Giacomo Garzoli ist FDP-Grossrat und im Maggiatal zuhause – dort also, wo es Dutzende von Rustici gibt und die Beschwerden des Bundes für starke Emotionen sorgen: «Wir haben den Eindruck, dass der Bund die Situation im Tessin schlicht nicht versteht.»
Die aktuelle Rechtslage zwinge die Tessiner dazu, die Bauten ihrer Vorfahren einfach so aufgeben zu müssen. «Das ist doch schade. Sie könnten den abgelegenen Tälern auch zu neuem Leben verhelfen», so Garzoli. Gross ist das Unverständnis im Süden. Die Hauptkritik: Man habe mit dem Bund einen Plan ausgehandelt, wie man die Rustici umwandeln könnte. Doch dieser Plan soll jetzt plötzlich nicht mehr gelten.
Umnutzung birgt Gefahr
Eine andere Sicht hat man beim Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) in Bern. Die jetzt beanstandeten Rustico-Umbaupläne im Tessin erfüllten bestimmte Voraussetzungen eben nicht: «Eine Umnutzung beinhaltet eine gewisse Gefahr», erklärt Chef-Jurist Thomas Kappeler.
Weil Nichtsiedlungsgebiet, seien grundsätzlich keine Wohnnutzungen zugelassen. «Es braucht eine spezielle Situation, die die Umnutzung begründet, weil mit solchen Ferienwohnungen auch die Zersiedlungsgefahr erhöht wird.»
Der gute Wille wäre da
Die Gefahr der Zersiedelung: Ein Schlüsselwort. Denn im Tessin wird diese Gefahr gerade in den Tälern nicht so stark beachtet wie in der Deutschschweiz. Im Tessin überwiegt die Aussicht auf das neue Leben, das die Rustici den Tälern einhauchen könnten. Wie also diesen Interessenskonflikt lösen?
«Wir lösen das Problem mit gesundem Menschenverstand und gemeinsamen Gesprächen. Es geht darum, die bestehenden Gesetze möglichst sinnvoll anzuwenden», so der FDP-Grossrat Garzoli. Auch Kappeler spricht von gemeinsamen Gesprächen, die Klärung bringen sollten. Der gute Wille ist also da. Nur sind die Positionen so unterschiedlich, dass am Ende wohl die Gerichte entscheiden werden müssen, wo im Tessin ein Stall umgebaut werden darf – und wo eben nicht.