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Eisregen und Glätte «Lieber alles, was Räder hat, stehen lassen»

SRF Meteo warnt vor einer gefährlichen Situation auf den Strassen . Meteorologe Jan Eitel erklärt, warum man das Auto und Velo am frühen Morgen lieber stehen lässt.

Jan Eitel

Meteorologe

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Jan Eitel hat an der Universität Basel Geografie mit der Spezialisierung Meteorologie studiert. Seit 2006 arbeitet er bei SRF Meteo .

SRF Meteo warnt vor einer prekären Wetterlage. Was erwartet uns?

Jan Eitel: Bereits am Dienstagnachmittag und -abend sind Schneewolken unterwegs und auch Nieselregen. Es gibt also vor allem zwischen den Voralpen und dem Nordrand der Schweiz zum Teil Schnee. Und man muss mit Schneeglätte rechnen. Die Mengen sind allerdings relativ verhalten.

Karte mit Warnung.
Legende: SRF

Gleichzeitig ist in einer unteren Wolkenschicht Nieselregen unterwegs, der in Form von flüssigem, feinem Regen auf den gefrorenen Boden fällt. Und somit muss man mit rutschigen Strassen und Trottoirs rechnen. Dies am Dienstagabend bis etwa Mitternacht. In der zweiten Nachthälfte ist es dann meist trocken.

Ab wann wird es aber richtig gefährlich? Und warum?

Ab dem frühen Mittwochmorgen kommt von Westen her warme und feuchte Luft. Es beginnt zu regnen. Die Temperaturen liegen da aber etwa bei -2 Grad, also noch unter dem Nullpunkt. Darum kann es in einer Anfangsphase passieren, dass dann gefrierender Regen zustande kommt. Wenn sich also warme Luft über kalte Luft legt und Regen in die darunterliegende Kaltluft fällt, dann können die Regentropfen unterkühlen. Beim Auftreffen auf den Boden gefrieren die Regentropfen sofort und es entsteht eine klare, sehr glatte Eisschicht. Es kann sich sogar ein regelrechter Eispanzer bilden. 

Man muss also mit Glatteis rechnen, allgemein am Mittwochvormittag, im östlichen Mittelland vielleicht auch bis in den frühen Nachmittag hinein. Nur vom Wallis bis nach Graubünden und im Tessin bleibt es meist trocken.

Es gibt richtiges Tauwetter am Mittwochnachmittag.

Danach ist die Luft mild, etwa plus vier oder plus fünf Grad und es geht auch ein zügiger Südwestwind. Und dann regnet es weit rauf, bis auf etwa 1400 bis 1800 Meter. Es gibt also richtiges Tauwetter am Mittwochnachmittag.

Wie oft kommt so ein Wetterumschwung vor, wo es auch zu diesem Eisregen kommen kann?

Das kann eigentlich im Winterhalbjahr immer wieder mal zustande kommen. Häufig, wie auch dieses Mal, haben wir eine Kaltphase mit einigen Eistagen, wie wir es jetzt hatten. Also Temperaturen den ganzen Tag unter null Grad.

Vor allem am Mittwochvormittag wird es prekär, sogar richtig gefährlich.

Und irgendwann kommt von Westen vom Atlantik her warme, feuchte Luft in Verbindung mit einer Warmfront. Und die gleitet dann auf dieses riesige Kaltluftpolster auf. Der flüssige, unterkühlte Regen fällt dann in den mächtigen Kaltluftsee, direkt auf den Boden und friert an zu einer Eisschicht. Eigentlich ein nicht untypisches Phänomen im Winter.

Welche Empfehlungen geben Sie für Dienstagabend und Mittwochmorgen?

Am Dienstagabend wird es nur stellenweise rutschig werden durch Schneeglätte oder Glatteis. Ich denke, vor allem am Mittwochvormittag wird es prekär, sogar richtig gefährlich. Und wenn es irgendwie möglich ist, dann macht es Sinn im Homeoffice zu arbeiten. Wenn man aber rausmuss, dann lieber den Zug nehmen oder das Tram – also die Schienen benützen. Alles, was Räder hat, lässt man lieber stehen. Denn sonst wird das eine ziemlich grosse Rutschpartie.

Das Gespräch führte Claudia Blangetti.

SRF Meteo, 13.12.2022, 12:55 Uhr ; 

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