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Emmi und Nachhaltigkeit «Bei der Milchproduktion muss man ganz genau hinschauen»

Der Luzerner Milchverarbeiter Emmi hat sich zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Es gibt allerdings Berechnungen, die zeigen, dass ein Liter konventionelle Kuhmilch so viel Treibhausgas verursacht wie ein Liter Benzin. Wie der Milchverarbeiter sein Ziel trotzdem erreichen will und wo noch Nachholbedarf besteht, erklärt Gerold Schatt, Nachhaltigkeitsverantwortlicher bei Emmi im Gespräch.

Gerold Schatt

Nachhaltigkeitsverantwortlicher bei Emmi

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Vor sechs Jahren hat Emmi entschieden, der Nachhaltigkeit ein besonderes Augenmerk zu verleihen und hat Gerold Schatt zum Leiter Nachhaltigkeit ernannt. Der 44-Jährige lebt in Hochdorf und war vorher schon bei Emmi beschäftigt.

SRF News: Kann Milch überhaupt jemals klimaneutral sein?

Gerold Schatt: Milch ist ein wunderbares Naturprodukt und ist deshalb eigentlich in einem biologischen Kreislauf. Das Problem kam erst auf, als der Mensch eingegriffen und diesen Kreislauf durchbrochen hat. Ich glaube deshalb, dass in einem klimaneutralen System der Konsum von Milch durchaus funktionieren kann. Es liegt in unserer Verantwortung, dies sicherzustellen und zu verbessern. Dabei muss aber auch unser Business langfristig gesichert werden.

Wo könnten Sie ansetzen, dass die Milch nachhaltiger wird?

Man muss bei der Milchproduktion ganz genau hinschauen. Es gibt da sehr grosse Unterschiede. Die Schweiz zum Beispiel ist bereits ein ganz starkes Grasland. Das sind sehr gute Voraussetzungen. Aber es gibt natürlich auch andere Länder, welche viel mehr Kraftfutter einsetzen. Milchproduktion macht dann Sinn, wenn Raufutter gebraucht wird, also die Kühe mit Gras oder Heu gefüttert werden. Dann schliesst sich der Kreislauf: Das Gras bindet CO₂, und dieses wird wieder freigesetzt.

Was heisst das konkret für Emmi? Dass es eigentlich besser wäre, auf einer Weide, wo zur Zeit Kühe sind, Nahrungsmittel anzupflanzen, welche der Mensch direkt isst?

Ja, überspitzt kann man das so sagen. Man darf sich aber nicht vorstellen, dass man dies von einem Tag auf den anderen ändern kann. Das wäre falsch. Es geht um die Sensibilisierung und um die Frage, welche Anreize wir als Firma setzen können, damit sich die Landwirtschaft entwickeln kann und die Bauern eine Perspektive haben. Damit es in die richtige Richtung geht, muss auch der Bund Rahmenbedingungen setzen.

Seit zwei Jahren hat Emmi eine Linie mit Pflanzenmilch. Will Emmi die Leute überzeugen, mehr Pflanzenmilch statt konventioneller Milch zu trinken?

Es ist wirklich ein Konsumentenbedürfnis. Ich glaube auch, dass sich bei den Bauern das Bewusstsein schärft, dass sie Rohstoff anbauen können. Die Umsetzung ist keine Gefahr, es ist eine Chance.

Ich glaube, dass sich bei den Bauern das Bewusstsein schärft, dass sie Rohstoff anbauen können.

Der ökologische Fussabdruck ist definitiv kleiner. Allerdings ist auch da wichtig, dass die Rohstoffe verantwortungsvoll produziert werden.

Bis jetzt macht die Pflanzenmilch ein bis drei Prozent bei Emmi aus. Wenn Emmi bis 2050 klimaneutral sein will, kann es dann sein, dass bis dann der Anteil an Pflanzenmilch viel mehr ausmachen wird? Vielleicht sogar 50 Prozent?

50 Prozent wird es nicht ausmachen. Wenn ich mich in der Branche und bei anderen Partnern umhöre, dann glaube ich, dass der Anteil an Pflanzenmilch so bei 20 Prozent liegen wird. Ganz wichtig finde ich, dass man hier nicht alles schwarz-weiss sieht. Manchmal habe ich das Gefühl, es darf nur entweder oder sein, also Milch oder Milchalternativen. Ich glaube, das wäre falsch. Beide haben aus ökologischer Sicht Vorteile, auch ernährungstechnologisch haben wir ein grösseres Spektrum. Wir sollten diese Vorteile nutzen, im bestmöglichen Zusammenspiel.

Das Gespräch führte Lea Schüpbach.

Regionaljournal Zentralschweiz, 07.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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