Sechs Ecken, dunkelblauer Metallrahmen, fünf Münz- und Kartentelefone: Die Telefonkabine am Basler Barfüsserplatz stand nicht nur im Stadtzentrum, sie war auch mitten im Herzen vieler: Genau vor dieser Kabine verabredeten sich Generationen; als Treffpunkt für Liebe, Geschäft und Ausgang haben sie viele Menschen in persönlicher Erinnerung. Nun kommen die Kult-Kabinen für eine Ausstellung zurück ins Zentrum von Basel.
Viele Menschen haben dort ihre erste Liebe getroffen.
«Viele Menschen haben dort ihre erste Liebe getroffen», erzählt Patrick Moser, Kurator am Historischen Museum Basel (HMB). Bei Regen konnte man «am Schärme» drinnen auf den Schatz warten und ignorierte den penetranten Zigarettengestank dafür gerne. Auch andere Düfte waren darin markant, obwohl öffentliche Toiletten nahe lagen.
Die Telefonkabine am Barfüsserplatz – der Treffpunkt schlechthin
Je mehr Leute jedoch ein Mobiltelefon besassen, desto weniger wurde in diesen Kabinen tatsächlich telefoniert. In der grössten davon richtete sich vor der Demontage sogar ein Obdachloser mit seinen Habseligkeiten ein.
Parlament setzte sich für die Kabine ein
Selbst die Basler Politik beschäftigte sich mit den Kult-Kabinen. Die Grüne Kantonsparlamentarierin Jo Vergeat regte vor der Ausserbetriebnahme an, sie dem HMB zu vermachen und einen würdigen Ersatztreffpunkt einzurichten. Ihr Vorstoss wurde vom Rat stillschweigend überwiesen. «Für viele Generationen war und ist die Telefonkabine beim «Barfi» ein fester Bestandteil ihrer (Ausgeh-)Geschichte. Sie erfreut sich im Basler Gedächtnis einer überaus grossen Beliebtheit», schrieb Vergeat 2019.
Im Herbst jenes Jahres wurde diese Kult-Kabine als letzte der Swisscom in Basel ausser Betrieb genommen und demontiert. Die landesweit letzte Swisscom-Kabine wurde übrigens nur gerade zwei Monate später in Baden demontiert. Die Basler Kabine wurde nicht verschrottet, sondern sorgfältig zerlegt, dem HMB vermacht und dort eingelagert. Das dauerte eine ganze Woche.
Zuvor fand ein gut besuchtes Abschiedsfest unter dem Titel «Aadie Delifoonkabine» der Basler Organisation «Kulturstadt Jetzt» statt. Die Frage eines Ersatztreffpunkts statt der Kabine werde im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbes für den Platz berücksichtigt, schrieb die Basler Regierung im Januar 2023. Der Regierungsrat anerkenne «die prägende Wirkung der Telefonkabinen am Barfüsserplatz für den Ort und für die breiten Bevölkerungsschichten». Gegenüber der «Basler Zeitung» liess Regierungspräsident Beat Jans durchblicken, dass dabei auch eine Rückkehr der Kult-Kabine auf den Barfi denkbar sei.
Jetzt ist die Kult-Kabine also vorübergehend wieder auferstanden, wenn auch stumm als Teil einer Ausstellung des HMB. Dies passenderweise in Sichtweite des früheren Standortes, nämlich vor dem Museum, das in der umgenutzten Barfüsserkirche über dem Platz thront.
Die Basler Kabine ist übrigens nicht die einzige Publifon-Kabine, die in einem Museum gelandet ist: Die allerletzte aus Baden hat das Museum für Kommunikation in Bern erhalten. Nach Angaben der Swisscom wurden rund 650 ihrer Publifone umgenutzt, unter anderem als Getränkeautomaten, Defibrillatorstandorte, öffentliche Bücherschränke oder Bars.