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Das Einjährige Berufkraut breitet sich in der Schweiz aus
Aus Rendez-vous vom 20.07.2022.
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Einjähriges Berufkraut Schöne Blüte sorgt für rote Köpfe

Hübsch, aber fatal für die heimische Flora: Der invasive Neophyt erweist sich als hartnäckiger als andere Eindringlinge.

Es blüht derzeit am Wegrand, auf den Feldern oder im Garten – und ähnelt der Kamille: das Einjährige Berufkraut. Trotz ihrer schönen weissen Blüte ist die Blume aber nicht willkommen. Denn sie gilt als ein invasiver Neophyt – also eine nicht-einheimische Pflanze, die sich auf Kosten einheimischer Arten schnell ausbreitet.

Jetzt aber zeigt sich, dass das Problem noch grösser ist als angenommen. «Die Pflanze muss hartnäckiger bekämpft werden als andere Neophyten, von denen wir schon viel länger wissen», sagt Daniel Fischer, Sektionsleiter Biosicherheit beim Kanton Zürich. Fischer koordiniert dort die kantonale Neophyten-Bekämpfung.

Das Einjährige Berufkraut
Legende: Das Einjährige Berufkraut (rechts im Bild) sieht der Kamille sehr ähnlich. Weil es sich massiv vermehrt und andere Pflanzen verdrängt, wurde es in die Schwarze Liste der invasiven Neophyten aufgenommen. Erwin Jörg / Neophyt.ch

Das Einjährige Berufkraut verbreitet sich über Samen. Diese fallen auf den Boden und keimen, auch wenn man längst alle Pflanzen herausgerissen hat. «So muss man Jahr für Jahr jäten bis alle Samen entweder verschimmelt, gekeimt und gestorben sind oder vielleicht von Mäusen gefressen wurden», sagt Fischer.

Wohlfühloase Schweiz

Insgesamt sei die Bekämpfung des Berufkrauts vier bis fünf Mal aufwändiger als bei anderen Neophyten wie etwa der Goldrute. Der Experte erklärt, dass sich invasive Pflanzen in anderen Weltregionen anders als in ihrer angestammten Heimat verhalten können. Was übrigens auch auf Tiere zutrifft, die sich in neuen Lebensräumen anders verhalten können.

Wenn nur schon ein Samen einen Kilometer fliegt oder von einem Fahrzeug transportiert wird, können am neuen Ort tausende neue Samen entstehen.
Autor: Daniel Fischer Sektionsleiter Biosicherheit beim Kanton Zürich

«Dass sich die Samen des Berufkrautes bei uns derart hartnäckig verhalten, haben wir erst im Lauf der Zeit realisiert. Das konnte vorher gar niemand wissen.» Eine wirkliche Erklärung, warum sich das Berufkraut in der Schweiz besonders wohl fühlt, habe man bislang noch nicht.

So erkennen Sie das Einjährige Berufkraut

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Legende: Erwin Jörg / neophyt.ch

Das Einjährige Berufkraut ist in Nordamerika beheimatet und wurde bei uns als Gartenpflanze eingeführt. Es ist eine bis zu einem Meter hohe Krautpflanze. Die ganze Pflanze ist behaart. Im Gegensatz zur Kamille, die dem Berufkraut sehr ähnlich ist, hat das Berufkraut ungeteilte, grob gezähnte Blätter.

Ab Juli entstehen bereits reife Samen, die meist schon im Herbst keimen. Die Überwinterung findet dann als Rosette statt. Die Früchtchen sind mit einem Schirmchen versehen, wodurch sie mit dem Wind kilometerweit fortgetragen werden können. Keimfähige Samen bilden sich auch ohne Befruchtung. Daher kann sich aus einer einzigen Pflanze ein ganzer Bestand bilden. (Quelle: neophyt.ch)

Der Kampf gegen das Erigeron annuus, wie es in der Fachsprache heisst, ist also äusserst aufwändig und verlangt viel Handarbeit. «Es ist enorm wichtig, jede einzelne Pflanze mit den Wurzeln auszureissen», sagte auch schon Matthias Knecht von Öko-Job in einem früheren SRF-Bericht.

Video
Aus dem Archiv: Kampf gegen das Einjährige Berufkraut
Aus Tagesschau vom 24.07.2021.
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Laut Fischer, dem Koordinator der Zürcher Neophyten-Bekämpfung, arbeiten die Kantone intensiv zusammen, um dem Berufkraut den Garaus zu machen. Dabei wird auch eruiert, welche Möglichkeiten überhaupt bestehen, um Wiesen und Felder nachhaltig von dem Eindringling zu befreien. «Wir haben festgestellt, dass man ein weisses Feld zehn Jahre ausreissen muss – und es nützt immer noch nichts», sagt Fischer.

Achtsamkeit ist gefragt

Seine abschliessende Botschaft: Vorsorge ist besser als Nachsorge. «Denn wenn nur schon ein Samen einen Kilometer fliegt oder von einem Fahrzeug transportiert wird, können am neuen Ort tausende neue Samen entstehen. Und das im Umkreis von ein paar Metern.»

Die Folge: Im Jahr darauf können erst einmal ein paar wenige Pflanzen keimen. Und bevor man sich versieht, blüht ein ganzes Feld weiss. Wer also auch nur ein Berufkraut auf seinem Feld übersieht, auf den können jahrelange Arbeiten zukommen.

SRF 4 News, 20.07.2022, 07:45 Uhr;

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