Eine wirkliche Erklärung, warum sich das Berufkraut in der Schweiz besonders wohl fühlt, habe man bislang noch nicht.
Der Kampf gegen das Erigeron annuus, wie es in der Fachsprache heisst, ist also äusserst aufwändig und verlangt viel Handarbeit. «Es ist enorm wichtig, jede einzelne Pflanze mit den Wurzeln auszureissen», sagte auch schon Matthias Knecht von Öko-Job in einem früheren SRF-Bericht.
Laut Fischer, dem Koordinator der Zürcher Neophyten-Bekämpfung, arbeiten die Kantone intensiv zusammen, um dem Berufkraut den Garaus zu machen. Dabei wird auch eruiert, welche Möglichkeiten überhaupt bestehen, um Wiesen und Felder nachhaltig von dem Eindringling zu befreien. «Wir haben festgestellt, dass man ein weisses Feld zehn Jahre ausreissen muss – und es nützt immer noch nichts», sagt Fischer.
Achtsamkeit ist gefragt
Seine abschliessende Botschaft: Vorsorge ist besser als Nachsorge. «Denn wenn nur schon ein Samen einen Kilometer fliegt oder von einem Fahrzeug transportiert wird, können am neuen Ort tausende neue Samen entstehen. Und das im Umkreis von ein paar Metern.»
Die Folge: Im Jahr darauf können erst einmal ein paar wenige Pflanzen keimen. Und bevor man sich versieht, blüht ein ganzes Feld weiss. Wer also auch nur ein Berufkraut auf seinem Feld übersieht, auf den können jahrelange Arbeiten zukommen.