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Einsatz im Oberwallis Helikopter-Zwist: Darum geht es

Im Rhonetal ist diese Woche nicht nur ein Waldbrand, sondern auch ein Streit zwischen Einsatzkräften entflammt. Air Zermatt kritisiert den Einsatz der Armee.

Noch knistert und raucht es im Wald im Oberwallis. Die Lage hat sich aber stabilisiert. Während der Löscharbeiten oberhalb der Gemeinde Bitsch ist im Rhonetal allerdings etwas anderes entflammt: ein Streit zwischen den Einsatzkräften.

Angeheizt wurde dieser von der Helikoptergesellschaft Air Zermatt. Sie kritisiert, dass auch die Armee zur Brandbekämpfung beigezogen worden ist.

Effiziente Löschung dank «Bambi Bucket»

Ohne Unterbruch kreisen seit Montagabend über dem Aletschwald Helikopter. Sie werfen tonnenweise Wasser ab und versuchen, die Feuer zu löschen, die sich auf einer Fläche von rund 100 Hektaren ausgebreitet haben.

Im Einsatz sind auch zwei Super-Puma-Helikopter der Schweizer Armee. «Dieses Aufgebot ist am späten Montagabend bei uns eingetroffen. Um kurz nach 21 Uhr war bereits ein Helikopter der Armee vor Ort im Einsatz», so Armeesprecher Stefan Hofer.

Bei der Löschung von Bränden seien die Super-Puma-Helikopter sehr effizient: «Mit dem sogenannten ‹Bambi Bucket›, das ist eine Art Sack, der unter dem Puma hängt, können rund zwei Tonnen Wasser auf einmal an einem See oder einem Wasserbezugspunkt aufgenommen werden. Danach können sie das Wasser gezielt an einem bestimmten Ort abwerfen.»

Der Armeesprecher erklärt gegenüber Radio SRF: «Das Gesuch erhalten wir von den zivilen Behörden des betroffenen Kantons. Sie teilen uns dann mit, dass sie nicht mehr ausreichend Mittel haben, um eine Schadenslage bewältigen zu können.»

Air Zermatt pocht auf Subsidiaritätsprinzip

An dieser Hilfe der Armee gibt es nun aber Kritik von anderen Einsatzkräften, namentlich von der Helikoptergesellschaft Air Zermatt. In einer E-Mail, die der Zeitung «Walliser Bote» vorliegt, kritisiert Verwaltungsratspräsident Philipp Perren den Zuzug der Armee. Nach dem Subsidiaritätsprinzip dürfe die Armee nur zum Einsatz kommen, wenn die zivilen Mittel nicht ausreichten. Die privaten Einsatzkräfte hätten die Lage im Wallis aber im Griff gehabt.

Perron schreibt weiter: «Die Einsatzleitung hat die Armee nur aufgeboten, weil diese gratis ist und diese Flüge nicht bezahlt werden müssen, im Gegensatz zu den Helikoptern von Air Zermatt.»

Es spielt keine Rolle, was für Farben die Helikopter haben – es ist die Wirkung, ihr Ziel.
Autor: Mario Schaller Einsatzleiter beim Waldbrand im Oberwallis

Auf diese Kritik angesprochen, sagte der zuständige Einsatzleiter Mario Schaller am Mittwochmorgen an einer Medienkonferenz, dass der Einsatz in erster Linie effizient ablaufen müsse. «Es spielt keine Rolle, was für Farben die Helikopter haben – es ist die Wirkung, ihr Ziel. Und ich betone, dass wir die Wirkung erreicht haben. Wir haben die Lage stabil gehalten. Das ist für uns das Wichtigste.»

Der roter Helikopter steht auf einer Wiese. Daneben eine Gruppe von Menschen.
Legende: Ein Hubschrauber der Air Zermatt im Einsatz. (Bild vom 12.10.2022) KEYSTONE/Julien Grindat

Kurz vor Mittwochmittag äusserte sich Air Zermatt nochmals zu diesem Zwist – schriftlich in einer Medienmitteilung. Sie ging unter anderem auf den Vorwurf ein, Air Zermatt habe den Armeeeinsatz nur aus Geldgier kritisiert. «In dieser Phase des Einsatzes spielten finanzielle Überlegungen keine Rolle.

Das vorrangige Ziel von Air Zermatt ist, den Brand so schnell wie möglich zu löschen und das Leben von Menschen zu schützen», so Gerold Biner, CEO von Air Zermatt. Hierfür seien vor allem zu Beginn des Einsatzes die Helikopter von Air Zermatt besser geeignet gewesen.

Im Wallis dauert der Einsatz der Armee noch an – trotz möglicher Unstimmigkeiten zwischen den Einsatzkräften. Klar ist: Die Behörden gehen davon aus, dass sie noch mehrere Tage oder sogar Wochen gegen das Feuer kämpfen müssen.

Rendez-vous, 19.07.2023, 12:30 Uhr

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